[imc-presse] 2. Berliner Gefangenentage_Lohn der Angst - Der Umgang mit Restrisiken und deren mediale Wahrnehmung_19. und 20. Oktober in Berlin

RAV e.V. gs at rav.de
Fri Oct 19 11:44:00 CEST 2012


ERINNERUNGSMAIL 

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Freundinnen und Freunde,

 

wir möchten noch einmal auf die Fachtagung des Arbeitskreises Strafvollzug
der Vereinigung Berliner Strafverteidiger hinweisen, die heute und morgen
(19. und 20. Oktober 2012) in der Humboldt-Universität zu Berlin
durchgeführt wird:

2. Berliner Gefangenentage. „Lohn der Angst - Der Umgang mit Restrisiken und
deren mediale Wahrnehmung“.

 

Mitveranstalter sind der akj-berlin und der RAV.

 

Wir freuen uns über reges Interesse und um Beachtung in Ihren Medien.

 

Mit besten Grüßen

 

Sigrid v. Klinggräff

RAV-Geschäftsstelle

 

---

 

Fachtagung 

2. Berliner Gefangenentage: Lohn der Angst – Der Umgang mit Restrisiken und
deren mediale Wahrnehmung

des Arbeitskreises Strafvollzug der Vereinigung Berliner Strafverteidiger

 

„Raus aus Insel!“ skandiert ein Sprechchor vor den Wohnungen zweier
entlassener Sicherungsverwahrter im sachsen-anhaltinischen Dorf Insel. „Ein
Stadtteil in Wut und Angst“ titelt die BILD Zeitung über die Unterbringung
von Ex-Sicherungsverwahrten in Hamburg Jenfeld – „Vergewaltiger, Zeitbombe,
Bestie, Sex-Verbrecher“ werden sie in der Boulevardpresse genannt. Es folgt
eine regelrechte mediale Belagerung der Entlassenen – manche nennen es
„Hetzjagd“. „Ich will doch damit morgen nicht in der Zeitung stehen“
argumentieren einzelne Vollstreckungsrichterinnen und –richter, genau wie
forensische Sachverständige, zumindest hinter vorgehaltener Hand mit den
medialen Konsequenzen unliebsamer Entlassungsentscheidungen. Die Zulassung
zu Vollzugslockerungen und zum offenen Vollzug wird wegen der damit
verbunden Gefahren der öffentlichen Wahrnehmung mehr und mehr von den
Vollzugsanstalten gescheut. Auch bei der gesetzlichen Neugestaltung der
Sicherungsverwahrung wird zuallererst auf intramurale Behandlung und nicht
auf Außenorientierung gesetzt.

 

Sind Resozialisierung, Wiedereingliederung und Behandlung im Vollzug so
unpopulär geworden, dass eine endgültige Rückkehr zum Verwahrvollzug droht?
Gibt es ein berechtigtes Interesse der Medien an einer derartigen
Berichterstattung, oder ist sie schlicht Folge des Leitsatzes „crime sells“?
Wie kann dieser politisch-publizistische Verstärkerkreislauf gebrochen
werden? - Fragen, die auf den 2. Berliner Gefangenentagen auf einer
sachlichen Ebene von JournalistInnen, Sachverständigen, FachpolitikerInnen,
VollzugspraktikerInnen, der Fachöffentlichkeit, (ehemaligen) Gefangenen und
Studierenden diskutiert werden sollen.

 

Die Tagung bietet darüber hinaus allen interessierten Kolleginnen und
Kollegen eine Einführung, Auffrischung und/ oder Erweiterung der Kenntnisse
im Vollzugs- und Vollstreckungsrecht an.

 

Tagungsprogramm:

 

Freitag, 19.10.2012

14:00 - 17:30 Uhr (Einführungsveranstaltung) 

JurFak, Bebelplatz 1 (Kommode), 140/142

14:00 Allgemeine Einführung in das Thema für Studierende und Interessierte
(akj-berlin)

In einer vom akj-berlin organisierten Einführung sollen zunächst die hinter
der juristischen Betrachtung liegenden, historisch und rechtspolitisch
herrschenden Vorstellungen zum Thema "Knast" reflektiert werden.

 

15:30 Anwaltliche Vertretung im Strafvollzug - ein Überblick (RA’in Ria
Halbritter, RA Dr. Jan Oelbermann)

Die Referentin und der Referent sind aktive Mitglieder des Arbeitskreises
Strafvollzug und seit Jahren in Vollzugs- und Vollstreckungsverfahren tätig.

 

18:00 – 21:00 Uhr

Grimm-Zentrum, Konferenzsaal

Der Fall Insel, ein Dorf wehrt sich gegen zwei entlassene
Sicherungsverwahrte - Annette Wilmes (Journalistin, Berlin)

Die freie Journalistin Annette Wilmes war viele Jahre lang unter anderem im
Moabiter Kriminalgericht Gerichtsreporterin der Rundfunkanstalten der ARD.
1986 erschien ihr Buch „Recht geschieht ihnen“. Komplizierte Rechtsprobleme
anschaulich darzustellen und auch Laien verständlich zu machen, ob nun in
Printmedien, wie der „Zeit“ oder aber im Rundfunk, war und ist ihr Anliegen.
Sie führt mit einem Vortrag über die mediale Wahrnehmung über den Zuzug von
zwei ehemaligen Sicherungsverwahrten in das sachsen-anhaltinische Dorf Insel
in den Diskussionsabend ein.

 

Verbrechensfurcht und mediale Wahrnehmung von Rückfallrisiken aus
kriminologischer Sicht – Prof. Dr. Kirstin Drenkhahn (FU Berlin)

Prof. Dr. Kirstin Drenkhahn ist seit 2011 Juniorprofessorin für Strafrecht
und Kriminologie an der FU-Berlin. Zuvor war sie wissenschaftliche
Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kriminologie der Universität Greifswald
(Prof. Dr. Frieder Dünkel). Ihre laufenden Forschungen befassen sich u.a.
mit dem Langstrafenvollzug und der Frage der Menschenrechte, insbesondere
den Lebensbedingungen und psychischen Belastungen von Gefangenen. Sie wird
nach der konkreten Einführung am Beispiel „Insel“ aus kriminologischer Sicht
mögliche Zusammenhänge zwischen medialer Wahrnehmung von Rückfallrisiken und
Verbrechensfurcht beleuchten.

 

„Lohn der Angst“ – Der Umgang mit Restrisiken und deren mediale Wahrnehmung
–

Podiumsdiskussion mit Dr. Volkmar Schöneburg (Justizminister Brandenburg),
Dr. Ralf Kleindiek (Staatsrat Hamburg), Annette Wilmes, Prof. Dr. Kirstin
Drenkhahn, Moderation RA Lawrence Desnizza (Berlin)

Dr. Volkmar Schöneburg (DIE LINKE) ist seit 2009 Minister der Justiz des
Landes Brandenburg und war zuvor als Strafverteidiger in Potsdam sowie auch
als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humboldt - Universität tätig.
Schöneburg ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen u.a. auch zur
Sicherungsverwahrung. Er beschäftigte sich vor allem mit
rechtstheoretischen, rechtsgeschichtlichen und kriminalwissenschaftlichen
Fragestellungen.

Als Jurist und Politiker der SPD ist Dr. Ralf Kleindiek seit 2011 Staatsrat
der Behörde für Justiz und Gleichstellung in Hamburg. Zuvor arbeitete er
unter anderem im BMI, dann als Leiter des Büros der Bundesjustizministerin
Zypries, später im Leitungsstab des BMJ. Er veröffentliche u.a.
"Wissenschaft und Freiheit in der Risikogesellschaft". Kleindiek ist in
Hamburg u.a. mit der Entlassungskonzeption ehemaliger Sicherungsverwahrter
befasst.

 

Anschließend Umtrunk

 

Samstag, 20.10.2012

10:00 Uhr, JurFak, Unter den Linden 9 (Altes Palais), Raum 213

Festvortrag RiOLG Dr. Wolfgang Lesting (Oldenburg)

RiOLG Dr. Lesting ist Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen auf
dem Gebiet des Strafvollzugs, u.a. des Alternativkommentars zum
Strafvollzugsgesetz und der Kommentierung zu Freiheitsentziehung und
Unterbringung. Zusammen mit Prof. Johannes Feest veröffentlichte er u.a. zum
Thema „Renitente Strafvollzugsbehörden“ und zum mangelhaften Rechtsschutz im
Strafvollzug.

 

11:00 - 13:00 Uhr Arbeitsgruppen

 

1. Mediale Wahrnehmung und Folgen für den Strafvollzug

Ort: JurFak, Unter den Linden 9 (Altes Palais), Raum 213

ReferentInnen: Kai Schlieter (taz Berlin), Lorenz Maroldt (Tagesspiegel),
Prof. Dr. Tobias Singelnstein (FU Berlin) sowie ein ehemaliger
Sicherungsverwahrter, Moderation: RA´in Dr. Ines Woynar (Hamburg)

Kai Schlieter ist Soziologe und Sozialpädagoge und arbeitet als Redakteur
bei der taz. Seit 1998 ist er als Journalist tätig, zuerst beim
Südwestrundfunk, später als Parlamentskorrespondent der Thüringer Allgemeine
in Berlin und als Autor für den Deutschlandfunk. Er ist Autor des 2011
erschienenen Buches „Knastreport. Das Leben der Weggesperrten“, in dem er
sich u.a. mit der „Stimmungsmache auf Kosten von Menschen ohne Lobby, von
Gefangenen, die bewusst zu Monstern stilisiert werden“, beschäftigt.

Lorenz Maroldt, Politikwissenschaftler und Journalist, ist seit 2004
Chefredakteur des Tagesspiegels. 

Prof. Dr. Tobias Singelnstein lehrt Straf- und Strafverfahrensrecht an der
FU Berlin. Er ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen zum Thema und u.a.
Mitherausgeber der Zeitschrift „Neue Kriminalpolitik“. Sein
Forschungsbereich umfasst u.a. Themenfelder wie "Sicherheit, soziale
Konflikte und Regulation".

 

2. Die Angst vor dem positiven Gutachten – Rolle der Sachverständigen und
ihre Bewertung durch die Gerichte

Ort: JurFak, Bebelplatz 1, Raum 139a

ReferentenInnen: VRiKG a.D. Wolfgang Weißbrodt, forensisch-psychiatrischer
Sachverständiger Dr. Karl Kreutzberg, Prof. Dr. Gaby Temme (Polizeiakademie
Niedersachsen), Moderation: RA´in Dr. Annette Linkhorst

VRiKG a.D. Wolfgang Weißbrodt war über zwei Jahrzehnte, das letzte davon als
Vorsitzender, Richter am Kammergericht in dem vor allem für Vollzugs- und
Vollstreckungssachen zuständigen 2. (bzw. 5.) Senat. Er hat die
Rechtslandschaft des Berliner Strafvollzuges grundlegend geprägt. 

Dr. Karl Kreutzberg erstellt als Facharzt für Psychiatrie seit über drei
Jahrzehnten u.a. kriminalprognostische Sachverständigengutachten für die
Justiz. Er leitet seit 1984 als Chefarzt verschiedene (forensisch)
psychiatrische Abteilungen, zuletzt im Krankenhaus des Maßregelvollzugs in
Berlin Reinickendorf.

Seit 2005 hält Frau Prof. Dr. Gaby Temme den Lehrstuhl für
Kriminalwissenschaften/ Kriminologie an der Niedersächsischen Fachhochschule
für Verwaltung und Rechtspflege, Fakultät Polizei (seit 2007 Polizeiakademie
Niedersachsen). Ihre Schwerpunkte liegen auf den Gebieten Restorative
Justice, Abolitionismus, Strafvollzug, Gender und Konstruktivismus.

 

3. Was von den Ideen zur Neugestaltung der Sicherungsverwahrung noch übrig
ist

Ort: JurFak, Unter den Linden 9, Raum 210

Referenten: MDg Dr. Bernhard Böhm (BMJ, Berlin), Dr. Volkmar Schöneburg
sowie ein ehemaliger Sicherungsverwahrter aus Bayern, Moderation: RA
Sebastian Scharmer

U.a. mit dem Brandenburger Justizminister Dr. Schöneburg diskutiert
Ministerialdirigent Dr. Bernhard Böhm, zuständiger Unterabteilungsleiter
u.a. für die Neuregelung der Vorschriften zur Sicherungsverwahrung im
Bundesministerium der Justiz. Böhm ist seit 1992 im BMJ tätig und war als
Leiter der zuständigen Abteilung bereits mit den zahlreichen vorangegangenen
Neuregelungen zur Sicherungsverwahrung beschäftigt.

 

4. „Architektur der Abschreckung“ – Wie Knast gesellschaftliche Normalität
konstruieren soll

Ort: JurFak, Bebelplatz 1, Raum 326

ReferentInnen: N.N., Moderation: akj-berlin

Wer über Gefangene redet, muss sich auch über die Funktion von Gefängnissen
Gedanken machen. Konzepte des Wegsperrens oder der Resozialisierung zielen
dabei nicht nur auf eine Verhaltenssteuerung von Häftlingen. Sie prägen auch
unsere Vorstellungen von gesellschaftlicher Normalität. Indem durch die
Existenz von Haftanstalten ein Ort geschaffen wurde, an dem das wie auch
immer für "abnorm" erklärte Individuum seinen Platz erhält, konstituiert
sich eine Gesellschaft auf der Möglichkeit zur Exklusion abweichenden
Verhaltens. In diesem vom akj-berlin organisierten Workshop soll der Frage
nachgegangen werden, welche Auswirkungen dieses Konzept für die
Haftbedingungen von Gefangenen hat.

 

13:00 - 14:00 Uhr Mittagspause

 

14:00 -16:00 Uhr Podium

JurFak, Unter den Linden 9 (Altes Palais), Raum 213

Abschlussdiskussion über die Ergebnisse der Arbeitsgemeinschaften mit Dr.
Schöneburg, MR Dr. Böhm, VRiKG a.D. Weißbrodt, RiOLG Dr. Lesting, Prof. Dr.
Singelnstein, Kai Schlieter, Lorenz Maroldt, Moderation: RAin Ursula Groos

 

Veranstalter:

Arbeitskreis Strafvollzug der Vereinigung Berliner Strafverteidiger

Republikanischen Anwältinnen- und Anwälteverein (RAV) 

arbeitskreis kritischer juristinnen und juristen an der Humboldt-Universität
zu Berlin (akj).

 

Bei einer vollständigen Teilnahme an der Tagung wird eine Bescheinigung über
6 Stunden nach § 15 FAO ausgestellt.

 

****

Kontakt und Anmeldung

Republikanischen Anwältinnen- und Anwälteverein e.V. (RAV)

Greifswalder Str. 4

10405 Berlin

Telefon: 030 - 417 235 55

Telefax: 030 - 417 235 57

 <mailto:kontakt at rav.de> kontakt at rav.de

 

Bitte nutzen Sie den Anmeldebogen im Anhang und geben Ihre eventuellen
Mitgliedschaften an.

 

Teilnahmegebühr für beide Tage:

60,00 Euro für Mitglieder (RAV oder Vereinigung Berliner Strafverteidiger
e.V.) 

90,00 Euro für  Nichtmitglieder

Kostenfrei für Studierende und Referendare 

 

Überweisung des Teilnahmebeitrags bitte nach Rechnungsstellung unter Angabe
der Rechnungsnummer

Der Tagungsbeitrag beinhaltet die Teilnahme an allen Veranstaltungen und die
Tagungsgetränke.

 

 

---

Republikanischer Anwältinnen- und Anwälteverein e. V.

Haus der Demokratie und Menschenrechte

Greifswalder Straße 4 | 10405 Berlin

Tel +49 (0)30 417 235 55 | Fax +49 (0)30 417 235 57

mailto:kontakt at rav.de | www.rav.de

VR 25942 B, Nr. 1, AG Charlottenburg, Bln

Mo, Di, Do, Fr 10:00 - 16:00

 

 

-------------- next part --------------
An HTML attachment was scrubbed...
URL: </pipermail/imc-presse/attachments/20121019/097cdff9/attachment-0001.htm>
-------------- next part --------------
A non-text attachment was scrubbed...
Name: 2. Berliner Gefangenentage_Lohn der Angst - Der Umgang mit Restrisiken und deren mediale Wahrnehmung_19. und 20.Oktober in Berlin.pdf
Type: application/pdf
Size: 427456 bytes
Desc: not available
URL: </pipermail/imc-presse/attachments/20121019/097cdff9/attachment-0002.pdf>
-------------- next part --------------
A non-text attachment was scrubbed...
Name: Anmeldung_2. Berliner Gefangenentage_1seitig.pdf
Type: application/pdf
Size: 100743 bytes
Desc: not available
URL: </pipermail/imc-presse/attachments/20121019/097cdff9/attachment-0003.pdf>


More information about the imc-presse mailing list