[imc-presse] Genozid an Êzîden: Demonstration in Hannover am Samstag (veränderter Ort) + Aktuelle Meldungen

Civaka Azad e.V. info at civaka-azad.org
Thu Aug 14 19:50:29 CEST 2014


Aufruf zur bundesweiten Demonstration in Hannover am 16. August 2014

"Şengals Widerstand ist ein Widerstand der Menschlichkeit"

 

 Seit Monaten terrorisiert die Organisation Islamischer Staat (IS)
Kurdistan. Nach ihren Angriffen auf die selbstverwaltete Region Rojava
(Westkurdistan/ Nordsyrien), startete die Organisation eine militärische
Offensive in Südkurdistan/ Nordirak. Binnen weniger Tage brachte der IS
große Gebiete in Südkurdistan unter seine Kontrolle. So hat er, nachdem er
wenige Wochen vor seinem Angriff Anfang August die Stadt Mossul eingenommen
hatte - zehntausende ChristInnen mussten daraufhin aus der Stadt fliehen -
auch die Stadt Şengal im Hauptsiedlungsgebiet der ÊzîdInnen erobert. Ziel
des IS bei diesen Angriffen ist es, alle kulturellen und historischen Werte
sowie politischen und gesellschaftlichen Errungenschaften in Kurdistan zu
zerstören. Gegen diese Angriffe, die sich auch gegen AssyrerInnen,
ChristInnen, AraberInnen, AlawitInnen, TurkmenInnen, ÊzîdInnen und alle
anderen Identitäten richten und die ihre Stärke vor allem von der
Unterstützung aus der Türkei und anderen internationalen Kräften beziehen,
formierte sich quer durch alle politischen, ethnischen und religiösen Lager
und Parteien in Kurdistan ein gemeinsamer bewaffneter Widerstand. Die HPG/
YJA-Star (Guerilla/ Autonome Frauenguerilla), die YPG/ YPJ (Volks- und
Frauenverteidigungseinheiten aus Rojava) sowie die Peshmerga-Kräfte
befreiten bereits einige Gebiete in Süd- und Westkurdistan aus den Händen
des IS.

 

Wir als Institutionen der kurdischen Freiheitsbewegung in der BRD rufen alle
DemokratInnen, HumanistInnen, RevolutionärInnen,
MenschenrechtsaktivistInnen, TürkInnen, AraberInnen, AssyrerInnen,
AlevitInnen, SchiitInnen, SunnitInnen und alle anderen, die sich mit dem
Widerstand gegen den IS in Kurdistan solidarisieren und den Völkermord an
den ÊzîdInnen in Şengal verurteilen auf, an unserer bundesweiten
Demonstration in Hannover teilzunehmen.

 

ORT: Hannover, WATERLOOPLATZ

DATUM: 16. August 2014

UHRZEIT: 12.00 Uhr

 

NAV-DEM (Zentrum der demokratischen Gesellschaft der KurdInnen in
Deutschland)

TJKE (Kurdische Frauenbewegung in Europa)

Cenî (Frauenbüro für den Frieden)

FKÊ (Föderation Êzîdischer Vereine)

FEDA (Föderation Demokratischer alevitischer Vereine)

CÎK (Islamische Gesellschaft aus Kurdistan)

YXK (Verband der Studierenden aus Kurdistan)

Cîwanên Azad (Freie Jugend)

 

***

 

Der lange Marsch der Êzîden

 

Ismail Eskin für Özgür Gündem, 13.08.2014

 

Wir verfolgen die kleinen Fußspuren êzidischer Kinder, die sie Barfuß
hinterlassen haben. Während die Kinder, die geboren werden, ihre Namen auf
der Flucht bekommen, rufen die Alten, die die Hitze nicht mehr aushalten "Ey
Tausî Melek, Oh Engelspfau". Durst, Hitze und Verrat vervollständigen den
schweren Weg der Vertreibung des êzîdische Volkes. Die Schreie der Kinder
nach Wasser, bringen den Himmel zum Beben. "Sie haben den Beschluss zu
unserem Genozid gefasst" sagt die alte Frau. Keinen Tropfen Milch mehr hat
eine andere in ihren Brüsten, vergeblich versucht sie, ihr Baby zu stillen.
In den Augen .

Mehr lesen » <http://civaka-azad.org/der-lange-marsch-der-eziden/> 

 

***

 

Terrororganisation Islamischer Staat in Deutschland nicht verboten

Ulla Jelpke, MdB, Fraktion DIE LINKE.

 

"Die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) ist in Deutschland nicht
verboten. Das Bundesinnenministerium bestätigte mir auf eine Schriftliche
Frage hin, dass es bislang kein entsprechendes Verbot gegen diese
Organisation verhängt habe", erklärt die innenpolitische Sprecherin der
Fraktion DIE LINKE, Ulla Jelpke, die sich gerade auf einer Reise durch die
kurdischen Gebiete Syriens, des Irak und der Türkei befindet. Die
Abgeordnete weiter:

 

"Ich erwarte von der Bundesregierung, dass sie schnellstmöglich ein Verbot
dieser Mördertruppe in die Wege leitet. Bislang kann der IS seine schwarze
Fahne in Deutschland offen zeigen und für Unterstützung werben. Hunderte
junger Männer wurden so bereits für den Krieg im Irak und in Syrien
rekrutiert. Dort begehen sie nachweislich schwerste Kriegsverbrechen
einschließlich Massakern an vermeintlich Ungläubigen. Ein Verbot des IS
würde dazu beitragen, dass Syrien-Rückkehrer nicht mehr öffentlich für die
Organisation werben können. Dies brächte mehr als die sich teilweise an der
Grenze zur Verfassungsfeindlichkeit bewegenden Vorschläge mancher
Unionsinnenpolitiker, Djihadisten die deutsche Staatsbürgerschaft wieder
abzuerkennen, um ihre Wiedereinreise zu verhindern.

 

Auch hier in Deutschland stellen die Anhänger des IS eine Gefahr dar. Erst
letzte Woche attackierten rund hundert teilweise bewaffnete IS-Anhänger
syrische Flüchtlinge in einem Asylheim in Berlin-Marienfelde und verletzten
mehrere von ihnen schwer. Umso unverständlicher ist es, dass die
Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), deren Kämpfer in den letzten Tagen
Zehntausenden der vom IS verfolgten Jesiden, Christen und Turkmenen im
Nordirak das Leben gerettet haben, weiterhin verboten ist und als
Terrororganisation geführt wird."

 

***

 

Neuigkeiten von der Front in Maxmur

 

Mustafa Delen | In den frühen Morgenstunden ziehen wir gemeinsam mit den
Einheiten nach Maxmur. Die Straßen sind recht ruhig. Wir begegnen
größtenteils Militärfahrzeugen; hierbei handelt es sich entweder um die
Peshmerga-Einheiten oder andere kurdische Kämpfer. Dabei waren diese Wege
vor einer Woche noch gut befahren.

An der Kreuzung zwischen Hewler, Maxmur und Mossul schließlich, an einem Ort
vor Dibega, gibt es eine Baustelle. Diese ähnelt aber mehr einem
Kontrollpunkt und zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. "Was ist das denn",
frage ich den Kämpfer neben mir. Etwas verärgert antwortet er mir:
"Grenzübergang." Hierüber unterhalten wir uns im Auto weiter. Laut ihnen
habe die KDP, Paragraph 140 zufolge, die kompletten Gebiete den IS-Anhängern
überlassen. Das Ziel habe darin bestanden, eine eigene Grenze zwischen
Bagdad und sich zu errichten. Auf diese Weise könne man auf eine einfachere
Weise ein Land errichten, denken sie.

Die in dieser Hinsicht gegebenen Beispiele und präsentierten Daten sind
nicht von ungefähr. Wie sonst, fragt er, könne eine sechzig Jahre bestehende
erfahrene Miliz "erst Mossul, anschließend Şengal und jetzt auch noch Maxmur
verlassen?"

Auf der vierspurigen Straße Dibegas befinden sich sehr viele
Peshmerga-Einheiten. Links und rechts der Straße sind, abgesehen von
Panzern, schwere Waffen aufgestellt. Der Kämpfer zeigt mit dem Finger auf
diese Waffen und sagt: "Sie behaupten immer noch, dass sie keine schweren
Waffen besitzen würden. Bitte sehr, schweres Arsenal, dann nutzt diese auch,
worauf wartet ihr noch...?"

Endlich kommen wir an dem letzten Kontrollpunkt an. Auch hier hat die
Peshmerga die Oberhand. Beide Straßenseiten waren hier abgesperrt. Für die
Fahrzeuge war hier Endstation. Fortan geht es in der Landschaft zu Fuß
weiter. Es ist sehr heiß. Ich weiß zwar nicht mehr, welche Temperaturen
vorausgesagt worden waren, aber es schien mir, als würden Himmel und Erde
durch die Hitze brennen.

Wir werden von mehreren bewaffneten Jugendlichen empfangen. Die meisten
unter ihnen sind Akademiker. Sogar Schüler befinden sich noch unter ihnen.
Auf die Frage, was sie hier machen, antworten sie, dass sie gegen
Gruppierungen des IS kämpfen würden. Ein anderer antwortet: "um sowohl unser
Camp in Maxmur als auch Maxmur selbst zurückzuerobern." Die jungen Leute
sehen sehr entschlossen aus. Wenn der Name des IS fällt, ist die Wut in
ihren Augen nicht zu übersehen. Durch die Tötung der befreundeten
Journalistin Deniz Firat waren besonders die Jugendlichen des Camps
erschüttert. Alle kannten Deniz persönlich sehr gut, denn sie war eine von
ihnen.

Wir befinden uns an der letzten Verteidigungslinie. HPG, YJA Star,
Camp-Milizen und die Peshmerge sind eifrig mit Vorbereitungen beschäftigt.
Man kann es geradezu spüren, dass eine große Operation bevorsteht.

Ich begebe mich in die Richtung der Camp-Milizen. Manch einer unterhält
sich, manch einer reinigt seine Waffe und zuletzt nutzt manch einer die
Gelegenheit, sich auszuruhen. In diesem Moment sehe ich einige bekannte
Gesichter. Ich gehe sofort zu ihnen und erkundige mich nach ihrer Lage.
Unter ihnen sind auch ehemalige Bürgermeister und außenpolitische Sprecher.
Ihr Zustand ist ihren Gesichtern abzulesen. Sie sind müde und entkräftet und
dennoch standfest.

"Was wird hiernach passieren?", frage ich sie. Der ehemalige Bürgermeister
Abdullah Tunç antwortet mit entschlossener Miene, dass sie das Camp
niemandem überlassen werden.

Ahmet Özer, der Nachfolger Tunçs, der die Bürgermeisterposition seit zwei
Amtsperioden innehat, sagt: "Wichtig ist das untere Maxmur. Wenn die
Peshmerge etwas aktiver sind und mit schweren Waffen angreifen, werden wir
Maxmur mit einem Angriff einnehmen."

Ein älterer Milizionär, der eine Waffe der Marke Bruno auf seinen Schultern
trägt, beschwert sich über die internationalen Kräfte. Er ist der festen
Überzeugung, dass sie diejenigen sind, die für das Erstarken des IS
verantwortlich sind. "Wo sind die Vereinten Nationen? Wo ist Amerika.
Russland und Europa? Ist es zu schwer, ein oder zwei Flugzeuge zu fliegen?",
bringt er seine Meinung zum Ausdruck.

Der ehemalige außenpolitische Sprecher Hüseyin Çelê fährt mit der Hand durch
seinen Bart und sagt: "Sie sehen, wie es uns geht."

Weiter kämen sie nicht voran. Denn die IS-Anhänger würden sie von der
Gegenseite aus mit Raketen und Granaten befeuern. Nach Angaben der Milizen
ist die Grenze von Karaco unter Kontrolle der Verteidigungseinheit von
Maxmur. Die Verteidigungseinheit, bestehend aus HPG- und YJA-Star-Guerillas
erschweren den IS-Anhängern besonders durch die zur Kontrolle auf den Hügeln
positionierten Waffen, sich in der Region frei zu bewegen.

Hier geht alles unter einem vereinten Geist von statten. Einige befinden
sich auf den Kontrollposten, einige kümmern sich um die Munition und um die
Logistik, andere wiederum sind damit beschäftigt, all diese Vorgänge der
Welt zu vermitteln; genauso wie es zuvor Deniz Firat getan hatte.

Und einen Tag später gehen diese Menschen als vereinte Kraft als Sieger
hervor.

 

ANF, 12.08.2014, ISKU

 

***

 

Guerilla in Laliş eigetroffen

 

Um die ezidischen Heiligtümer in den Städten Şexan und Laliş vor den
Angriffen der Terrororganisation des IS (Islamischer Staat) zu schützen,
sind die bewaffneten Kräfte der PKK, die HPG (Volksverteidigungskräfte) und
YJA-STAR (Frauenverteidigungseinheiten), die sich von dem Kandil-Gebirge aus
unmittelbar in Bewegung gesetzt haben, in Laliş eingetroffen. "Wir werden
das ezidisch-kurdische Volk vor jedem inhumanen Angriff verteidigen", so die
Guerilla.

Die in Laliş eingetroffene Guerilla teilte ihre Gefühle und Gedanken ANF
mit:

"Als Frauenguerilla sind wir bereit, mit all unserer Kraft unser Volk vor
jedem bestialischen Angriff zu verteidigen. Um unser ezidisches Volk zu
schützen, sind wir vom Kandil-Gebirge nach Laliş gekommen", so Şilan von der
Frauenverteidigungseinheit YJA-STAR.

"Wir sind gekommen, um dem ezidischen Volk und der Heiligstätte Laliş Schutz
zu gewähren. Die Angriffe der IS-Krieger gegen das Volk werden wir nicht
dulden. Die Verteidigung unseres Volkes sehen wir als unsere Pflicht an. Sie
hat oberste Priorität. Ein weiteres Massaker am ezidischen Volk werden wir
unter keinen Umständen zulassen", betonte Guerilla Rizgar.

Am Tag der Einnahme der ezidischen Stadt Şengal (Sinjar) am 3. August durch
die Terrororganisation IS entsandten die YPG-Kämpfer und die HPG- und
YJA-STAR-Guerilla eine Einheit in die betroffene Region, um zehntausende
Menschen zu retten, die in die Şengalberge geflüchtet waren um einem
Massaker zu entgehen.

Über einen nach heftigen Gefechten mit den IS-Kriegern durch die
Verteidigungskräfte erkämpften Korridor konnten zehntausende Flüchtlinge
Zuflucht in Rojava (Westkurdistan/Nordsyrien) finden.

Die HPG- und YJA-STAR-Guerilla haben aufgrund der Bedrohung durch den IS
eine Einheit in die Region Maxmur entsandt, wo sich auch das
Flüchtlingslager Maxmur befindet, um die Bevölkerung des Lagers zu
evakuieren. Nach einem fünftägigen Gefecht ist es der kurdischen
Verteidigungseinheit gelungen, die IS-Krieger zurückzudrängen.

 

ANF, 13.8.2014, ISKU

 

***

 

Kleinkindern aus Şengal Einreise in die Türkei verweigert

 

Der Überlebenskampf der kurdischen Êeziden aus Şengal findet kein Ende. Auf
der Flucht vor der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) wurden sie mit
weiteren Rückschlägen in Silopi konfrontiert. Viele Frauen sind über die
Grenze nach Silopi gegangen, jedoch wurde dieses Recht unter anderem einem
vier monatigem Baby und ein- und zweijährigen Kindern verweigert, weil sie
keine Pässe besitzen. Die êzidischen Frauen, die in Silopi damit nicht
gerechnet haben, rufen die Behörden Südkurdistans und der Türkei dazu auf,
diese unverständliche Vorgehensweise zu beenden. Die Verweigerungen der
Einreise bei den Passkontrollen an der Grenze vom Irak in die Türkei sind
inakzeptabel.

Ein Mann wurde mit seinem zweijährigen Neffen bei der illegalen Einreise an
der Grenze erwischt. Die Mutter des Kindes wird in dem Flüchtlingslager der
Gemeinde festgehalten. Die Mutter sagt, dass sie aufgrund des Krieges in die
Türkei gekommen sind. Als ob das nicht schon genug wäre. "Weil mein Kind
keinen Pass hatte, durfte es die Grenze nicht überschreiten. Ich musste mein
Kind gezwungenermaßen bei seinem Onkel lassen. Solch eine Einstellung kann
nicht akzeptiert werden, was soll mein Kind dort alleine. Ich will mein Kind
so bald wie möglich wieder bei mir haben", so Frau H..

Auch die Mutter Helef S. fordert die Behörden auf, wenigstens ihr Kind sehen
zu dürfen. "Mein Kind ist noch klein und ich bin seit vier Tagen getrennt
von ihm. Wenn wir eine Alternative gehabt hätte, wären wir nicht gekommen.
Als wir von Zaxo aus kamen, schlief mein Kind im Auto. Aufgrund seines
fehlenden Passes mussten wir uns trennen. Ich konnte mich nicht einmal
verabschieden. Ich will mein Kind zurück", fleht die Mutter.

Ehlem S., eine Mutter eines kleinen Sohnes erklärt: "Ich habe meinem Sohn
Levent seit sechs Tagen keine Milch geben können, weil ihm bei der
Passkontrolle die Einreise verweigert wurde. Er musste daher mit meinem
Ehemann alleine in Zaxo bleiben. Ich hoffe, dass diese Probleme schnell
behoben werden."

Die menschliche Tragödie des Volkes aus Şengal geht in Silopi weiter.
Aufgrund der Angriffe der IS-Terroristen haben 1300 êzidische Kurden ihre
Dörfer und Häuser verlassen und halten sich nun in dem Flüchtlingslager der
Gemeinde von Silopi auf. Hier wird der Alltag sowohl durch die Hitzewelle
als auch durch die Gefahr von Infektionskrankheiten erschwert.

 

ANF, 13.08.2014, ISKU

 

Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V. 
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