[imc-presse] [attac-d-presse] Attac-Untersuchung: Deutsche Großbanken weiter massiv präsent in Steueroasen

Frauke Distelrath presse at attac.de
Fri Jan 27 13:09:34 CET 2012


Pressemitteilung
Attac Deutschland
Frankfurt am Main, 27. Januar 2012


* Deutsche Großbanken weiter massiv präsent in Steueroasen
* Attac legt neue Liste vor / Deutsche Bank hat Aktivitäten sogar erhöht

Deutsche Großbanken sind weiterhin massiv in Steueroasen aktiv. Die
Deutsche Bank – ohnehin mit Abstand Rekordhalterin – hat die Zahl ihrer
Niederlassungen an Schattenfinanzplätzen sogar deutlich erhöht. Das ist
das Ergebnis einer Untersuchung, die Attac am heutigen Freitag vorgelegt
hat.

Das globalisierungskritische Netzwerk hat die Geschäftstätigkeiten
deutscher Großbanken an Schattenfinanzplätzen untersucht. Für die beiden
Berichtsjahre 2009 und 2010 liegen nun aktualisierte Listen vor, die die
Anzahl der Zweckgesellschaften sowie der assoziierten und verbundenen
Unternehmen der Banken in so genannten Steueroasen aufschlüsseln und
Änderungen vergleichen. Für ihre Recherche durchforsteten die
Globalisierungskritiker die Anteilsbesitzlisten 2009 und 2010 von
Deutscher Bank, Commerzbank, Unicredit/HVB, Postbank, Deka Bank sowie DZ
Bank und glichen sie mit einer Aufstellung der Schattenfinanzplätze ab,
die das Netzwerk Steuergerechtigkeit (Tax Justice Network) 2009
erarbeitet hat.

"Es ist ein Skandal: Auch nach dem Finanzcrash machen deutsche Banken
weiterhin lebhaft Geschäfte an jenen Orten, die hochriskante Spekulation
erst ermöglicht und damit die Finanzkrise mit verursacht haben", sagte
Jutta Sundermann von der Attac-Bankwechselkampagne "Krötenwanderung
jetzt!".

Auch die Spekulation mit Nahrungsmitteln organisieren die Banken von
Steueroasen aus. "Über die Verlagerung des Sitzes nach Luxemburg werden
Steuern gespart und satte Gewinne eingefahren, während sich durch
steigende Nahrungsmittelpreise weltweit der Hunger verschärft",
kritisierte Markus Henn, aktiv in der bundesweiten Attac-Arbeitsgruppe
Finanzmärkte und Referent für Finanzmärkte bei WEED. "In Luxemburg und
anderen Steueroasen haben zugleich die Despoten vieler Länder ihre
Konten, und die reichsten Griechen ebenso wie die reichsten Deutschen
lassen ihr Geld dort verschwinden."

Der Bundesregierung warf Attac eine viel zu lasche Praxis im Umgang mit
Steueroasen vor. So lässt das Gesetz zur Bekämpfung der
Steuerhinterziehung von 2009 zu, dass Länder nicht mehr als Steueroase
gelten, wenn sie mit der Bundesregierung über den ohnehin schwachen
OECD-Standard auch nur verhandeln. Deshalb gibt es für die
Bundesregierung offiziell keine Steueroasen. Dass es auch anders geht,
zeigen nach Ansicht von Attac die USA, wo dieses Jahr ein strenges
Gesetz gegen Steuerflucht in Kraft getreten ist. Und selbst die G20
haben nennen seit November 13 Steueroasen beim Namen.

Attac fordert von der Politik, endlich wirksam gegen Steuerflucht und
die in Regulierungsoasen angesiedelten riskanten Hedgefonds und andere
hochspekulativen Fonds vorzugehen. Zugleich empfiehlt das Netzwerk
Bankkunden dringend, ihre Konten von Banken abzuziehen, die Geschäfte in
Steueroasen betreiben.


***

Die Ergebnisse im Einzelnen:

Die Deutsche Bank hat gemäß ihrem Geschäftsbericht 2010 ihr Engagement
in Steueroasen weiter ausgebaut, allein in Luxemburg sind 34 neue
Aktivitäten hinzugekommen. Insgesamt befindet sich die Hälfte der
Zweckgesellschaften, verbundenen oder assoziierten Unternehmen der
Deutschen Bank in Steueroasen. Allein in den vier großen Steueroasen
Cayman Islands, Delaware, Luxemburg und Liechtenstein besitzt sie 737
Unternehmen, das entspricht ihren Aktivitäten in Deutschland (746).

Die DZ Bank, das Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken, hat
ihr Engagement in Steueroasen mehr als verdoppelt und in 2010 125
Aktivitäten in Steueroasen hinzugewonnen. Über 50 davon sind allein auf
den Marshallinseln, wo sie an einer ganzen Flotte von Schiffen beteiligt
ist, die alle als Einzelunternehmen angemeldet sind.

Im Zuge eines allgemeinen Abbaus von Zweckgesellschaften, verbundenen
und assoziierten Unternehmen, ist bei der Commerzbank die Zahl der
Beteiligungen in Steueroasen gesunken. Laut Geschäftsbericht 2010 gewann
sie allerdings Anteilsbesitze an 33 Unternehmen in der deutschen
Steueroase Grünwald hinzu.




Für Rückfragen und Interviews:

* Jutta Sundermann, Attac-Koordinierungskreis, Tel. 0175 - 8666 769

* Markus Henn, Attac-AG Finanzmärkte, Tel. 0176 - 3763 0916


Im Internet:

* Aktivitäten deutscher Banken in Steueroasen 2009:
http://kurzlink.de/Aktivitaeten2009

* Aktivitäten deutscher Banken in Steueroasen 2010:
http://kurzlink.de/Aktivitaeten2010

* Vergleich Aktivitäten deutscher Banken in Steueroasen in 2009 und 2010:
http://kurzlink.de/2009-2010


Weitere Informationen:

www.attac.de/bankwechsel/bankenkritik/steueroasen



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Frauke Distelrath
Pressesprecherin Attac Deutschland
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Post: Münchener Str. 48, 60329 Frankfurt/M
Tel.: 069/900 281-42; 0179/514 60 79
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