[imc-presse] Es geht um die Menschenwürde_Stellungnahme zur sozialen Krise und zum 3. Entlastungspaket der Bundesregierung
RAV e.V.
gs at rav.de
Wed Sep 7 10:07:30 CEST 2022
Sehr geehrte Damen und Herren,
anliegend übersenden wir Ihnen die Stellungnahme des RAV zur derzeitigen
sozialen Krise und dem unzureichenden Dritten Entlastungspaket.
https://www.rav.de/publikationen/mitteilungen/mitteilung/es-geht-um-die-menschenwuerde-einmalzahlungen-sind-nicht-ausreichend-883
Die Menschenwürdegarantie erfordert eine sofortige Anpassung der
Grundsicherungsleistungen. Der Vorsitzende des RAV, Dr. Peer Stolle
erklärt dazu: „Die jetzige Situation macht grundsätzliche Änderungen
nötig. Ein menschenwürdiges Leben setzt ein menschenwürdiges Einkommen
voraus. Hierzu bedarf es einer sofortigen und strukturellen Änderung der
Einkommenslage großer Teile der Bevölkerung“.
Wir bitten um Beachtung der Stellungnahme in Ihren Medien und mit Ihren
Möglichkeiten.
Für Rückfragen steht Dr. Peer Stolle unter seiner Kanzleinummer zur
Verfügung: 030.44 67 92 16
Mit freundlichen Grüßen
Sigrid v. Klinggräff
RAV-Geschäftsstelle
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*Es geht um die Menschenwürde - **Einmalzahlungen sind nicht
ausreichend *
Stellungnahme des RAV zur sozialen Krise und zum Dritten
Entlastungspaket der Bundesregierung. 7.9.22
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*Es geht um die Menschenwürde*
Es gibt ein Existenzminimum; ein Mindestmaß an Einkommen, was jeder und
jedem zusteht, um ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Dieses zu
gewährleisten ist zentraler Leitpunkt des Grundgesetzes, Ausgangspunkt
sämtlichen staatlichen Handelns. So das Idealbild. Schon das vom
Bundesverfassungsgericht als noch zulässig erachtete Minimum dessen, was
einer Person im Monat zustehen muss, ermöglicht in der Praxis nur schwer
ein menschenwürdiges Leben. Eine Vielzahl der Einkommen – Hartz IV,
Mindestlöhne, Renten, Asylbewerberleistungen, BAföG – werden bei den
jetzigen Preissteigerungen und den kommenden Gas-, Energie- und
Heizkostenrechnungen das Minimum, das allen zusteht, nicht mehr
gewährleisten.
*Es geht um die Existenz*
Die Lebenshaltungskosten steigen rasant. Kosten für Lebensmittel,
Benzin, Fortbewegung und Miete steigen in einem lang nicht gekannten
Maße. Die Kosten für Energie und Heizung treiben die Inflation in die
Höhe und sind dabei noch nicht mal richtig bei den Verbraucher*innen
angekommen. Das wahre Ausmaß der Preissteigerungen wird erst im Herbst
und bei den nächsten Betriebskostenabrechnungen erkennbar werden.
Besonders hart treffen die explodierenden Kosten Leute mit geringem
Einkommen: Empfänger*innen von Transferleistungen, Rentner*innen und
Geringverdienende. Mit den jetzigen Einkommen werden die
Preissteigerungen nicht kompensiert werden können. Millionen haben kein
Vermögen, keine Rücklagen, die angezapft werden können, um Engpässe zu
überbrücken. Für sie geht es um die Existenz.
*Es geht um Gerechtigkeit*
Das menschenwürdige Existenzminimum ist nicht verhandelbar. Es steht
nicht zur Disposition der Regierung. Es stellt eine Grenze dar, die
nicht unterschritten werden kann.
Diese Grenze, das Mindeste, was der Staat zu gewährleisten hat, diese
Grenze wird gerade massiv unterschritten – für einen immer größeren Teil
der Bevölkerung. Sämtliche Maßnahmen, die auf Einmalzahlungen
hinauslaufen oder auf die Deckelung bestimmter Kosten, wie bspw. bei
Energie und Gas, können nur Teile der Last minimieren und auch nur für
einen bestimmten Zeitraum.
»/Die jetzige Situation macht grundsätzliche Änderungen nötig. Ein
menschenwürdiges Leben setzt ein menschenwürdiges Einkommen voraus.
Hierzu bedarf es einer sofortigen und strukturellen Änderung der
Einkommenslage großer Teile der Bevölkerung/« sagt Dr. Peer Stolle,
Vorsitzender des RAV. Einmalzahlungen, wie sie jetzt im Dritten
Entlastungspaket der Bundesregierung vorgesehen sind, reichen nicht aus.
Es bedarf weiter auch einer gerechten Verteilung der Lasten. Während
Teilen der Bevölkerung die Verelendung droht, machen einige Unternehmen
Milliardengewinne. Der Übergewinn muss – wie es auch in anderen Ländern
passiert – abgeschöpft und zur Finanzierung von Ausgleichmaßnahmen
herangezogen werden.
Die Notlage tritt nicht erst ein, wenn die Energierechnungen kommen, die
Notlage ist schon jetzt da. Die Inflation macht für viele schon jetzt
ein Leben in Würde unmöglich. Anpassender Maßnahmen bedarf es jetzt und
nicht erst im Herbst.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband fordert die Umsetzung der folgenden
Maßnahmen:
* Erhöhung der Grundsicherung auf 678 €
* Erhöhung des BAföG auf 678 €
* Übernahme der Stromkosten für Grundsicherungsbeziehende
* Deutliche Erhöhung und Ausweitung des Wohngeldes insbesondere für
Geringverdiener*innen bereits zum jetzigen Zeitpunkt.
Diese Maßnahmen müssen jetzt erfolgen. Sollte dies zeitnah nicht möglich
sein, sind Sofortzahlungen zu leisten, um unverzüglich eine
menschenwürdige Existenz für alle zu gewährleisten.
--
Republikanischer Anwältinnen- und Anwälteverein e. V.
Haus der Demokratie und Menschenrechte
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