[imc-presse] Pressemitteilung: Nach IS Angriffen: Die Lage der Flüchtlinge in KRG, Rojava und Nordkurdistan

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Thu Sep 4 12:09:39 CEST 2014


Nach IS Angriffen: Die Lage der Flüchtlinge in KRG, Rojava und Nordkurdistan

 

Pressemitteilung von Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für
Öffentlichkeitsarbeit e.V., 4.September 2014

 

Der Flüchtlingsstrom der EzidInnen, der am 03. August mit dem brutalen
Angriff durch den Islamischen Staat (IS) auf Şengal/Sinjar begonnen hat,
dauert weiter an. Die Zahl der Flüchtlinge steigt unaufhörlich von Tag zu
Tag. Die Flüchtlinge, mehrheitlich kurdische EzidInnen, aber auch viele
andere Volks- und Religionsgemeinschaften wie AssyrerInnen, Kakai-KurdInnen
und TurkmenInnen, haben sich überwiegend zu Fuß auf den Weg in die sicheren
kurdischen Gebiete des Iraks, Syriens und der Türkei begeben.

 

Südkurdistan/Nordirak: 850.000 Flüchtlinge

Die stellvertretende UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Flavia Pansieri
hat in einer Sondersitzung des UN-Menschenrechtrats erklärt, dass der IS die
Gebiete Ambar, Ninova, Selahaddin und Diyala unter seine Kontrolle gebracht
habe. Dies bewirkte, dass über eine Millionen Menschen aufgrund der
lebensbedrohlichen Lage für sie geflüchtet sind. Circa 850.000 dieser
Flüchtlinge sind in Camps in der südkurdischen Autonomieregion (KRG)
untergekommen.

 

Nordkurdistan/Südosttürkei: mehr als 26.000 geflüchtete EzidInnen

Die für die Aufnahme und Versorgung eingerichtete Kommission der Partei der
Demokratischen Regionen (DBP) spricht von bisher über 26.000 EzidInnen, die
die türkische Grenze überquert hätten (Stand: 02.09.2014). Im Camp im
Zentrum von Şirnex/Şırnak, das für die Flüchtlinge aufgebaut wurde, seien
1.500, im Lager einer Baufirma 2.500 und in Parks und Wohnungen der dort
lebenden Bevölkerung 5.200 Flüchtlinge untergebracht und weitere 5.000 in
Qilaban/Uludere.

 

Den ezidischen Flüchtlingen, die nach tagelangem Märschen die Grenze zu
Nordkurdistan/Sürdosttürkei erreichten, wurde anfangs nicht erlaubt die
Grenze zu passieren, da diese keine gültigen Pässe vorzuweisen hatten. Nach
tagelangem Warten wurde das Passieren der Grenze vom türkischen Staat
erlaubt. Die Flüchtlinge wurden im Dorf Roboski, zugehörig zum Kreis Qileban
in der Provinz Şirnex, von der dort lebenden Bevölkerung empfangen und
versorgt. Doch da der Strom der Flüchtlinge nicht abriss, sondern stetig
zunahm wurden die EzidInnen zuerst im Zentrum von Şirnex und in anderen
Bezirken der Provinz untergebracht. Als auch deren Kapazitäten ausgeschöpft
waren, wurden sie nach Sêrt/Siirt, Elih/Batman, Mêrdîn/Mardin und
Amed/Diyarbakır gebracht.

 

Gefahr von Infektionskrankheiten wächst

Lokale Hilfsorganisationen aus der Region berichten aus den
Flüchtlingscamps, dass das größte Problem die Hygiene sei. Da bei den wenig
vorhandenen Toiletten und Duschen keine Hygiene gewährleistet werden könne,
bestehe eine hohe Gefahr an Infektionen zu erkranken. Zudem mangelt es in
den Flüchtlingslagern auch an medizinischem Material.

 

Rojava/Nordsyrien: mehr als 700.000 Flüchtlinge 

"Aktuell sehen wir uns mit noch größeren Flüchtlingsströmen nach Rojava
konfrontiert. Denn hunderttausende Kurden aus Şengal, Turkmenen aus Tal Afar
und Suryoye aus Karakosch mussten ihre Heimat im Norden des Iraks
notgedrungen verlassen. Auch sie waren und sind den Angriffen der
menschenverachtenden Organisation ,Islamischer Staat' ausgesetzt. Da diese
Gruppen über keine Selbstverteidigungseinheiten verfügten, konnten sie den
Angreifern auch wenig entgegen setzen. Ihnen blieb also nichts anderes übrig
als zu flüchten oder sich der Gefahr auszusetzen, massakriert zu werden",
erklärte Saleh Moslem Mohamed, der Kovorsitzende der PYD, in seinem Offenem
Brief anlässlich des Weltfriedenstages am 1. September. Neben den
hunderttausenden Flüchtlingen aufgrund des seit drei Jahren andauernden
Krieges in Syrien, ist Rojava nun mit einem neuen Flüchtlingsstrom aus dem
Gebiet Şengal konfrontiert. Die Flüchtlinge von dort wurden in die Gebiete
Derîk, Girkê Legê und Tirbespiyê untergebracht. Während in den Gebieten
Tirbespiyê und Girkê Legê die Flüchtlinge in ezidische Dörfer untergebracht
werden, ist in Derîk das für den syrischen Bürgerkrieg gebaute
Flüchtlingscamp die Unterbringungsstelle. Innerhalb von 10 Tagen nach dem IS
Angriff aus Şengal sind mehr als 100.000 EzidInnen über den von der YPG und
HPG gesicherten Korridor nach Rojava geflohen. 

 

Trotz der unaufhörlichen Angriffe auf die demokratischen
Selbstverwaltungsstrukturen in Rojava und dem ökonomischen Embargo, hat
Rojava seit Beginn des Kriegs in Syrien bis heute 700.000 Flüchtlinge
aufgenommen. In dem Kanton Efrîn/Afrin befinden sich ca. 500.000
Binnenflüchtlinge, im Kanton Kobanê ca. 100.000 und in Cizrê mehr als
100.000 Flüchtlinge. In allen drei Kantonen mangelt es an wichtigen
Medikamenten, Trinkwasser und Nahrungsmitteln sowie Unterkünften. 

 

Solidaritätsaufruf von DTK, HDP und DBP

Am 02. September haben die Kovorsitzenden des Demokratischen
Gesellschaftskongresses (DTK), die Demokratische Partei der Völker (HDP) und
die DBP in Diyarbakir eine gemeinsame Pressekonferenz zu den Ereignissen in
Şengal und Rojava veranstaltet. Darin wurde auf die Verantwortung der
türkischen Regierung verwiesen. "Wenn die Regierung uns die kommunalen
Steuern überlassen würde, könnten wir den Problemen Herr werden. Wir rufen
nochmals die [türkische] Regierung zum Bau von Flüchtlingscamps auf. Es gab
das Versprechen der Türkei den Bau von Flüchtlingscamps in Duhok und Zaxo zu
unterstützen; doch es gab noch keinen einzigen Schritt in diese Richtung",
erklärte der Kovorsitzende der HDP Selahattin Demirtaş. 

 

Nilüfer Koç, Kovorsitzende des Kurdistans Nationalkongresses KNK, die sich
derzeit in der Hauptstadt der KRG Hewlêr (Erbil) befindet, ruft zur
internationalen Solidarität auf. "Angesichts der prekären Situation der
Bevölkerung in Südkurdistan/Nordirak und Rojava bedarf es unverzügliche
Hilfeleistung. Die international geleistete humanitäre Hilfe sollte
schleunigst angesichts des anstehenden Winters und den entsprechenden
Witterungsbedingungen ausgeweitet werden. Die Hilfeleistungen sind besser zu
koordinieren. Dabei gilt es sämtliche Akteure miteinzubinden. Zudem muss der
internationalen Druck gegen die Türkei, welche die Zufuhr von
internationalen Hilfsgütern nach Rojava und Südkurdistan willkürlich
behindern, erhöht werden", so die Worte von Frau Koç.

 

 

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