[imc-presse] [attac-d-presse] Steuerdaten-Leak in USA: Attac fordert Steuer auf Vermögenszuwächse

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Thu Jun 10 11:08:27 CEST 2021


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https://link.attac.de/pm-besteuerung-vermoegenszuwachs

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Pressemitteilung
Attac Deutschland
Frankfurt am Main, 10. Juni 2021



*Auch in Deutschland bleiben große Vermögen unversteuert*

*Steuerdaten-Leak in USA: Attac fordert Steuer auf Vermögenszuwächse

*

Nicht nur in den USA, auch in Deutschland werden viele große Vermögen
nie besteuert. Darauf weist Attac anlässlich des aktuellen
Steuerdaten-Leaks in den USA hin und bekräftigt seine Forderung,
Vermögenszuwächse wie Einkommen zu versteuern.Steuerdaten, die der
amerikanischen Organisation ProPublica zugespielt und von dieser
veröffentlicht wurden, zeigen, dass ausgerechnet die reichsten
US-Amerikaner*innen gemessen an ihrem Vermögenszuwachs kaum Steuern
zahlen. Diese Erkenntnis hat auch in Deutschland eine Debatte ausgelöst. 

Bisher vertreten die meisten Politiker*innen und Wissenschaftler*innen
hierzulande allerdings die Auffassung, dass zwar Gewinne versteuert
werden müssten, nicht aber Vermögenszuwächse, solange sie nicht verkauft
würden. „Aber große Vermögen werden höchst selten verkauft, sondern
wachsen über die Generationen hinweg. Auf diese Weise wurde ein Großteil
der großen Vermögen auch in Deutschland nie besteuert“, stellt Alfred
Eibl, Steuerspezialist von Attac, fest.

*/BMW-Aktien der Quandts um 30 Milliarden gestiegen – steuerfrei/*

Dies betrifft etwa Vermögenszuwächse durch die Wertsteigerung von
Aktien. Im Fall der BMW-Anteile der Familie Quandt sind das ganze 30
Milliarden Euro. Auch der Besitz von sogenannten Familienunternehmen
bringt oft enormen Vermögenszuwachs mit sich. So ist der Wert der
Aldi-Anteile der Familie Albrecht ebenfalls in einem zweistelligen
Milliardenbereich gestiegen. Insgesamt wachsen gerade die großen
Vermögen in Deutschland seit 1950 um durchschnittlich mehr als zehn
Prozent pro Jahr.

„Dass diese Zuwächse unversteuert bleiben, ist nicht länger hinnehmbar.
Unsere Gesellschaft wird immer ungleicher in Vermögensbesitz und
Einkommen. Eine solche Entwicklung führt auf die Dauer zur Zerstörung
der Demokratie“, stellt Karl-Martin Hentschel, ebenfalls Steuerexperte
bei Attac, stellt fest. „Die Forderung nach einer Wiederaktivierung der
Vermögensbesteuerung ist dringlicher denn je. Neben Besteuerung der
Vermögenszuwächse ist auch die Besteuerung der Vermögenssubstanz
notwendig.“

*/Vorgeschobene Argumente gegen Besteuerung von Vermögenszuwächsen/*

Gegen eine Besteuerung von Vermögen und Vermögenszuwächsen werden
regelmäßig zwei Argumente vorgebracht, die Attac jedoch vorgeschoben
hält, um die ungerechtfertigte Steuerfreistellung abzusichern:

  * Vermögenswerte seien schwer zu erfassen und würden mit der
    Konjunktur und den Aktienkursen schwanken, lautet das erste
    Gegenargument. Attac schlägt daher vor, auch in Deutschland wie in
    den meisten anderen Ländern alle Vermögen nach Marktwert zu
    erfassen. Dies kann durch Selbstangaben geschehen, die bei einer
    Steuerprüfung überprüft werden. Werden die Daten jährlich
    fortgeschrieben, sind die Erhebungskosten im Verhältnis zu den zu
    erwartenden Steuereinnahmen gering. Bildet man den Mittelwert des
    Vermögens über die vergangenen zehn Jahre und schreibt diesen von
    Jahr zu Jahr fort, können ein stabiler Vermögenswert und ein klarer
    dauerhafter Vermögenszuwachs ermittelt und versteuert werden.

  * Die Firmen könnten darunter leiden, wenn alle Vermögenszuwächse
    besteuert werden, lautet das zweite Gegenargument. Das trifft
    schlicht nicht zu. Karl-Martin Hentschel stellt klar. „BMW würde in
    keiner Weise darunter leiden, wenn die Familie Quandt einen Teil
    ihrer Aktien verkaufen müsste, um Steuern zu zahlen. Die sogenannten
    Familienunternehmen müssten dann für einen Teil ihrer Firma Aktien
    ausgeben, was in fast allen Ländern ohnehin Standard ist. Oder sie
    müssten Firmenanteile an den Staat überschreiben. In den meisten
    Fällen besitzen die Firmen jedoch weitere Finanzmittel außerhalb des
    Unternehmens, die sie zur Steuerzahlung nutzen können“.

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*Weitere Informationen:*

  *  ProPublica-Veröffentlichung zu den zugespielten Steuerdaten:
    www.propublica.org/article/the-secret-irs-files-trove-of-never-before-seen-records-reveal-how-the-wealthiest-avoid-income-tax
    <http://www.propublica.org/article/the-secret-irs-files-trove-of-never-before-seen-records-reveal-how-the-wealthiest-avoid-income-tax>

  * Aktuelle Studien zur Ungleichheit des Vermögensbesitzes in
    Deutschland, Karl-Martin Hentschel, in: Zeitschrift für
    Sozialökonomie, 1.1.2021:
    https://link.attac.de/studien-ungleichheit
    <https://link.attac.de/studien-ungleichheit>

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*Für Rückfragen und Interviews:*

  *  Karl-Martin-Hentschel, Attac-Arbeitsgruppe Steuern und
    Finanzmärkte, Tel. 0151 5908 4268

  *  Alfred Eibl, Attac-Arbeitsgruppe Steuern und Finanzmärkte, Tel.
    0160 9078 0266

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Frauke Distelrath
Pressesprecherin Attac Deutschland
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Münchener Str. 48, 60329 Frankfurt/M
Tel. 069 900 281-42; 0151 6141 0268
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