[imc-presse] [attac-d-presse] Steuertrickser: "Modell Ikea" Vorbild für Konzerne / Jährlich bis zu 30 Milliarden Euro Steuervermeidung

Attac-Pressestelle presse at attac.de
Tue Feb 16 10:09:28 CET 2016


Pressemitteilung
Attac Deutschland
Frankfurt am Main, 16. Februar 2916



* Steuertrickser: "Modell Ikea" Vorbild für internationale Konzerne

* Konzernstruktur systematisch für Steuervermeidung optimiert / Bis zu
30 Milliarden Euro Steuervermeidung jährlich in Deutschland


Das schwedische Möbelunternehmen Ikea vermeidet seit Jahren in großem
Stil Steuern in der Europäischen Union. Das belegt eine neue Studie
(http://t1p.de/Ikea-Studie-Gruene-EFA), die von der Fraktion der
Grünen/EFA im Europäischen Parlament in Auftrag gegeben wurde und auf
einer Untersuchung des globalisierungskritischen Netzwerkes Attac
basiert. Die Attac-Untersuchung "Ein Dschungel namens Ikea"
(http://t1p.de/Attac-Ikea-Studie) hat erstmals das "Modell Ikea" in
seiner Gesamtstruktur dargestellt. Beide Studien zeigen, dass Ikea wie
fast kein anderes Unternehmen seine Konzernstruktur und
Finanzoperationen systematisch optimiert hat, um möglichst wenig Steuern
zu zahlen.

"Bei Ikea findet man alles, was in Handbüchern zur Steuervermeidung
beschrieben wird. Was Amazon, Starbucks, Apple und Google heute
praktizieren, hat Ikea vor 30 Jahren erfunden. Das 'Modell Ikea'
ist mittlerweile Vorbild für die Mehrzahl der internationalen Konzerne",
sagt Karl-Martin Hentschel, Autor der Attac-Studie. "Es ist
unerträglich, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, aber auch viele
kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland ihre Steuern zahlen,
während internationale Konzerne wie Ikea ihre Gewinne in Liechtenstein
fast steuerfrei aufhäufen." Die Steuervermeidung wird allein für
Deutschland insgesamt auf zehn bis 30 Milliarden Euro jährlich geschätzt.

Karl-Martin Hentschel: "Immer noch ist Deutschland eines der größten
Hindernisse in der EU und der OECD für eine konsequente Schließung der
Steuerschlupflöcher. Wir fordern Bundesfinanzminister Schäuble auf,
endlich die unselige Bremserrolle aufzugeben und sein Gewicht im
EU-Ministerrat für eine faire Unternehmensbesteuerung einzusetzen!"

Attac fordert im Einzelnen:

1. die Einführung der öffentlichen länderbezogenen Berichterstattung,

2. die Offenlegung von Steuervereinbarungen zwischen Finanzämtern und
Firmen – auch gegenüber der EU-Kommission,

3. die Einführung von Mindeststeuern und das Verbot von Patent-Boxen in
der EU,

4. die Einführung der Gesamtkonzernsteuer (GKKB-Richtlinie) sowie

5. den vollständigen automatischen internationalen Kontendaten-Austausch
auch für Unternehmen.

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Hintergrund:

Das "Modell Ikea" dient mittlerweile als Blaupause für die großen
Unternehmensberatungen und zahlreiche internationale Konzerne, die
Methoden dieses System kopiert haben. Bekannt in Deutschland wurden in
jüngster Zeit insbesondere Eon, Bayer Leverkusen, die Deutsche Bank –
aber auch US-Firmen wie Apple, Amazon und Google.

Ikea nutzt systematisch Steuervorteile innerhalb der Europäischen Union
aus – vor allem in Luxemburg, den Niederlanden und Belgien – und nutzt
dazu auch Offshore-Steueroasen wie Liechtenstein und Curaçao.

Eine der wirksamsten Vermeidungstechniken ist die Lizenzmethode. Dabei
überweist Ikea einen erheblichen Teil der in Deutschland
erwirtschafteten Gewinne an eine Firma in den Niederlanden. Diese Firma
leitet die aus der ganzen Welt gesammelten Gewinne fast steuerfrei an
die Interogo-Stiftung in Liechtenstein, die Familienstiftung der Familie
Kamprad, welche den Gesamtkonzern kontrolliert.

Alleine durch diese Methode (in den verschiedenen Studien wurden
mindestens sieben solche Methoden dokumentiert, mit denen jeweils
weitere Teile der Gewinne steuerfrei gemacht werden) konnte das
Unternehmen in den vergangenen sechs Jahren mindestens eine Milliarde
Euro an Steuern sparen; allein 2014 gingen dem deutschen Staat und
seinen Kommunen 35 Millionen Euro nur durch die Überweisung von
Lizenzgebühren durch die Lappen.

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Weitere Informationen:

* Attac-Webseite zu Ikea: www.attac.de/ikea

* Attac-Untersuchung "Ein Dschungel namens Ikea"
Langfassung: http://t1p.de/Attac-Ikea-Studie
Kurzfassung: http://t1p.de/Attac-Ikea-Studie-kurz

* Ikea-Studie der Grünen/EFA-Fraktion im EU-Parlament
http://t1p.de/Ikea-Studie-Gruene-EFA

* Attac-Handlungsanleitung zur Bekämpfung von "Steuervermeidung und
Gewinnverschiebung":
Langfassung: http://t1p.de/Anleitung-Bekaempfung-Steuertricks
Kurzfassung: http://t1p.de/Anleitung-Bekaempfung-Steuertricks-kurz


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Für Rückfragen und Interviews:

* Karl-Martin Hentschel, Attac-AG Finanzmärkte und Steuern,
Tel. 0151 5908 4268

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Frauke Distelrath
Pressesprecherin Attac Deutschland
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