[imc-presse] [attac-d-presse] EU-Parlament: Erster Schritt gegen Konzern-Steuerdumping / Weltweite Gewinnverschiebungen bleiben im Dunkeln
Attac-Pressestelle
presse at attac.de
Fri Nov 12 08:13:08 CET 2021
Pressemitteilung als PDF:
https://link.attac.de/pm-eu-parlament-beschliesst-cbcr
--
Pressemitteilung
Attac Deutschland
Frankfurt am Main, 12. November 2021
EU-Parlament: Erster Schritt gegen Konzern-Steuerdumping
Erfolg der Zivilgesellschaft, aber Regelung reicht bei Weitem
nicht aus
Das globalisierungskritische Netzwerk Attac hält den Beschluss des
Europäischen Parlaments zur Offenlegung von Konzerndaten für einen
Schritt in die richtige Richtung, kritisiert ihn aber als nicht
weitgehend genug. “Mit dem Ja zu Country-by-country-reporting hat das
EU-Parlament nach jahrelangem Ringen eine zentrale Forderung von Attac
ansatzweise umgesetzt. Jetzt muss auch Deutschland endlich die Daten der
internationalen Konzerne veröffentlichen, was das
Bundesfinanzministerium immer noch verweigert hat. Das ist ein Erfolg
der internationalen Bewegung im Kampf gegen Steueroasen“ sagt
Karl-Martin Hentschel von der Attac-Arbeitsgruppe Steuern und
Finanzmärkte. „Leider müssen Unternehmen nur Daten aus EU-Staaten und
einigen wenigen anderen Ländern veröffentlichen. Solange alle übrigen
weltweiten Aktivitäten von Konzernen ausgespart bleiben, ist ihren
Steuertricks kein ausreichender Riegel vorgeschoben.“
Gemäß dem Beschluss des EU-Parlaments müssen bis Mitte 2023 alle in der
EU tätigen Konzerne, die in zwei aufeinanderfolgenden Jahren jeweils
einen Jahresumsatz von weltweit mehr als 750 Millionen Euro erzielen,
relevante Konzerndaten offenlegen. Dazu gehören Umsätze, Gewinne, die
Anzahl der Mitarbeitenden, Investitionen, gezahlte Ertragsteuern und
nicht ausgeschüttete Gewinne. Diese Daten werden für alle Staaten der EU
berichtet, für alle Steueroasen auf der schwarzen und nach zwei Jahren
auch auf der grauen Steueroasen-Liste der EU. Dazu gehört auch die
Türkei. Für die übrigen Staaten werden die Daten nur aggregiert
dargestellt.
*
**Gewinnverschiebungen außerhalb der EU bleiben im Dunkeln*
Da 80 Prozent der Steuervermeidung in der EU in EU-Steueroasen wie
Irland, Luxemburg, Niederlande, Malta oder Zypern geschieht, bedeutet
die Neuregelung eine Verbesserung im Kampf gegen Steuerdumping. „Aber
wir werden nach wie vor kein klares Bild über die weltweiten
Gewinnverschiebungen bekommen. Es ist zu befürchten, dass Konzerne ihre
Gewinne nun sogar vermehrt in Gebiete außerhalb der EU verschieben, um
die Offenlegungspflichten zu umgehen“, warnt Detlev von Larcher,
ebenfalls aktiv in der Attac-AG Steuern und Finanzmärke.
Da nur Konzerne zu mehr Steuertransparenz verpflichtet werden, die zwei
Jahre hintereinander mehr als 750 Millionen Euro umsetzen, wären rund 90
Prozent aller multinationalen Konzerne nicht betroffen. Enttäuschend ist
aus Sicht von Attac auch, dass die Berichtspflichten wichtige Daten
aussparen – insbesondere konzerninterne Transaktionen. Auch können
Konzerne die Berichtspflichten nach eigenem Ermessen aufgrund
„wirtschaftlicher Nachteile“ um bis zu fünf Jahre verzögern.
*Ziel muss die Gesamtkonzernsteuer sein*
Country-by-country-reporting (CbCR) ist aus Sicht von Attac ohnehin nur
ein erster Schritt auf dem Weg zur Gesamtkonzernsteuer. Ziel ist die
Besteuerung aller Gewinne dort, wo sie erwirtschaftet werden.
Attac fordert daher als nächste Schritte:
* Weltweite Berichterstattung. Diese könnte die EU beschließen.
* Berichterstattung für alle Großunternehmen ab 20 Millionen Euro Umsatz.
* Einführung der Gesamtkonzernsteuer in der EU. Die GKKB-Richtlinie
wird seit 20 Jahren in der EU verhandelt und wird immer noch im
Ministerrat blockiert – auch von Deutschland. Mit der
Gesamtkonzernsteuer würden die Steuern dort eingezogen, wo die
Gewinne erwirtschaftet werden.
Attac Deutschland engagiert sich seit seiner Gründung gegen Steuerflucht
und -dumping und arbeitet dazu mit dem internationalen Tax Justice
Network sowie dem deutschen Netzwerk Steuergerechtigkeit zusammen.
*Für Rückfragen und Interviews:*
* Karl-Martin Hentschel, Attac-AG Finanzmärkte und Steuern /
Attac-Vertreter im Netzwerk Steuergerechtigkeit, Tel. 0151 5908 4268
* Detlev von Larcher, Attac-AG Finanzmärkte und Steuern, Tel. 0160
9370 8007
*Weitere Informationen:* www.attac.de/konzernbesteuerung
--
------------------------------------------------
Frauke Distelrath
Pressesprecherin Attac Deutschland
------------------------------------------------
Münchener Str. 48, 60329 Frankfurt/M
Tel. 069 900 281-42; 0151 6141 0268
presse at attac.de
------------------------------------------------
-------------- next part --------------
An HTML attachment was scrubbed...
URL: </pipermail/imc-presse/attachments/20211112/2de6cdc8/attachment.html>
-------------- next part --------------
_______________________________________
Um diese Mailingliste abzubestellen oder die E-Mail-Adresse zu ändern, besuchen Sie bitte:
https://listen.attac.de/mailman/listinfo/attac-d-presse
Alle Pressemitteilungen von Attac Deutschland (mit Suchfunktion) finden Sie unter http://www.attac.de/presse
More information about the imc-presse
mailing list