[imc-presse] [attac-d-presse] Finanzkrise: Zehn Jahre Verstaatlichung der Northern Rock / Europaweite Attac-Aktionen

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Thu Feb 15 09:02:11 CET 2018


Pressemitteilung
Attac Deutschland
Frankfurt am Main, 15. Februar 2018



* Zehn Jahre Finanzkrise: Attac kündigt europaweite Aktionen an

* Verstaatlichung der Northern Rock am 17. Februar 2008 machte Crash
offenkundig


Am Samstag jährt sich zum zehnten Mal die Verstaatlichung der britischen
Großbank Northern Rock – eines der markantesten Ereignisse der globalen
Finanzkrise 2007/2008.* Doch geschehen ist seither wenig, um die
Finanzmärkte zu regulieren und Bankenrettungen auf Kosten der
Allgemeinheit zu verhindern, kritisiert das globalisierungskritische
Netzwerk Attac.

„Von einschneidenden Reformen kann keine Rede sein“, stellt Alfred Eibl
vom bundesweiten Attac-Koordinierungskreis fest. „Dabei sind die
wirksamen Rezepte bekannt: Banken müssen so geschrumpft werden, dass sie
kein Systemrisiko, also nicht mehr 'too big to fail' sind. Wir brauchen
endlich ein Trennbankensystem, in dem das Kundengeschäft vom Handel auf
den Finanzmärkten getrennt ist. Ein Finanz-TÜV muss darüber entscheiden,
was auf den Finanzmärkten gehandelt werden darf – und die
Finanztransaktionssteuer muss endlich eingeführt werden."

Wie weichgespült die wenigen konkret beschlossenen Maßnahmen sind, zeigt
das im Dezember verabschiedete Abkommen Basel III, ein international
abgestimmtes Reformwerk der Zentralbankgouverneure. Darin wurden drei
Prozent als noch zulässiger Wert für die Eigenmittelquote festgelegt.
Alfred Eibl: „Anders ausgedrückt: Wenn mehr als drei Prozent der
gewährten Kredite wegbrechen, ist die Bank pleite. Das ist lächerlich.
Auf einer solch geringen Eigenkapitalbasis lässt sich kein stabiles
Finanzsystem aufbauen. Dass die EU über vier Prozent diskutiert, macht
den Kohl auch nicht fett.“

+ Europaweite Attac-Aktionen rund um Jahrestag der Lehman-Pleite

Die Finanzgeschichte ist gepflastert mit Bankenpleiten auf der Jagd nach
immer höhreren Kapitalrenditen. Die Lasten hatten dabei stets die
Beschäftigten und kleinen Anleger sowie bei breiten Finanzkrisen die
Allgemeinheit zu tragen. „Auch diesmal hat es die Bankenlobby geschafft,
einschneidende Reformen zu verhindern. Um den Skandal auf die Spitze zu
treiben, kritisieren die Verantwortlichen für die jüngste Finanzkrise
nun die viel zu hohe Staatsverschuldung, die erst durch die
Bankenrettungsaktionen entstanden ist“, sagt Alfred Eibl.

Mit europaweiten Aktionen rund um den zehnten Jahrestag der
Lehman-Brothers-Pleite am 15 September wird Attac seine Forderungen nach
einer echten Regulierung der Fi-nanzmärkte und Banken an die
Öffentlichkeit tragen, damit der Finanzsektor der gesamten Gesellschaft
dient und nicht umgekehrt.


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*) Hintergrund Northern Rock:

Am 17. Februar 2008 verkündete die britische Regierung die
Verstaatlichung der Northern Rock, eine der zehn größten Banken
Großbritanniens. Die Rettung der britischen Großbank durch die
Steuerzahlerinnen und Steuerzahler machte auch für die breite
Öffentlichkeit die Tiefe der Finanzprobleme offensichtlich.

Zuvor war die Northern Rock durch die Krise am amerikanischen
Subprime-Markt in Schwierigkeiten geraten und musste am 12. September
2007 die Bank of England, die Zentralbank von Großbritannien, um eine
erste Liquiditätshilfe bitten.

Als dies bekannt wurde, kam es am Freitag, 14. September, zu einem
"Bank-Run": Kunden strömten in die Zweigstellen der Bank und versuchten,
ihr Geld in Sicherheit zu bringen. Es bildeten sich lange Schlangen
erregter und verzweifelter Menschen, die um ihre Ersparnisse fürchteten.
In einer Zweigstelle verbarrikadierten sich sogar Kunden mit
Bankangestellten, um die Auszahlung ihrer Geldanlagen zu erzwingen.
Durch den Ansturm brachen die Banksysteme zeitweise zusammen, was die
Krise weiter verschärfte. Innerhalb von zwei Banktagen wurden rund drei
Milliarden Pfund abgehoben.

Der Ansturm legte sich erst nach der Ankündigung des britischen
Finanzministers, die Regierung und Bank of England würden für die
Guthaben garantieren. Bis zum Januar 2008 stütze die britische
Zentralbank die Northern Rock mit 26 Milliarden Pfund. Die Bank wurde
dadurch faktisch zum öffentlichen Eigentum.

Da in der Zwischenzeit Bemühungen, die Bank zu einem "realistischen
Preis" zu verkaufen, gescheitert waren, verkündete die Regierung am 17.
Februar 2008 die Verstaatlichung der Northern Rock.

Im weiteren Verlauf wurde die Northern Rock aufgespalten und der
unverschuldete Teil, die so genannte Good Bank, 2011 verkauft. Die Bad
Bank mit den Schulden blieb im Staatsbesitz.

Ursache des Zusammenbruchs der Northern Rock waren die in hohem Maß
betriebene extreme Fristentransformation (langfristige Darlehen wurden
aus kurzfristigen Geldquellen finanziert, die in der Krise
austrockneten) und die viel zu niedrige Eigenkapitalbasis.

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Attac-Positionspapier zur Neuregulierung der Finanzmärkte:



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Für Rückfragen und Interviews:

* Alfred Eibl, Attac-Koordinierungskreis, Tel. 0160 9078 0266

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Frauke Distelrath
Pressesprecherin Attac Deutschland
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