[imc-presse] PM des RAV_Gesetzeslücke endlich schließen - Menschen in Abschiebehaft brauchen Pflichtanwält*innen!
RAV e.V.
gs at rav.de
Wed Oct 12 11:00:08 CEST 2022
Sehr geehrte Damen und Herren,
anbei und folgend eine Pressemitteilung des RAV, die sich auf das heute
veröffentlichte Positionspapier
<https://www.rav.de/publikationen/mitteilungen/mitteilung/einfuehrung-der-pflichtbeiordnung-von-anwaeltinnen-in-der-abschiebungshaft-889>[1]
bezieht, in der die Einführung der Pflichtbeiordnung von Anwält:innen in
der Abschiebungshaft gefordert wird.
Der RAV hat - neben ca. weiteren 50 Organisationen - das Papier
gezeichnet und äußert sich dazu in dieser PM:
Gesetzeslücke endlich schließen - Menschen in Abschiebehaft brauchen
Pflichtanwält*innen!
https://www.rav.de/publikationen/mitteilungen/mitteilung/gesetzesluecke-endlich-schliessen-menschen-in-abschiebehaft-brauchen-pflichtanwaeltinnen-891
[2]
Wir bitten um Kenntnisnahme und Berichterstattung in und mit Ihren Medien.
Technische Hürden verhindern wohl gerade das Verlinken einzelner
Hinweise. Alle hier genannten Hinweise auf Veröffentlichungen im
Internet finden Sie ganz unten noch mal [1 - 4]. Pardon dafür!
Mit bestem Dank und freundlichen Grüßen
Sigrid v. Klinggräff
RAV-Geschäftsstelle
*********************
RAV-Pressemitteilung 4/2022 vom 12.10.22**
*Gesetzeslücke endlich schließen
Menschen in Abschiebehaft brauchen Pflichtanwält*innen!
*
*Zusammen mit mehr als 50 Organisationen fordert der RAV den Bundestag
sowie die Bundesminister*innen Nancy Faeser, Dr. Marco Buschmann und
Lisa Paus auf, Menschen in Abschiebehaft, Anwält*innen zur Seite zu
stellen und dies gesetzlich vorzuschreiben. Dass dies bislang nicht
verpflichtend ist, sei »eines Rechtsstaates unwürdig«, so die
Unterzeichner des Positionspapiers.*
Immer wieder landen in Deutschland Menschen in Abschiebehaft und werden
somit ihrer Freiheit beraubt, ohne dass sie sich dagegen wehren können.
Mehr als fünfzig Organisationen aus dem gesamten Bundesgebiet
kritisieren diese Praxis in einem Positionspapier
<cid:part1.Ytjr9lQQ.zBl2HHrt at rav.de>scharf. Sie fordern das
Bundesinnen-, das Bundesjustiz-, das Bundesfamilienministerium sowie die
Mitglieder ausgewählter Bundestagsausschüsse auf, analog zur
Pflichtverteidigung im Strafprozess auch eine Pflichtbeiordnung von
Anwält*innen in Verfahren zur Anordnung von Abschiebungshaft gesetzlich
einzuführen. Eine entsprechende Möglichkeit bietet das angekündigte neue
Gesetzespaket zum Migrationsrecht.
Die Organisationen begründen ihre Forderung damit, dass es in der
Abschiebungshaft immer wieder zu schwerwiegenden Verfahrensfehlern
kommt, die meist erst durch anwaltliche Unterstützung korrigiert werden
können. Die Betroffenen kennen sich mit dem in Deutschland geltenden
Rechtssystem nicht hinreichend aus, um sich wirksam gegen die Anordnung
oder Verlängerung der Haft wehren zu können. »/Gegenüber der die Haft
beantragenden Behörde sind die Betroffenen somit offensichtlich in einer
unterlegenen Position/«, so Rechtsanwalt und RAV-Mitglied Peter
Fahlbusch. »/Ohne eine anwaltliche Vertretung sehen sie sich hilflos
einem Verfahren ausgesetzt, das sie nicht verstehen und deshalb auch
nicht beeinflussen können. Das ist eines Rechtsstaats nicht würdig und
sollte unbedingt geändert werden/«.
*Zu den Unterzeichnern gehören u.a. PRO ASYL, Amnesty International, das
Diakonische Werk, die Caritas, der Jesuiten-Flüchtlingsdienst, terre des
hommes, der Deutsche Anwaltverein, die Neue Richtervereinigung und der
Republikanische Anwältinnen- und Anwälteverein.*
In der Abschiebungshaft wird einer Person die Freiheit entzogen, ohne
dass sie eine Straftat begangen hat. Dieser Freiheitsentzug greift
massiv in die Grundrechte der betroffenen Person ein. In unserem
Rechtsstaat werden deshalb an einen Haftbeschluss hohe formale und
inhaltliche Anforderungen gestellt. Diesen Anforderungen wird die Praxis
in der Abschiebungshaft häufig nicht gerecht; valide Schätzungen gehen
von rund fünfzig Prozent fehlerhaften Inhaftierungen aus. Eine Ursache
für die Fehlerquote ist, dass Betroffene, die oftmals mittellos sind und
denen es an System- und Sprachkenntnissen fehlt, ohne professionellen
Beistand vor Gericht keine Chance haben, ihre Grundrechte zu
verteidigen. »/Die Freiheitsentziehung stellt das schärfste Schwert
unseres Rechtssystems dar/«, so Rechtsanwalt Fahlbusch für den RAV. Um
den Rechtsstaat durchzusetzen, braucht es deshalb eine Pflichtbeiordnung
von Anwält*innen.
Hintergrund:
Rechtsanwalt Peter Fahlbusch aus Hannover erklärt: »/Seit 2001 habe ich
bundesweit 2.282 Menschen in Abschiebungshaftverfahren vertreten. 1.197
dieser Menschen (d.h. 52,5 %) wurden nach den hier vorliegenden
rechtskräftigen Entscheidungen rechtswidrig inhaftiert […].
Zusammengezählt kommen auf die 1.197 Gefangenen 31.235 rechtswidrige
Hafttage, das sind gut 85 Jahre rechtswidrige Haft/«. Über die fatalen
Fehler, die in der Abschiebehaft geschehen, spricht Rechtsanwalt
Fahlbusch im Interview
<https://www.proasyl.de/news/es-ist-skandaloes-welche-fehler-in-abschiebungshaft-passieren/>[3]
mit PRO ASYL sowie im Podcast
<https://www.proasyl.de/podcast/#1659959269254-785c7baa-5657>[4] (Folge 3).
*Links:*
[1] Positionspapier:
https://www.rav.de/publikationen/mitteilungen/mitteilung/einfuehrung-der-pflichtbeiordnung-von-anwaeltinnen-in-der-abschiebungshaft-889
[2] PM des RAV:
https://www.rav.de/publikationen/mitteilungen/mitteilung/gesetzesluecke-endlich-schliessen-menschen-in-abschiebehaft-brauchen-pflichtanwaeltinnen-891
[3] Peter Fahlbusch im Interview:
https://www.proasyl.de/news/es-ist-skandaloes-welche-fehler-in-abschiebungshaft-passieren/
[4] Poscast mit Peter Fahlbusch:
https://www.proasyl.de/podcast/#1659959269254-785c7baa-5657
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