[imc-presse] Offener Brief an die deutschen Medien
Kon-Med
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Tue Dec 10 20:20:51 CET 2024
*Hinschauen und berichten – Verantwortung zeigen in der
Berichterstattung über die Angriffe auf kurdisch besiedelte Gebiete in
Syrien*
Sehr geehrte Damen und Herren,
in den letzten knapp zwei Wochen wurde viel und zurecht über die
Ereignisse in Syrien geschrieben. Doch Berichte über Angriffe auf
kurdisch besiedelte Gebiete durch die Syrische National Armee (SNA) und
mit Unterstützung der Türkei erscheinen leider nur vereinzelt in
größeren Medien.
Seit 2018 sind die schweren Menschenrechtsverbrechen, die von
SNA-Milizen in Afrin begangen wurden, umfassend dokumentiert. Diese
Verbrechen reichen von Vertreibungen und Enteignungen bis hin zu Folter
und extralegalen Tötungen. Es ist bekannt, dass die Türkei diese Milizen
finanziert, ausstattet und lenkt. Die Türkei ist zentraler Akteur in der
Region und dennoch wird über ihre Rolle nur wenig berichtet.
Deutschland, und damit seine Medien, wiederum steht als enger Partner
der Türkei in einer besonderen Verantwortung.
*Ein Lichtblick: Frauenrechte in den SDF-kontrollierten Gebieten*
Die von den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) kontrollierten
Gebiete heben sich in einem wichtigen Punkt deutlich von anderen
Regionen ab: Sie nehmen Frauenrechte ernst. Während Frauen in den vielen
Fraktiolnen Syriens nach wie vor systematisch unterdrückt werden und
viele Menschen erleichtert sein müsen wenn es unter HTS nicht ganz so
schlimm wird wie befürchtet, setzen sich die SDF und ihre zivilen
Verwaltungsgremien für die Gleichstellung der Geschlechter ein – ein
Ansatz, der nicht nur kurzfristig, sondern auch mittel- und langfristig
Stabilität und sozialen Fortschritt fördert.
*Ein Appell für verantwortungsvollen Journalismus*
Wir erwarten keine unkritische Jubelberichterstattung, aber wir bitten
Sie inständig, sich die Zeit zu nehmen, hinzuschauen und gut informiert
zu schreiben. Dazu gehört es, die Aussagen der Türkei, sie bekämpfe
Terrorismus in Nordostsyrien, kritisch zu hinterfragen. Wer profitiert
wirklich von den aktuellen Entwicklungen? Wer leidet? Welche
langfristigen Folgen drohen für die Region und ihre Menschen?
Gerade jetzt, in einer unübersichtlichen Situation, in der Tatsachen
geschaffen werden, braucht es einen gut recherchierten Journalismus.
Berichterstattung, die die Perspektive der Opfer beleuchtet, die
Zusammenhänge aufzeigt und die Verantwortung der internationalen
Gemeinschaft klar benennt, ist dringend notwendig.
Wir appellieren an Sie nicht wegzuschauen. Denn Schweigen und einseitige
Darstellungen stärken letztlich auch in Deutschland
Verschwörungstheorien und untergraben das Vertrauen in seriöse Medien.
Mit der Hoffnung auf eine engagierte und differenzierte Berichterstattung,
verbleiben wir mit freundlichen Grüßen,
Emine Ruken Akca & Kerem Gök, Co-Vorsitzende KON-MED
E-Mail: info at kon-med.com
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