[imc-presse] [attac-d-presse] Deutsche Bank und Allianz: Im Zweifel gegen die Hungernden

Frauke Distelrath presse at attac.de
Tue Jan 22 13:04:30 CET 2013


Pressemitteilung
Attac Deutschland
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft

22. Januar 2013



* Allianz und Deutsche Bank: Im Zweifel gegen die Hungernden
* Zynische Offensive gegen die Begrenzung der Agrarrohstoff-Spekulation

Scharf kritisieren das globalisierungskritische Netzwerk Attac und die
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) die Ankündigungen
von Deutscher Bank und Allianz, weiter mit Agrarrohstoffen spekulieren
zu wollen.

"Im Zweifel gegen die Hungernden. Dieser Devise folgen Deutsche Bank und
Allianz, die zusammen mit fast elf Milliarden Euro an Preiswetten mit
Argarrohstoffen beteiligt sind, jetzt ganz offen", sagte Jutta
Sundermann von Attac. "Hunger hat eine Vielzahl an Ursachen, ebenso wie
die Preisentwicklung von Nahrungsmitteln. Eine dieser Ursachen kommt aus
den klimatisierten Wettbüros der Finanzindustrie. Es ist unbestritten,
dass Spekulation die Preisschwankungen erhöht."

Seit der Lebensmittelpreiskrise von 2008 gibt es intensive Diskussionen
über die Auswirkungen der Spekulation mit Nahrungsmitteln. Preiskurven
belegen, dass Spekulationsblasen die Preise über äußere Faktoren wie
Dürren und Brände, Kriege oder steigende Nachfrage hinaus anheizen. Die
UN-Welternährungsorganisation FAO mahnte 2011, die Preiswetten zu
stoppen, Bundespräsident Joachim Gauck forderte im Dezember 2012
zusammen mit 461 Wissenschaftlern die Politik zum Handeln auf. Auf
europäischer Ebene wird derzeit an einer Regulierung gearbeitet; im
EU-Parlament zeichnen sich Mehrheiten dafür ab, die Spekulation wirksam
zu begrenzen. Die Commerzbank, die Deka-Bank der Sparkassen und die
Landesbank Baden-Württemberg haben im vergangenen Jarh ihren Ausstieg
aus der Agrarrohstoff-Spekulation erklärt.

Jutta Sundermann: "Dieser gesellschaftliche Druck passt den großen
Finanzkonzernen natürlich nicht. Jetzt haben sie ihre Gegenoffensive
gestartet – mit zweifelhaften Argumenten und Verbündeten". So berufen
sich Allianz und Deutsche Bank vor allem auf eine Studie des Hallenser
Wirtschaftsethikers Ingo Pies. Seinen Lehrstuhl finanziert die
Schwarzstiftung, die aus Gewinnen des Hartdiscounters Lidl gespeist
wird. Pies zeigt auch immer wieder eine große Nähe zur Finanzindustrie.
2010 etwa forderte er statt einer strengen Bankenregulierung eine Phase
"hoher Bankengewinne".

In der von der Allianz und Deutschen Bank angeführten Studie verreißt
Pies mehrere Untersuchungen, die vor Nahrungsmittelspekulation warnen.
Studien, die Nahrungsmittelspekulation positiv werten, unterzieht er
keiner kritischen Betrachtung. Dabei vertritt Pies den Standpunkt, die
Spekulation mit Agrarrohstoffen sei für die Preis-Absicherung von
Produzenten und Händlern alternativlos.

"Die Warenterminbörsen werden den Landwirten in Europa derzeit als das
heilbringende Instrument zur Absicherung gegen Preisschwankungen
angepriesen. Dahinter steht das Interesse der exportorientierten
Ernährungsindustrie Europas, in der EU-Agrarpolitik auch die letzten
Eingriffsmöglichkeiten der Politik im Falle von Überschüssen und
existenzgefährdendem Preisverfall abzuschaffen", sagte Ulrich Jasper von
der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). "Die
Ernährungsindustrie, die in der Vergangenheit mit viel Geld vom Staat
für Investitionen, Lagerhaltung und auch Exportsubventionen gepuscht
worden ist, will freie Fahrt auf die Weltmärkte. Weil das auch für die
europäischen Bauern starke Preisschwankungen bis zu ruinösen Preisen mit
sich bringt, wird auf die Warenterminbörse verwiesen. Aber die ist
ohnehin nur für spezialisierte Großbetriebe interessant. Für die
Mehrheit der Bauern verstärkt sich das Risiko."


Für Rückfragen und Interviews:

* Jutta Sundermann, Attac-Koordinierungskreis, Tel. 0175 8666 769

* Ulrich Jasper, Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft,
Tel. 02381 9053 171


***


Hintergrund:

Allianz und Deutsche Bank haben das Volumen ihrer Geschäfte mit
Agrarrohstoffen zwischen 2008 und 2012, also in den Jahren der heftigen
Diskussionen über die Auswirkungen der Spekulation, kontinuierlich
erhöht. Das Volumen vervierfachte sich von zusammen 2,5 Milliarden auf
über zehn Milliarden Euro. Damit sind sie weltweit wichtige Akteure bei
den Preiswetten. Alle anderen deutschen Anbieter kamen 2011 zusammen auf
knapp 600 Millionen Euro in diesem Geschäft.


Weitere Informationen:

* Stellungnahmen zur Studie von Ingo Pies:
http://is.gd/B4UbxV
http://is.gd/u545li


* Faktenblatt zu Nahrungsmittelspekulation:
http://is.gd/ExXC7E




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Frauke Distelrath
Pressesprecherin Attac Deutschland
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Post: Münchener Str. 48, 60329 Frankfurt/M
Tel.: 069/900 281-42; 0151/6141 0268
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