[imc-presse] [attac-d-presse] Steueroptimierung auf Kosten der Ärmsten: der Socfin-Bericht

Attac-Pressestelle presse at attac.de
Fri Oct 22 10:35:07 CEST 2021


Sehr geehrte Damen und Herren,

so geht Steueroptimierung auf Kosten der Ärmsten: Der Luxemburger 
Agrarkonzern Socfin schöpft Gewinne aus der Rohstoffproduktion in den 
Herstellungsländern ab und verschiebt sie in den Schweizer 
Tiefsteuerkanton Freiburg. Diese Steuervermeidung geht Hand in Hand mit 
Profitmaximierung zu Lasten der Bevölkerung in den betroffenen Regionen 
in Afrika und Asien.

Ein Bericht von Brot für alle und Alliance Sud aus der Schweiz sowie dem 
deutschen Netzwerk Steuergerechtigkeit, in dem sich auch Attac 
engagiert, zeigt erstmals auf, wie diese Praxis genau funktioniert.

Eine Zusammenfassung des Berichts auf Deutsch können Sie hier nachlesen: 
https://brotfueralle.ch/content/uploads/2021/05/socfin_21_zusammenfassung.pdf
Die Vollversion des Berichts auf Englisch finden Sie hier: 
https://breadforall.ch/content/uploads//2021/05/socfin_21_report.pdf

In einer internationalen Erklärung fordern mehr als 25 Organisationen 
aus Afrika, Asien und Europa, darunter Attac, ihre Regierungen auf, 
dieser Steuervermeidung einen Riegel vorzuschieben und Gewinne in den 
Ländern zu besteuern, in denen die Arbeitnehmer*innen sie 
erwirtschaften. Sie finden die Erklärung im Anschluss.

Mit Rückfragen wenden Sie sich bitte an den Attac-Vertreter im Netzwerk 
Steuergerechtigkeit, Karl-Martin Hentschel. Sie erreichen ihn unter +49 
0151 5908 4268, karl-martin.hentschel at attac.de.

Mit freundlichen Grüßen

Frauke Distelrath

--


        Internationale Erklärung


      Steuerliche Ungleichheit kultivieren: Der Socfin-Bericht

Ein neuer Bericht 
<https://brotfueralle.ch/content/uploads/2021/05/socfin_21_zusammenfassung.pdf> 
von Brot für alle und der Alliance Sud aus der Schweiz sowie dem 
deutschen Netzwerk für Steuergerechtigkeit über die Steuerstrategie des 
Agrarkonzerns Socfin deckt auf, wie multinationale Unternehmen Gewinne 
aus den Ländern, in denen sie Rohstoffe in Afrika und Asien produzieren, 
in Steuerparadiese wie die Schweiz verschieben können. Diese Strategien 
sind höchst ungerecht, auch wenn sie den OECD-Regeln entsprechen mögen. 
Eine solche Steuervermeidung ist gleichbedeutend mit der Abschöpfung von 
Gewinnen auf Kosten der Menschen in den Produktionsländern.

Die Socfin-Gruppe ist ein agroindustrielles Unternehmen mit Sitz in 
Luxemburg, das auf fast 400.000 Hektar Konzessionsfläche in Afrika und 
Asien Kautschuk und Palmöl produziert und damit handelt. Im Zeitraum 
2014 bis 2020 erwirtschaftete die Socfin-Gruppe jährlich 
durchschnittlich 41 Millionen Euro Gewinn. Im Jahr 2010 siedelte Socfin 
die Leitung der Konzerngruppe und mehrere Tochtergesellschaften in der 
Schweiz an - angeblich aus steuerlichen Gründen. Diese 
Tochtergesellschaften in der Steueroase Schweiz erwirtschaften 
Millionengewinne.

Dieser neue Bericht deckt mögliche Wege der Gewinnverschiebung auf, 
indem er die Finanzberichte von Socfin analysiert. Er untermauert seine 
Erkenntnisse durch einen Vergleich der Gewinne pro Mitarbeiter*in: Die 
Gewinne sind dort am höchsten, wo die Steuern am niedrigsten sind. In 
den afrikanischen Ländern, in denen Socfin tätig ist, schwanken die 
Körperschaftssteuern zwischen 25 und 33 Prozent, und die Gewinne von 
Socfin pro Mitarbeiter*in liegen bei nur 1642 Euro. In der Schweiz, wo 
der Steuersatz weniger als 14 Prozent beträgt, liegen die Gewinne pro 
Mitarbeiter*in bei 116.000 Euro.

Weltweit werden jährlich etwa 80 Milliarden Euro an Gewinnen aus 
Entwicklungsländern in Niedrigsteuerländer wie die Schweiz verschoben. 
Gewinnverschiebung und Steuervermeidung sind zwar nicht unbedingt 
illegal, wirken aber den Bemühungen um globale Gerechtigkeit entgegen 
und schränken den steuerlichen Spielraum der Staaten zur Erfüllung ihrer 
Menschenrechtsverpflichtungen ein. Laut Paul Larry George, Vorsitzender 
der Alliance for Rural Democracy in Liberia, wo Socfin tätig ist, "ist 
es wichtig zu wissen, dass Liberia nicht den maximalen Nutzen aus der 
Förderung seiner natürlichen Ressourcen zieht. Steuervermeidung ist Teil 
des Problems und trägt dazu bei, dass das Land arm bleibt, vor allem 
dort, wo die Unternehmensstrukturen hauptsächlich darauf ausgerichtet 
sind, von günstigen Steuerregelungen in anderen Ländern zu profitieren."

In den drei Ländern, in denen Socfin tätig ist und die in dem Bericht 
untersucht werden – Liberia, Sierra Leone und Kambodscha – senken die 
Plantagenmanager*innen offensichtlich die Kosten, wo immer es möglich 
ist: Sie zahlen nur sehr wenig für das Land, das sie pachten, für die 
Bäume, die sie fällen, für die Arbeiter*innen, die sie einstellen, für 
die Maßnahmen zur sozialen Verantwortung der Unternehmen, die sie 
versprechen. Ein großer Teil der auf diese Weise erwirtschafteten 
Gewinne landet in der Schweiz, wie die Studie zeigt. Umso dringlicher 
ist es, dass Socfin auf die Forderungen der lokalen Gemeinschaften 
eingeht, etwa umstrittenes Land zurückzugeben, die Umwelt zu 
respektieren, sicherzustellen, dass allen Arbeiter*innen auf den 
Plantagen existenzsichernde Löhne gezahlt werden, und alle 
Rechtsverletzungen zu beenden.

Steuergesetze auf der ganzen Welt ermöglichen es Unternehmen, Gewinne 
dorthin zu verlagern, wo die Steuern am niedrigsten sind. Die Schweiz 
muss ihre besonderen Steuervorschriften ändern, die für multinationale 
Unternehmen wie Socfin einen Anreiz zur Gewinnverlagerung darstellen. 
Außerdem sollten alle Regierungen zu einem System übergehen, bei dem die 
Gewinne in den Ländern besteuert werden, in denen die Arbeitnehmer*innen 
sie erwirtschaften.


*Für weitere Informationen:* https://bit.ly/socfin_steuergerechtigkeit

*
**Unterzeichner*innen: *

Alliance for Rural Democracy, Liberia

Alliance Sud, Schweiz

Association Française d’Amitié et de Solidarité avec les Peuples 
d’Afrique (AFASPA), Frankreich

Attac Deutschland, Deutschland

Brot für alle, Schweiz

Community Forest Watch, Nigeria

Creatives for Justice, Schweiz

FIAN Belgium, Belgien

GRAIN

Green Advocates International, Liberia

Green Scenery, Sierra Leone

Jeunes Volontaires pour l’Environnement (JVE), Elfenbeinküste

JUSTICITIZ, Liberia

Malen Land Owners and Users Association (Maloa), Sierra Leone

Milieudefensie, Niederlande

Natural Resource Women’s Plattform, Liberia

Netzwerk Steuergerechtigkeit, Deutschland

Rainforest Rescue, Deutschland

ReAct Transnational, Frankreich

Réseau des Acteurs du Développement Durable (RADD), Kamerun

Sierra Leone Network on the Right to Food (Silnorf), Sierra Leone

SOS Faim, Luxemburg

Synergie Nationale des Paysans et Riverains du Cameroun (Synaparcam), 
Kamerun

The Bunong Indigenous People Association (Bipa), Kambodscha

Union des Villages Déguerpir (UVD), Elfenbeinküste

Youth Volunteers for Environment, Ghana


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Frauke Distelrath
Pressesprecherin / stv. Geschäftsführerin
Attac Deutschland
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Münchener Str. 48, 60329 Frankfurt/M
Tel. 069 900 281-42; 0151 6141 0268
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