[imc-presse] PM: Nordsyrien: Türkische Luftangriffe auf Infrastruktur - Stromversorgung zusammengebrochen

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Mon Jan 15 10:53:37 CET 2024


*Nordsyrien: Türkische Luftangriffe auf Infrastruktur - Stromversorgung 
zusammengebrochen*

/Pressemitteilung von Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für 
Öffentlichkeitsarbeit, 15.01.2024/

Der türkische Staatsterror gegen die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien 
unter dem Deckmantel der „Terrorbekämpfung“ dauert auch am Montagmorgen 
unvermindert an. Kampfflugzeuge und Drohnen der Türkei kreisen weiterhin 
am Himmel über der Region und greifen Infrastruktur sowie 
Zivilbevölkerung an.

Am Montagmorgen kam es zu weiteren Drohnenangriffen des türkischen 
Staates in Nordsyrien/Rojava. Ziele waren unter anderem das 
Justizgebäude und das Industrieviertel in der Stadt Qamişlo. Auch aus 
den Orten Rimêlan und Til Temir wurden Raketeneinschläge und 
Bombardierungen gemeldet. Bereits am gestrigen Sonntag wurden in Kobanê 
Feuerwehrleute, die Löscharbeiten auf dem Gelände einer ehemaligen 
Zementfabrik durchführten, von türkischen Kampfbombern beschossen. Die 
Fabrik in Çelebiyê (al-Dschalabiyya) im Südosten des Kantons war im 
Laufe des Tages bereits mindestens dreimal aus der Luft bombardiert worden.

Weitere Angriffe am gestrigen Sonntag richteten sich in Kobanê gegen die 
Getreidelager. Zuvor waren in dem Kanton bereits, eine Basis der 
Sicherheitsbehörde Asayîş und ein Elektrizitätswerk bombardiert worden, 
das rund 300 Dörfer in der Region mit Strom versorgte. Tausende 
Haushalte sind von der Energieversorgung seither abgeschnitten.

*Angriff auf Reporterteam*

Ebenfalls in Kobanê wurde ein Reporterteam von Hawarnews (ANHA) offenbar 
gezielt vom türkischen Militär angegriffen. Die Journalisten der in 
Nord- und Ostsyrien ansässigen Nachrichtenagentur befanden sich am 
Sonntag in einem Getreidelager in Kobanê, als eine türkische 
Drohnenrakete das Lager traf. Dabei wurde ein ANHA-Mitarbeiter verletzt. 
Das Weizenlager im Süden von Kobanê war wenige Stunden vor dem Angriff 
ebenfalls von einer Drohne des türkischen Staates bombardiert worden. 
Das ANHA-Team war damals vor Ort, um die Schäden des Bombenangriffs zu 
dokumentieren. Ihr Fahrzeug mit der Aufschrift „Presse“ stand vor dem 
Gebäude und war deutlich zu erkennen.

*Stromversorgung in weiten Teilen von Rojava zusammengebrochen*

Die Angriffe der Türkei auf die zivile Infrastruktur im Norden und Osten 
Syriens haben schwere Schäden verursacht. Die türkische Luftwaffe 
bombardierte am Sonntag die Stromversorgungseinrichtungen von Kobanê, 
Ain Issa, Amûdê, Qamişlo, Tirbespiyê und Siwêdiyê (As-Suwaydiyah). Fast 
im gesamten Kanton Cizîrê sowie in weiten Teilen des Kantons Firat, in 
den Städten Kobanê und Ain Issa sowie in 660 umliegenden Dörfern ist die 
Stromversorgung zusammengebrochen.

Wie das Büro für Energieversorgung des Kantons Firat mitteilte, dauern 
die Angriffe auf zivile Infrastruktur, Versorgungseinrichtungen und 
Wohngebiete an. Die Stromversorgungseinrichtungen in Kobanê und Ain Issa 
seien vollständig zerstört worden.

*Seit vier Tagen türkische Luftangriffe *

Den vierten Tag in Folge greift die Türkei die autonome Region Nord- und 
Ostsyrien aus der Luft an, zusätzlich zu den schweren Bombardements in 
der irakischen Kurdenregion (KRI). Die Staatsführung in Ankara 
rechtfertigt die Angriffe als „Vergeltung“ für den Tod türkischer 
Soldaten bei „grenzüberschreitenden Operationen“ im Nordirak, beruft 
sich aber gleichzeitig auf das Recht auf Selbstverteidigung nach Artikel 
51 der Charta der Vereinten Nationen. Ein Recht auf Vergeltung kennt das 
Völkerrecht jedoch nicht.

Aktivist:innen warnen derweil davor, dass die Türkei Angriffe ihrer 
Luftwaffe auf das eigene Staatsgebiet den Demokratischen Kräften Syriens 
(QSD) oder den Volksverteidigungseinheiten (YPG) zuschreiben könnte, um 
eine Grundlage für einen neuen Angriffskrieg gegen Nord- und Ostsyrien 
zu schaffen. In der kurdischen Grenzstadt Pirsûs (tr. Suruç), die in der 
Provinz Riha (Urfa) und direkt gegenüber von Kobanê liegt, soll es zu 
Bombenangriffen auf ein ländliches Gebiet gekommen sein.

*Autonome Selbstverwaltung: „Internationale Institutionen müssen ihrer 
Verantwortung gerecht werden“*

Mit scharfen Worten haben die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD/SDF) 
den türkischen Staat kritisiert und Reaktionen auf die jüngste Welle von 
Luftangriffen auf das Selbstverwaltungsgebiet Nord- und Ostsyriens 
angekündigt. In einer Erklärung wies das multiethnische Bündnis erneut 
die Darstellung der Türkei zurück, wonach neun QSD-Mitglieder bei einem 
angeblichen Infiltrationsversuch in die Besatzungszone in Nordsyrien von 
der türkischen Armee getötet worden seien. Dies hatte das türkische 
Verteidigungsministerium zuletzt behauptet und mit „Vergeltungsschlägen“ 
gegen die Selbstverwaltungsgebiete begründet.

Bereits am Samstag hatte die Demokratische Selbstverwaltung der Region 
Nord- und Ostsyrien (DAANES) ein Ende der türkischen Angriffe gefordert. 
„/Wir erklären, dass die Angriffe auf unsere Gebiete gestoppt werden 
müssen. Wir rufen alle in Syrien aktiven Kräfte auf, die Gefahr dieser 
illegalen Angriffe und ihre negativen Folgen für die Bemühungen um die 
Stabilisierung der Region zu erkennen. Die Angriffe bedrohen die Arbeit 
für eine gesellschaftliche Organisation und eine demokratische Lösung 
sowie die Bemühungen zur Ausrottung von Terrorismus und Extremismus in 
unserer Region. Um diese Angriffe zu verhindern, müssen auch die 
internationalen Institutionen ihren Beitrag leisten und ihrer 
Verantwortung gerecht werden/“, so die Selbstverwaltung in ihrer 
Erklärung. Ziel der Anschläge sei es, die Sicherheit zu untergraben, den 
Kampf gegen den IS zu verhindern und das demokratische Projekt in der 
Region zu zerstören.

/Für weitere Informationen und Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur 
Verfügung. /

Mit freundlichen Grüßen

Mako Qocgiri

-- 

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