[SFB_disko] Autonomes Seminar an der Humboldt-Universität/Geschichte der Gemeinwohlarbeit

wolfgang ratzel wolfgang.ratzel at arcor.de
Die Dez 6 15:34:45 CET 2005


(Doppelzusendungen bitte ich zu entschuldigen)

Autonomes Seminar an der Humboldt-Universitaet -
Forum Neue Gemeinwohlpolitik
Reihe "Selektion und Sellbstbehauptung des entbehrlichen Lebens"

EINLADUNG zum Seminar: Selbstbehauptung durch Gemeinwohlarbeit - Zur 
Geschichte des Freiwilligen Arbeitsdienstes

Teil 2: Der Freiwillige Arbeitsdienst (FAD) in der Weimarer Republik

Die Menschheit konfrontiert sich im 21.Jahrhundert mit drei 
katastrophischen Dynamiken: Erstens gigantische menschengemachte 
Umweltkatastrophen, die mit Verelendungsprozessen und barbarischen 
Kriegen einhergehen;
zweitens systembedingte Verknappung von lebensnotwndigen Ressourcen 
(Energie, Wasser, Boden, Luft), die mit Verelendungsprozessen und 
barbarischen Kriegen einhergehen;
drittens ein unvorstellbares Ausmass von dauerhafter 
Massenerwerbslosigkeit, die einhergeht mit einem neuen Typ von 
'inneren Buergerkriegen', die sich -frei von jeder aufbauenden 
politischen Perspektive- als barbarische, rein-destruktive Exzesse 
ereignen.

Hinsichtlich den Verelendungsprozessen und der 
Dauermassenerwerbslosigkeit stellt sich aus der Perspektive der 
HERRschenden die Frage so:

Was tun mit den 'ueberfluessigen' Menschen?
Verhungern und sterben lassen (wie es laengst massenhaft geschieht)?
Oder mehr schlecht als recht verwalten, aufbewahren und 'irgendwie' 
leben-lassen?
Oder sie aktivieren und die Aktivierten 'irgendwie' in den 
Produktionsprozess integrieren?
Oder ein Mix aus allen drei Formen?

Aus unserer Perspektive stellt sich die Frage so:
Wie koennen wir uns als Auf-Dauer-Entbehrliche dauerhaft selbst behaupten?
Wie koennen wir dem Verelenden, dem Aufbewahrtwerden entkommen?
Eröffnet sich im Abseits der Gesellschaft, in dem wir sind, eine neue 
nichtkapitalistische Form des Zusammenlebens und -arbeitens.

Aus dieser Perspektive suchen wir Vor-Bilder in der Vergangenheit und 
finden sie vielleicht in der Arbeitslager- Volkslager- und 
Volksbildungsbewegung der Weimarer Republik. Dort verknuepften die 
'ueberfluessigen' Menschen der 20er-Jahre des 20.Jahrhunderts zum 
ersten Mal ihre persoenliche und kollektive Selbstbehauptung mit 
GEMEINWOHLARBEIT!
Die weitere Geschichte des Freiwilligen Arbeitsdienstes (FAD) gibt 
vielleicht Antworten auf die Frage, wie heute Selbstbehauptung durch 
Gemeinwolhlarbeit inszeniert werden koennte.

In nachfolgenden Sitzungen werden wir noch das US-Civilian 
Conservation Corps (CCC) (die us-amerikanische Variante des 
Freiwilligen Arbeitsdienstes) in den Vergleich einbeziehen; ebenso 
den NS-Reichsarbeitsdienst (RAD), den DDR-Arbeitsdienst 'Dienst fuer 
Deutschland', den polnischen Arbeitsdienst 'Sluzba Polsce' (falls wir 
Quellenmaterial finden) und die heutigen Hartz 
IV-Arbeitsgelegenheiten.

Naechstes Treffen: Donnerstag, den 8. Dezember 2005, 18-20 Uhr
Seminargebaeude der Humboldt-Uni, Invalidenstr. 110, Raum 293 (der 
Eingang ist gegenueber dem Suedausgang des U-Bf Zinnowitzer Str.)

Viele Gruesse
Wolfgang
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