[imc-presse] Pressemitteilung_Strafverteidigung wird in der Türkei weiter kriminalisiert_CHD-Verfahren
RAV e.V.
gs at rav.de
Thu Dec 26 09:48:46 CET 2013
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,
Vertreter und Vertreterinnen der Europäische Vereinigung von Juristinnen
und Juristen für Demokratie und Menschenrechte www.eldh.eu, des
Republikanischen Anwältinnen- und Anwältevereins e.V. www.rav.de und der
Vereinigung demokratischer Juristinnen und Juristen www.vdj.de sind als
Teil einer internationalen Delegation von Berufsverbänden seit dem
24.12.2013 als Prozessbeobachter in Silivri bei Istanbul bei dem
Verfahren gegen 22 Anwältinnen und Anwälte anwesend.
Anbei und hier folgend senden wir Ihnen eine gemeinsame Pressemitteilung
von ELDM, RAV und VDJ mit der Bitte um Kenntnisnahme und
Veröffentlichung in Ihren Medien.
Kontaktmöglichkeit: Rechtsanwalt Dieter Hummel wird ab dem Nachmittag
des 26.12.13 telefonisch unter +49 171.3350760 erreichbar sein.
Mit freundlichem Gruß
Sigrid v. Klinggräff
RAV-Geschäftsstelle
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*Gemeinsame Pressemitteilung, Istanbul/Berlin 26.12.2013
Strafverteidigung wird in der Türkei weiter kriminalisiert
Am 24.12.2013 hat in Silivri bei Istanbul das sogenannte ÇHD-Verfahren
gegen 22 Anwältinnen und Anwälte begonnen. Es handelt sich neben dem
sogenannten KCK-Anwält_innenprozess mit 46 Angeklagten und dem Prozess
gegen 10 Vorstandsmitglieder der Istanbuler Anwaltskammer um den dritten
Massenprozess gegen Anwält_innen in Istanbul.
Die Anwält_innen sind alle Mitglieder der Zeitgenössischen
Juristenvereinigung (ÇHD), einer Mitgliedsorganisation der EJDM, einer
europäischen Juristenvereinigung, die sich für Menschenrechte einsetzt.
Aus Deutschland waren Vertreter_innen der EJDM, des RAV und der VDJ
anwesend, die das Verfahren als Teil einer internationalen Delegation
von Berufsverbänden u.a. aus Italien, Belgien, den Niederlanden,
Spanien, Frankreich, Österreich und der Schweiz beobachteten.
Die Angeklagten waren an der Strafverteidigung von angeblichen DHKP-C
Mitgliedern beteiligt, einer Organisation, die als Terrororganisation
eingestuft wird. Ihnen wird Mitgliedschaft bzw. Leitung dieser
Organisation vorgeworfen. 9 von ihnen befinden sich seit dem 18. Januar
2013 in Untersuchungshaft.
Am ersten Verhandlungstag waren ca. 500 türkische Rechtsanwält_innen
anwesend, die gemeinsam aus Solidarität die Verteidigung aller
Angeklagten übernommen haben. Darunter befanden sich u.a. der Präsident
des Dachverbandes der türkischen Anwaltskammern sowie mehrere
Kammerpräsidenten. Weitere Kammervorsitzende haben als Beobachter
teilgenommen.
Die türkische Anwaltschaft bringt damit ihren Widerstand gegen den
Angriff auf ihre Unabhängigkeit zum Ausdruck.
Die Anklagevorwürfe beziehen sich in weiten Teilen auf die
rechtsanwaltliche Tätigkeit der Angeklagten. So wird Ihnen
beispielsweise vorgeworfen, dass sie ihren Mandant_innen geraten haben,
ihr verfassungsmäßiges Recht zu schweigen wahrzunehmen. Die gemeinsame
Annahme und Bearbeitung von Mandaten wird als Beleg für die
Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation bewertet. Dem ÇHD
Vorsitzenden Selçuk Kozaǧaçlı wird angelastet, er habe den Vorsitzenden
der DHKP-C trotz Kenntnis von dessen Funktion verteidigt.
Nach der auszugsweisen und damit wertenden Verlesung der Anklageschrift
durch das Gericht gaben die Angeklagten eine Stellungnahme ab.
In seiner sechsstündigen Verteidigungsrede trug Selçuk Kozaǧaçlı u.a.
vor, dass ihm die Teilnahme an Beerdigungen von Mandanten als Ausdruck
der Mitgliedschaft in der DHKP-C zum Vorwurf gemacht wurde. Immer wieder
betonte er, dass die anderen Angeklagten und er nur ihren Beruf ausgeübt
hätten.
Der Vorsitzende der VDJ, Dieter Hummel kündigte in diesem Zusammenhang
an, dass Selçuk Kozaǧaçlı in seiner Eigenschaft als ÇHD Vorsitzender am
17. Mai 2014 in Berlin der Hans-Litten-Preis verliehen werde. Damit soll
die mutige Haltung der ÇHD-Kolleg_innen gewürdigt werden.
Thomas Schmidt, der Generalsekretär der EJDM, erklärte: „Mit dem Prozess
und der schon fast 1 Jahr andauernden Inhaftierung des ÇHD Vorsitzenden
und weiterer Vorstandsmitglieder soll der ganze ÇHD kriminalisiert und
weitere regierungskritische Arbeit verhindert werden.“
EJDM, RAV und VDJ fordern die sofortige Beendigung des Verfahrens und
damit die Freilassung der inhaftierten Kolleginnen und Kollegen.
*
Europäische Vereinigung von Juristinnen und Juristen für Demokratie und
Menschenrechte www.eldh.eu
Republikanischer Anwältinnen- und Anwälteverein e.V. www.rav.de
Vereinigung demokratischer Juristinnen und Juristen www.vdj.de
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Republikanischer Anwältinnen- und Anwälteverein e. V.
Haus der Demokratie und Menschenrechte
Greifswalder Straße 4 | 10405 Berlin
Tel +49 (0)30 417 235 55 | Fax +49 (0)30 417 235 57
mailto:kontakt at rav.de | www.rav.de
Mo - Fr 10:00 - 16:00
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