[imc-presse] Meldungen zur Lage in Kobanê

Civaka Azad e.V. info at civaka-azad.org
Thu Sep 25 09:54:31 CEST 2014


Sehr geehrte Damen und Herren,

folgend leiten wir Ihnen einige Übersetzungen der Informationsstelle
Kurdistan (ISKU) zur Lage in Kobanê weiter.

Weiter können Sie auch den Artikel von Michael Knapp "Der drohende
Völkermord in Kobanê - ein abgekartetes Spiel mit der Türkei?" als
Hintergrundinformation nehmen.

Mit freundlichen Grüßen,

Can Cicek 

Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V. 
www.civaka-azad.org <http://www.civaka-azad.org/>  // info at civaka-azad.org 
Bornheimer Landstraße 48, 60316 Frankfurt 
Tel.: 069/84772084, Mobil: 01573/8485818

 

***

Der drohende Völkermord in Kobanê - ein abgekartetes Spiel mit der Türkei?

Michael Knapp, Historiker, Kurdistan Solidaritätskomitee Berlin, 24.09.2014

Seit dem 15.09.14 erleben wir eine Offensive des Islamischen Staats IS gegen
den Selbstverwalteten Kanton Kobanê im Norden Syriens, ein Teil der Region,
die auf Kurdisch Rojava, also Westen genannt wird. Kobanê ist ein Ort in dem
etwa 500.000 Menschen leben, 200.000 davon Flüchtlinge aus dem Rest Syriens
zur, sowohl KurdInnen, als auch AraberInnen. Der IS rückt nun auf Kobanê vor
mit dem dezidierten Ziel, die Region zu erobern und alle die nicht ihrem
Weltbild entsprechen zu ermorden. Zwischen einem Massaker von genozidalem
Ausmaß, vergleichbar mit den Morden in Şengal stehen einzig und alleine die
Volksverteidigungskräfte der YPG und YPJ. Kobanê wurde schon zuvor
monatelang vom IS belagert und hat nun eine neue Offensive begonnen, gegen
welche die Volksverteidigungskräfte der Selbstverwaltung YPG/YPJ mit aller
Kraft Widerstand leisten.

http://civaka-azad.org/der-drohende-voelkermord-kobane-ein-abgekartetes-spie
l-mit-der-tuerkei/ 

 

Von: isku [mailto:isku at nadir.org] 
Gesendet: Mittwoch, 24. September 2014 18:14
An: 
Betreff: Meldungen zur Lage in Kobanê

 

Stoppt die IS-Angriffe auf Kobanê - Solidarität mit Rojava

Zweitägige Mahnwache am 25. - 26. September 2014 Berlin, Brandenburger Tor
(Beginn 25 September um 10:00 Uhr - Ende 26 September um 24:00 Uhr)

Weiterlesen
<http://www.nadir.org/nadir/initiativ/isku/erklaerungen/2014/09/30.htm> 

 

YPG Media Center 24. September 2014

An die Presse und Öffentlichkeit!

Die Angriffe des IS mit dem Ziel Kobanê zu erobern dauern seit dem 15.
September an. Nachdem unsere Kräfte die Angriffe und das Vordringen der
IS-Banden aus dem Osten abgewehrt haben, halten die Angriffe im Westen und
im Süden weiter an. 

Gestern fanden von daher den ganzen Tag über schwere Gefechte um das Dorf
Halinc statt, das südlich von Kobanê liegt und unter der Kontrolle von IS
stand. Unsere Kräfte haben das Dorf von den Banden befreit, zahlreiche
IS-Terroristen getötet und dabei zahlreiche Waffen erbeutet.

Unsere Kräfte haben weiter Angriffe in der selben Region, auf die sich auf
den beiden Hügeln Rovi und Kulilke befindenden IS-Banden vollzogen. Dabei
gelang es, den Kulilke Hügel zu befreien und wichtige Ziele und schwere
Waffen auf dem Hügel Rovi zu vernichten. 

In den im Westen und Südwesten Kobanês liegenden Dörfern Susane und Til
Xezal haben unsere Kräfte ebenfalls feindliche Ziele angegriffen. Unsere
Kräfte drängten zunächst den Feind aus Susane und fügten ihm anschließend
große Verluste zu. Dabei wurden 9 IS-Terroristen getötet. In der Straße von
Til Xezal wurde ein Konvoi der IS angegriffen; dabei wurden die Fahrzeuge
und darin sich befindende 7 Terroristen getötet.

Im Südwesten vollzog im Dorf Sirtik die Einheit Burak El Firat
[kurdisch-arabisches Bündnis] eine Aktion, bei der 1 Panzer, 3 Fahrzeuge und
dutzende IS-Terroristen vernichtet wurden. In der selben Region wurden
ebenfalls Angriffe im Dorf Kontinkar vollzogen, bei denen 3 Fahrzeuge
zerstört werden konnten. Wir haben bzgl. dieser Aktion keine Informationen
über die Anzahl der Toten und Verletzten Terroristen.

Der von unseren Kräften begonnene Vorstoß in Serê Kaniyê dauert an.
IS-Terorristen verlagern viel militärisches Material, unter anderem Panzer
und schwere Artillerie sowie weitere Terroristen dorthin, um unseren
weiteren Vorstoß zu verzögern. In Mebruke und Dehme finden derzeit schwere
Gefechte statt. In den letzten 24 Stunden wurden viele dutzende Terroristen
getötet. Bei diesen Aktionen sind 4 unserer Freiheitskämpfer ums Leben
gekommen.

 

Rückkehr nach Kobanê versperrt - Tausende an der Grenze zu Kobanê an
Einreise gehindert

Tausenden Menschen, die aufgrund von Attacken des Islamischen Staates (IS)
Kobanê in Richtung Pîrsûs (Suruç) Nordkurdistan/Südosttürkei verlassen
hatten, wird nun untersagt, die Grenze zurück nach Kobanê zu passieren.

Diese Menschen dürfen angeblich aufgrund von Nachrichten der AKP-Regierung,
Kobanê sei evakuiert, nicht zurückkehren. Sie werden an der Grenze bei
Mürşitpınar von türkischen Militäreinheiten festgehalten. Nach ihren Angaben
soll nach Wünschen der türkischen Regierung Kobanê menschenleer gemacht
werden, aber sie werden Wege finden, zurück nach Hause zu gelangen.

Dreitausend Menschen, die gestern am Grenzübergang von Mürşitpınar
festgehalten worden sind, überquerten die Grenze trotz aller Versuche sie
daran zu hindern. Etwa zweitausend andere warten weiterhin in Pîrsûs und den
umliegenden Dörfern. Der 62-jährige Teyyar A., der nach eigenen Angaben vor
vier Tagen angekommen ist, sagt, er habe die Scheinheiligkeit der türkischen
Politik gesehen: "In der Tat haben wir unser Heimatland verlassen, weil eine
Atmosphäre der Panik geschaffen worden war. Nachdem wir die Grenze überquert
hatten, empfingen uns türkische Minister mit offenen Armen und zeigten ihr
unschuldiges Gesicht. Jetzt, da wir versuchen nach Kobanê zurückzukehren,
greifen sie uns mit Schlagstöcken an."

Huseyin M., der mit seiner Familie nach Pîrsûs kam, nachdem IS-Banden das
Dorf Qeremox angegriffen hatten, sagte, dass die Menschen zurückzukehren
wollen: "Ich habe meine Familie hier gelassen, aber ich will nach Kobanê
gehen, um es zu beschützen. Der türkische Staat hält uns hier fest. Wir
haben die Alten, die Kranken und die Kinder hierher gebracht, aber jetzt
wollen wir unser Heimatland verteidigen. Der türkische Staat will nicht,
dass wir gehen. Uns ist bewusst, dass sie Kobanê menschenleer wollen.
Diejenigen, die bei unserer Ankunft gelächelt haben, greifen uns nun an,
weil wir zurück wollen."

ANF, 24.09.2014, ISKU

 

KCK: Pläne zur Bildung einer Pufferzone kommen Unterstützung des IS gleich

In einer schriftlichen Erklärung äußerte sich die Gemeinschaft der
Gesellschaften Kurdistans KCK zur aktuellen Situation in Kobanê und zu den
Plänen der Türkei, eine Pufferzone im Grenzgebiet zu Syrien errichten zu
wollen. Im Folgenden möchten wir eine leicht gekürzte Fassung der Erklärung
mit Ihnen teilen:

"Die Bevölkerung von Kobanê, die YPG- und YPJ-Kräfte leisten nun seit neun
Tagen einen großartigen Widerstand gegen den IS-Faschismus. Während die IS
große Verluste in ihren Reihen zu verzeichnen hat, haben die Kräfte der YPG
und YPJ ihre Verteidigungsposition verlassen und sind zum Angriff
übergegangen. Die gegenwärtige Lage in Kobanê hat nichts mit dem Bild zu
tun, welches die AKP-nahen Medien und die Medien der arabischen
IS-Sympathisanten vermitteln. Unsere Bevölkerung leistet einen
aufopferungsvollen Widerstand. Kobanê ist heute zu einem Stalingrad
geworden. So wie im 2.Weltkrieg der Widerstand von Stalingrad eine
entscheidende Rolle im Kampf gegen den Faschismus gespielt hat, so wird auch
der Widerstand von Kobanê entscheidenden Einfluss auf die weitere
Entwicklung der aktuellen Kriegssituation haben. Weder der IS, noch der
türkische Staat und die anderen Kräfte, die hinter ihm stehen, werden ihr
Ziel erreichen können. [.]

Die Bevölkerung von Kobanê muss zurückkehren

Es ist ein richtiger Schritt der Verwaltung des Kantons Kobanê, alte und
junge Menschen vorübergehend aus den umkämpften Dörfern in sicherere Gebiete
zu evakuieren. Aber die Menschen, die zu ihren Bekannten nach Nordkurdistan
geflohen sind, sollten sobald wie möglich nach Kobanê zurückkehren. Denn
insbesondere der türkische Staat verfolgt eine Politik der Entvölkerung der
Region. Die Entvölkerungspolitik der Türkei ist genauso gefährlich wie die
Massaker, die in der Region verübt werden. Das muss der Bevölkerung bewusst
sein.

Pufferzone würde Angriffe der Banden komplementieren

Die Pläne des türkischen Staates, eine Pufferzone im Grenzgebiet zu
errichten, kommt einer Unterstützung und Komplementierung der Angriffe des
IS gleich. Wir rufen aus diesem Grund die Bevölkerung von Nordkurdistan und
von Rojava dazu auf, mit allen Mitteln gegen diese Pläne, die blanker
Ausdruck einer Feindschaft zu Rojava sind, zu leisten. [.]"

ANF, 23.09.2014, ISKU

 

 Von Istanbul nach Kobanê, um am Widerstand teilzunehmen

Eine Gruppe von 50 Personen ist am 24.09. von Istanbul aus aufgebrochen, um
der Bevölkerung von Kobanê im Kampf gegen den IS zu unterstützen. Die Gruppe
wurde in Istanbul Kadiköy von einer vielen Menschen verabschiedet, unter der
sich auch die HDP Kovorsitzende Figen Yüksekdağ befand. 

Yüksekdağ hielt vor der Abfahrt der Aktivisten eine Rede, in der sie die
Bedeutung des Widerstandes hervorhob. "Wir sind heute für eine Gruppe von
Menschen zusammengekommen, die sich auf eine Reise macht. Die Gruppe macht
sich auf die Reise, um für die Freiheit und die Werte der Menschlichkeit
Widerstand zu leisten", so Yüksekdağ.

Radikal, 24.09.2014, ISKU

 

 Tausende von IS-Kämpfern wurden unter den Augen der türkischen Armee über
die Grenze gebracht

Die offene Unterstützung des türkischen Staates für den IS, die Kobanê
angreifen, wurde noch einmal durch die Beobachtungen von Dorfbewohnern
bestätigt. Die Dorfbewohner erklärten, dass in der Nacht des 15. Septembers
tausende Mitglieder des IS mit zahlreichen Bussen an die Grenze gebracht und
unter der Aufsicht türkischer Soldaten nach Rojava weitergebracht worden
sind.

Nach den Angriffen des IS waren Ahmed H. und Feredun Q. in Pîrsûs (Suruç)
angekommen, sie wurden einen Tag vor den Anschlägen am 15.September Zeuge
davon werden, wie spät in der Nacht an der türkischen Grenze die türkischen
Soldaten Waffen geliefert und logistische und personelle Hilfe geleistet
haben.

Einen Tag vor den schweren Angriffen des IS wurde in den östlich von Kobanê
liegenden Dörfern Dinayikê und Yapsêdie die Unterstützung der Türkei für die
Terrororganisation durch die Geschehnisse an der Grenzlinie erneut
bestätigt.

Aufgrund der Anschläge mussten die Dorfbewohner ihr Dorf verlassen und nach
Pîrsûs fliehen. Ahmet H. aus dem Dorf Yapsê und Ferdedun Q. aus Dinayikê
berichteten weiterhin, wie in der Nacht auf den 15. September an der Grenze
zur Türkei aus Zügen und Autos, Waffen und logistische Unterstützung nach
Kobanê geliefert wurde.

Das Dorf Yapsê befindet sich in der Nähe von Akçakale schildert Ahmed H.. In
der Nacht auf den 15. September wurde er Zeuge von folgendem Vorfall: "Spät
in der Nacht kamen zahlreiche Busse zu einem Punkt zu den Drahtzäunen an der
Grenze von Akçakale. Aus den Bussen stiegen ca. 3000 Personen, die einen
vollen Bart hatten, über den Grenzzaun."

Diese Personen wurden von den türkischen Soldaten über die Grenze geleitet,
behauptet Ahmed H. der dies alles beobachten konnte.

Von der gleichen Nacht berichtet Ferudun Q. aus Dinayikê, wie sechs Autos
von der türkischen Grenze aus, zu einem arabischem Dorf, das ganz in der
Nähe liegt, gefahren sind. Er konnte beobachten, wie aus diesen Autos zivil
gekleidete Personen ausstiegen und über die Grenze gegangen sind.

Eine Stunde später wurde bei denselben Dörfern von der Bagdadbahn-Linie aus,
Waffen und logistisches Material übergeben.

Ferudun Q. ist der festen Annahme, dass diese Personen, die in der Nacht
durch ihre Dörfer transportiert worden sind, Anhänger der IS sind. "Diese
Banden bringen unter der Kontrolle der türkischen Armee Waffen und Personen
über die Grenze. Wir wurden mehrmals Zeuge davon und in der Nacht vor den
schweren Angriffen haben wir selbst diese Situation erlebt", fügte er hinzu.

ANF, 23.09.2014, ISKU

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