[imc-presse] PM: Kriegsverbrechen der Türkei in Nordsyrien

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Mon Oct 21 08:52:15 CEST 2019


Sehr geehrte Pressevertreterinnen und Pressevertreter,

seit nun zwölf Tagen dauert der türkische Besatzungskrieg in Nordsyrien
an. Gestern hat der Demokratische Syrienrat (MSD), eine Dachorganisation
mit Vertretern der Volksgruppen und Religionsgemeinschaften Nord- und
Ostsyrien, eine erschreckende Zwischenbilanz dieses Krieges
veröffentlicht. Demnach mussten bislang rund 300.000 Menschen aus
Rojava/Nordsyrien flüchten. 235 Menschen haben aufgrund der Angriffe der
Türkei und ihrer islamistischen Partner ihr Leben verloren. Zudem
listete der MSD folgende belegte Verbrechen des türkischen Staates auf:

  * Am 10. Oktober hat das Mädchen Sara Husên bei einem
    Artillerieangriff auf den Stadtteil Qidur Beq in Qamişlo ihre Beine
    verloren. Ihr Bruder Mihemed Yûsiv Husên ist bei dem Angriff ums
    Leben gekomme
  * Am 15. Oktober ist der 13-jährige Mihemed Hemîd Umer in Serêkaniyê
    (Ras al-Ain) durch den Einsatz verbotener Kampfstoffe verletzt worden.
  * Am 16. Oktober ist das Dorf Zirganê in Serêkaniyê bombardiert worden.
  * Am 18. Oktober ist das Dorf Mişrafê bei Serêkaniyê von türkischen
    Kampfflugzeugen bombardiert worden. Aus den Trümmern wurden Leichen
    geborgen.
  * Am 16. Oktober hat ein Kind schwerste Verbrennungen durch den
    Einsatz verbotener Kampfstoffe in Serêkaniyê erlitten.

Bei den genannten Einsätzen verbotener Kampfstoffe handelt es sich
wohlmöglich um weißen Phosphor. Einige Opfer dieses Verdachtsfalls
befinden sich derzeit in südkurdischen/nordirakischen Krankenhäusern, wo
sie behandelt werden. Die Organisation für das Verbot chemischer Waffen
(OPWC) wird von den politischen Vertretern Nordsyrien dazu aufgerufen,
sich mit diesem Verdacht zu befassen. Gleichzeitig wurde in den sozialen
Medien vielfach Kritik an der OPWC geäußert, weil die Organisation kurz
nachdem der Verdachtsfall geäußert wurde, eine Spende
<https://www.opcw.org/media-centre/news/2019/10/turkey-contributes-eu30000-future-opcw-centre-chemistry-and-technology>
in Höhe von 30.000 von der Türkei entgegennahm. 

*Eine Waffenruhe, die keine war*

Unterdessen reißt auch die Kritik an den USA für den plötzlichen
Truppenabzug aus Nordsyrien nicht ab. Auch aufgrund des innenpolitischen
Drucks reisten der US-Vizepräsident Mike Pence und der US-Außenminister
Mike Pompeo vergangene Woche nach Ankara, um mit der Türkei über den
weiteren Verlauf des türkischen Kriegseinsatzes zu verhandeln. Heraus
kam eine 120stündige Waffenruhe, währenddessen die Demokratischen Kräfte
Syriens (SDF) sich aus den Städten Serêkaniyê und Girê Spî (Tall Abyad)
zurückziehen sollten. Der Rückzug der SDF-Kräfte erfolgte am gestrigen
Tag. Allerdings stoppten die türkischen Armee und ihre islamistischen
Partner ihre Angriffe zu keinem Zeitpunkt. Allein am vergangenen Samstag
kamen nach Angaben der SDF 16 ihrer Kämpfer bei Angriffen der Gegenseite
ums Leben. Auch gestern sind mindestens acht Mitglieder der SDF ums
Leben gekommen. Nach dem Rückzug der SDF-Einheiten aus dem vereinbarten
Gebiet fordern nun politische Vertreter aus Nordsyrien einen Rückzug der
Türkei und eine politische Lösung. Die besagte Region könne
beispielsweise den  Friedenstruppen der Vereinten Nationen unterstellt
werden. 

Am Dienstagabend läuft nun die 120stündige Waffenruhe aus. Am selben Tag
wird der türkische Staatspräsident Erdogan nach Moskau reisen, um mit
Putin über sein weiteres militärisches Vorgehen in Nordsyrien zu
beraten. Es liegt der Verdacht nahe, dass das türkische Militär nun ihre
Angriffe auf weitere Gebiete in Nordsyrien ausweiten wird. Bereits
gestern wurden Angriffe außerhalb des Gebietsstreifens zwischen
Serêkaniyê und Girê Spî vermeldet.

/Für weitere Informationen und Rückfragen stehen wir Ihnen zur
Verfügung. Gerne können wir Ihnen auch Gesprächspartner aus Nordsyrien
vermitteln, die ihnen aus erster Hand aktuelle Informationen aus Region
geben können. /

Mit freundlichen Grüßen

Mako Qocgiri

-- 

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