[imc-presse] [attac-d-presse] PEPP: Attac-Sachverständige im Gesundheitsausschuss zu Pauschalierenden Entgelten in der Psychiatrie

Attac-Pressestelle presse at attac.de
Thu May 22 12:26:18 CEST 2014


Pressemitteilung
Attac Deutschland
Frankfurt am Main, 22. Mai 2014


* PEPP: Pauschalierende Entgelte befördern Privatisierungswelle in der
Psychiatrie

* Attac-Sachverständige warnt im Gesundheitsausschuss vor Gefahren für
Patienten und öffentliche Träger

In einer erneuten Anhörung des Gesundheitsausschusses des Deutschen
Bundestages zur Neuregelung des Entgeltsystems in psychiatrischen und
psychosomatischen Krankenhäusern am gestrigen Mittwoch hat die geladene
Sachverständige Dagmar Paternoga sich scharf gegen das augenblicklich
noch vorgesehene "Pauschalierende Entgeltsystem für Psychiatrie und
Psychosomatik – PEPP" ausgesprochen. "Es besteht die Gefahr, dass
insbesondere privatisierte Krankenhäuser versuchen werden, wenig
lukrative, vor allem schwer psychisch Kranke in öffentliche und
gemeinnützige Krankenhäuser mit Versorgungsverpflichtung abzuschieben,
und sich selbst vor allem auf erlösrelevante, gewinnträchtige
Behandlungen zu konzentrieren", erklärte die Koordinatorin des
zivilgesellschaftlichen Bündnisses "Weg mit PEPP", die auch Mitglied des
Attac-Rates ist. Die Psychotherapeutin und Sozialarbeiterin hat selbst
mehrere Modellprojekte der Integrierten Versorgung und der
Verbundkooperation geleitet.

Schon in den somatischen Krankenhäusern hatten sich dramatische
Steigerungen der Fallzahlen bei finanziell lukrativen Behandlungen
gezeigt, nachdem dort zu Beginn des vergangene Jahrzehnts das
Fallpauschalensystem DRG als Abrechnungsmodell eingeführt worden war. Da
dies ein interessantes Geschäftsmodell darstellt, ist innerhalb eines
Jahrzehnts auch die Zahl der privatisierten Krankenhäuser extrem stark
angestiegen, während Krankenhäuser mit Pflichtversorgung meist
finanzielle Probleme haben. Dieselbe Entwicklung fürchten Experten nun
auch für die Psychiatrie.

Dagmar Paternoga zufolge entspricht eine auf die Diagnose bezogene
Vergütung in der Psychiatrie zudem nicht der tatsächlichen
Behandlungspraxis, da mit der Diagnose nur etwa 20 Prozent des
erforderlichen Behandlungsaufwands zusammenhängt. Zu befürchten seien
deutliche Einbußen in der Qualität der Behandlung. Zu frühe
Entlassungen, erschwerte Wiederaufnahmen sowie das Verabreichen von
Medikamenten anstelle des therapeutischen Gesprächs seien zu erwarten.
Damit kämen auch höhere Kosten vor allem auf die öffentlichen Träger zu.

Das PEPP-System war noch vom früheren FDP-Gesundheitsminister Daniel
Bahr mit einer Erprobungsphase eingeführt worden, die von der Großen
Koalition verlängert worden ist. Das Bündnis "Weg mit PEPP", in dem
neben Attac und anderen Nichtregierungsorganisationen auch Vertreter von
allen Fachverbänden und vielen Betroffenenorganisationen mitarbeiten,
fordert die Einrichtung einer multiprofessionell besetzten unabhängigen
Expertenkommission, um gemeinsam mit Fachgesellschaften, Verbänden,
Betroffenen und Angehörigen die Politik, die Krankenhäuser und die
Krankenkassen bei der Erarbeitung eines zukunftsfähigen Entgeltsystems
zu beraten. Die Oppositionsparteien Grüne und Linke haben sich dem
angeschlossen, die Koalition zögert noch.



Die Stellungnahme von Dagmar Paternoga im Wortlaut:

http://kurzlink.de/Stellungn._Paternoga
(Originallink:
www.attac.de/fileadmin/user_upload/AGs/AG_Soziale_Sicherung/140521_PEPP-Anhoerung_Dagmar_Paternoga.pdf)




Weitere Informationen:

www.weg-mit-pepp.de



Für Rückfragen und Interviews:

* Dagmar Paternoga, Attac-Rat, Tel. 01577 8281 458

* Werner Rätz, Attac-Koordinierungskreis / Attac-AG Soziale
Sicherungssysteme, Tel. 0163 2423 541




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Frauke Distelrath
Pressesprecherin Attac Deutschland
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Post: Münchener Str. 48, 60329 Frankfurt/M
Tel.: 069 900 281-42; 0151 6141 0268
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