[imc-presse] [attac-d-presse] Jahrbuch Steuergerechtigkeit 2024 ist online! Mit UmSTEUERungspotenzial von 75 Milliarden Euro.
Presse
presse at attac.de
Wed Mar 6 08:47:39 CET 2024
/Bitte beachten Sie die folgende Pressemitteilung des Netzwerks
Steuergerechtigkeit, dessen Mitglied Attac Deutschland ist./
Pressemitteilung als PDF: https://link.attac.de/steuerjahrbuch-24
---------------------------
*Pressemitteilung zum Jahrbuch Steuergerechtigkeit 2024*
*UmSTEUERungspotenzial von 75 Milliarden Euro: Das deutsche Steuersystem
braucht dringend ein Update.*
/Berlin, 06.03.2024/
Deutschland ist Hochsteuerland für Menschen, die für ihr Geld arbeiten,
aber Niedrigsteuerland für Superreiche, die einen Großteil ihrer
Einkommen aus Vermögen beziehen.
Ein typischer Multimillionär zahlt mit 24 Prozent (inkl. Sozialabgaben)
nur die Hälfte des Reichensteuersatzes von 47,5 Prozent (inkl. Soli) und
knapp die Hälfte dessen, was eine Durchschnittsverdiener-Familie zahlt.
Unsere Beispiel-Milliardäre haben ihren Steuersatz seit 1996 von etwa 60
Prozent auf 25 Prozent mehr als halbiert. Immobilienmilliardäre zahlen
mit knapp 17 Prozent sogar noch weniger. Und gerade die größten und
profitabelsten Konzerne zahlen trotz globaler Mindeststeuer auf ihre in
Deutschland erwirtschafteten Gewinne deutlich weniger als die Hälfte
dessen, was kleine lokale Unternehmen zahlen.
Bereits zum dritten Mal gibt das Jahrbuch Steuergerechtigkeit 2024 einen
systematischen Überblick über die Gerechtigkeitslücken im deutschen
Steuersystem. Zum ersten Mal präsentiert es sieben moderate
Reformvorschläge, die für ein gerechteres und ökologischeres
Steuersystem sorgen könnten. Zusammen haben sie ein
UmSTEUERungspotenzial von 75 Milliarden Euro. Zur Halbzeitbilanz der
aktuellen Bundesregierung zeigt sich außerdem: Die Hälfte der wenig
ambitionierten Ziele ist abgearbeitet, lediglich bei der Bekämpfung von
Steuertricks und Geldwäsche gibt es – bisher noch recht kleine –
Fortschritte.
/„Dass wenige extrem profitable Großkonzerne, Superreiche und Erbinnen
und Erben großer Vermögen niedrigere Steuern zahlen als die große
Mehrheit der kleinen Unternehmen oder die arbeitende Mitte, ist ein
Problem für die Demokratie. Damit wir gemeinsam die großen
Herausforderungen unserer Zeit bewältigen können, müssen Superreiche und
ihre Konzerne wieder mehr zur Gemeinschaftskasse beitragen. Wer glaubt,
dass das utopisch ist, hat die Demokratie und unsere Zukunft schon
aufgegeben”/, so Christoph Trautvetter, Co-Autor und Koordinator des
Netzwerk Steuergerechtigkeit.
*Weitere Informationen finden Sie unter*
www.netzwerk-steuergerechtigkeit.de/jahrbuch2024
*Sie erreichen uns unter* c.trautvetter at netzwerk-steuergerechtigkeit.de
(Tel: 017678675480) oder j.jirmann at netzwerk-steuergerechtigkeit.de (Tel:
030 21799996)
*Vermögensbezogene Steuer auf dem Rückzug, Vermögen wachsen immer weiter*
2023 ist der Anteil der Einnahmen aus den vermögensbezogenen Steuern
unter ein Prozent gefallen. Auch aufgrund von rückläufigen Steuern auf
Vermögen, haben die deutschen Milliardenvermögen ihren Wert seit 2013
fast verdreifacht und sind auch 2023 um 170 Milliarden Euro gewachsen –
nicht zuletzt, weil wir in einer Analyse einige Lücken der
Reichtumsforschung geschlossen haben. Die BMW-Erbin Susanne Klatten
zahlte 1996 noch rund 60 Prozent, mittlerweile sind es nur noch knapp 25
Prozent bei einem Jahresgewinn von zuletzt 5 Milliarden Euro. Aufgrund
von Steuererlassen für „bedürftige“ Superreiche erhielten 24 Erben und
Beschenkte im Jahr 2022 auf ihre Vermögenstransfers von insgesamt rund 6
Milliarden Euro Steuererlasse von 1,43 Milliarden Euro.
/„Deutschland besteuert Arbeit zu hoch und Kapital zu niedrig. Das macht
wirtschaftlich keinen Sinn, weil sich Leistung dann nicht ausreichend
lohnt. Die niedrigen effektiven Steuersätze auf deutsche
Milliardenvermögen drehen den Turbo der Vermögensungleichheit weiter
auf. Dass vier Familien so viel Vermögen besitzen wie die ärmere Hälfte
der Deutschen zusammen, ist ein Problem für die Demokratie. Der
Vergleich zum Jahr 1996 zeigt: Das deutsche Steuersystem braucht
dringend ein Update“/, so Julia Jirmann, Co-Autorin und Referentin für
den Themenbereich Vermögen und Erbschaften beim Netzwerk
Steuergerechtigkeit.
*Die größten und profitabelsten Konzerne mit dem niedrigsten Steuersatz*
Die großen Digitalkonzerne zahlten 2023 in Deutschland unverändert nur
etwa 3 Prozent Steuern auf ihre hier erwirtschafteten Gewinne. Weltweit
zahlten sie nur etwa 16 Prozent und damit nur halb so viel wie Millionen
von kleinen und mittleren Unternehmen – oder sogar noch deutlich
weniger. Dabei sollte es genau umgekehrt sein. Die 2024 eingeführte
Mindeststeuer von 15 Prozent ändert daran kaum etwas. Eine von der EU
oder Deutschland bei Bedarf unilateral eingeführte Übergewinnsteuer für
die größten und profitabelsten Konzerne könnte das ändern und – je nach
Ausgestaltung – jedes Jahr knapp 20 Milliarden Euro einbringen.
/„Dass große und hochprofitable Konzerne wie Amazon ihre Gewinne in
Steueroasen verschieben und effektiv nur die Hälfte dessen zahlen, was
der Buchhändler von neben zahlen muss, ist unfair und zementiert die
problematische Macht dieser Großkonzerne. Eine gerechtere Besteuerung
der großen Digitalkonzerne wäre ein guter erster Schritt zur Begrenzung
der Konzernmacht“/, so Karl-Martin Hentschel, Vertreter von Attac im
Netzwerk Steuergerechtigkeit.
*Zeit für ein gesundes und ökologisches Steuersystem*
Während auf Fleischersatz und Sojamilch 19 Prozent Umsatzsteuer fällig
wurden, waren es bei Fleisch aus Massentierhaltung und Gummibärchen nur
7 Prozent. Privatjets und Superjachten können die Steuer auf Kerosin und
den Emissionshandel teilweise ganz vermeiden.
/„Im Steuersystem gibt es seit vielen Jahren zahlreiche umweltschädliche
Steuerprivilegien, die nicht nur dem Klima schaden, sondern meist auch
sozial sehr ungerecht sind. Besonders die klimaschädlichsten Regeln
nutzen oft den Wohlhabendsten, wie z.B. die Ausnahme von der
Luftverkehrssteuer für Privatjets. Gleichzeitig treten immer mehr
Klimaschäden tatsächlich ein und belasten die Solidargemeinschaft
zunehmend. Finanziell schwächere Menschen leiden darunter doppelt, da
sie oft sowohl von den Klimaschäden als auch von Kürzungen der
Sozialleistungen aufgrund knapper Kassen betroffen sind. Uns bleibt nur
noch wenig Zeit, konsequent und wirksam gegenzusteuern“/, so Carolin
Schenuit, Vertreterin des Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft e.V.
im Netzwerk Steuergerechtigkeit.
*Konsequent gegen Finanzkriminalität*
Im Jahr 2022 waren nur 2.498 Steuerfahnder*innen im Einsatz für mehr
Steuergerechtigkeit. Im Verhältnis zum Schaden war der Prüfaufwand gegen
Schwarzfahren etwa zehnmal höher als die Ausgaben für Steuerfahndung und
Betriebsprüfung. Mit der 2023 begonnenen Verknüpfung von
Immobilieneigentümern und Transparenzregister an zentraler Stelle ist
der Bundesregierung ein Geniestreich gelungen. Aber die Lücken im
Transparenzregister sind weiterhin zu groß und die Datenqualität zu
gering. Eine Einheit zur Ermittlung rund um verdächtige Vermögen könnte
das ändern.
/„Die Beschäftigten in der Steuerprüfung und Steuerfahndung sorgen für
Steuergerechtigkeit und erzielen noch dazu mehr als das Zehnfache an
Mehreinnahmen, als sie selbst kosten. Die Personallücken endlich zu
füllen und Finanzkriminalität endlich konsequent zu bekämpfen lohnt sich
also doppelt“/, so Ralf Krämer, Vertreter von ver.di im Netzwerk
Steuergerechtigkeit.
/„2022 hat der Bundesfinanzminister versprochen, endlich die großen
Fische zu fangen. 2024 muss er diesen Worten Taten folgen lassen.
Anonyme Vermögensstrukturen öffnen politischer Einflussnahme, Korruption
und organisierter Kriminalität Tür und Tor. Die Behörden sind bisher
weitgehend machtlos und müssen endlich in die Lage versetzt werden,
verdächtiges Vermögen systematisch zu ermitteln“/, so Anna-Maija
Mertens, Vertreterin von Transparency International Deutschland e.V. im
Netzwerk Steuergerechtigkeit.
*Der globale Blick*
Der direkte Schaden der Länder des globalen Südens durch
Gewinnverschiebung der großen Konzerne und Offshore-Vermögen belief sich
auf rund 90 Milliarden US-Dollar. Damit war er fast so hoch wie die
weltweite staatliche Entwicklungshilfe (158 Milliarden US-Dollar). Mit
einem Positionspapier hat sich das Bundesministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung klar für den Abbau von Ungleichheit und
für progressive Besteuerung ausgesprochen. Jetzt muss die
Entwicklungszusammenarbeit entsprechend angepasst werden.
/„Die internationale Steuergerechtigkeit ist im jüngsten Abkommen der
OECD zur Reform der Unternehmensbesteuerung zu kurz gekommen. Der neue
Verhandlungsprozess zu einer UN-Steuerkonvention bei den Vereinten
Nationen hat großes Potenzial, bessere Ergebnisse zu bringen. Alle
Mitgliedstaaten sollten sich konstruktiv in den Prozess einbringen“/, so
Bodo Ellmers, Vertreter des Global Policy Forum im Netzwerk
Steuergerechtigkeit.
/„Dass sich weiterhin mehr als die Hälfte der Beteiligungen der
deutschen Entwicklungsbank DEG in Steueroasen befinden, widerspricht den
Zielen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Die Bundesregierung
sollte die Erkenntnisse aus ihrem Positionspapier zur
Ungleichheitsbekämpfung konsequent umsetzen“/, so Dr. Klaus Schilder,
Vertreter von Misereor im Netzwerk Steuergerechtigkeit.
--
Lena Zoll
Pressesprecherin
Attac Deutschland
---------------------------------------------
Münchener Str. 48, 60329 Frankfurt a.M.
lena.zoll at attac.de
Tel. 0162 3448009
-------------- next part --------------
An HTML attachment was scrubbed...
URL: </pipermail/imc-presse/attachments/20240306/9c1e85ad/attachment.html>
-------------- next part --------------
_______________________________________
Um diese Mailingliste abzubestellen oder die E-Mail-Adresse zu ändern, besuchen Sie bitte:
https://listen.attac.de/mailman/listinfo/attac-d-presse
Alle Pressemitteilungen von Attac Deutschland (mit Suchfunktion) finden Sie unter http://www.attac.de/presse
More information about the imc-presse
mailing list