[imc-presse] [attac-d-presse] Deutsche Bank geht juristisch gegen Film über Nahrungsmittelspekulation vor

Frauke Distelrath presse at attac.de
Fri Dec 16 14:46:55 CET 2011


Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

unten finden Sie zu Ihrer Kenntnis eine Pressemitteilung des "Zentrums
für Politische Schönheit" (ZPS), derzufolge die Deutsche Bank mit
juristischen Mitteln versucht, gegen einen Film über
Nahrungsmittelspekulation vorzugehen.

In dem Film bestätigt der Pressesprecher der Deutschen Bank, Frank
Hartmann, auf die Nachfrage, ob seine Argumentation nicht auf die
zynische Auffassung hinauslaufe, dass die Menschen in Afrika an ihrem
Hunger selbst schuld seien: "Natürlich sind die selbst schuld!"


Der entsprechende Filmaussschnitt ist hier zu sehen:
www.youtube.com/watch?v=hHOeHi34T-c

Den vollständigen Film finden Sie hier:
www.youtube.com/watch?v=rQ7cXnsCh0E


Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an:

* Nina van Bergen, Zentrum für Politische Schönheit, Tel. 0152-5395 1683


Attac engagiert sich gegen die preistreibende Spekulation mit
Agrarrohstoffen. Im Rahmen der Bankwechselkampagne "Krötenwanderung
jetzt!" fordern wir die Bürgerinnen und Bürger auf, Banken den Rücken zu
kehren, die in Geschäfte mit dem Hunger verwickelt sind. Dabei ist in
keine andere Bank in Deutschland so intensiv an Spekulation mit
Nahrungsmitteln beteiligt wie die Deutsche Bank
(www.attac.de/aktuell/bankwechsel/worum-geht-es/bankenkritik/hungerprofite).


Mit freundlichen Grüßen
Frauke Distelrath


*****************************************

Pressemitteilung

Berlin, 16.12.2011, 11:03 Uhr

Die Deutsche Bank droht mit rechtlichen Schritten und Schadenersatzklage
gegen einen Film über Nahrungsmittelspekulationen, sollte nicht eine
Passage des Pressesprechers Frank Hartmann herausgenommen werden. Der
Pressesprecher wird dahingehend zusammengefasst, dass nicht die Händler
von Banken, sondern die Menschen in Somalia für ihre Armut selbst
verantwortlich seien. Daraufhin bestätigt Hartmann: "Natürlich sind die
selbst schuld!"

Der Aussage, Menschen in Somalia seien selbst schuld, sich die
überhöhten Getreidepreise nicht leisten zu können, droht nun Zensur. Die
Deutsche Bank hat angekündigt, Strafantrag wegen Verletzung des § 201
StGB zu stellen und den Film per 19.12.2011 zu verbieten. Der Leiter der
Rechtsabteilung der Deutschen Bank fordert mit Schreiben vom 14.
Dezember 2011, "die weitere Verbreitung und Vorführung des Interviews
von Herrn Hartmann in dem Film zu unterlassen." Die Deutsche Bank
behauptet, der Pressesprecher habe ein "vertrauliches
Hintergrundgespräch zu Ihrer persönlichen Information" geführt, das
nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen sei.

Der Kameramann des Films, Firas Sabbagh, erklärt: "Der Deutschen Bank
ist peinlich, was ihr Pressesprecher gegenüber dem Zentrum für
Politische Schönheit öffentlich erklärt hat. Frank Hartmann wurde
darüber aufgeklärt, dass das Gespräch aufgezeichnet wird." Auch die
CSR-Abteilung der Deutschen Bank, aufgescheucht von der Passage, die
nicht so recht ins Bild sozialer Verantwortung passen will, bot
Gespräche an. Jetzt droht die Bank, sich an der Freiheit der Kunst zu
schaffen zu machen.

Die Bank war zuletzt wegen des Foodwatch-Berichts "Die Hungermacher"
stark in die Kritik geraten. 2010 sollen laut Weltbank aufgrund
gestiegener Nahrungsmittelpreise über 40 Millionen Menschen in die
absolute Armut getrieben worden sein. Josef Ackermann erklärte einen Tag
nach der Veröffentlichung des Berichts, die Sachlage zu prüfen. In einem
persönlichen Brief an Foodwatch meinte Ackermann: "Kein Geschäft ist es
wert, den guten Ruf der Deutschen Bank aufs Spiel zu setzen." Laut
Pressestelle der Bank war auch Ackermanns Brief nicht für die
Öffentlichkeit bestimmt gewesen. Auch damals zeigte sich die Bank
ungehalten über eine vermeintlich nichtintendierte Veröffentlichung.

Nina van Bergen vom Zentrum für Politische Schönheit (ZPS): "Die Kritik
ist seit Jahren bekannt. Aber erst jetzt, als das Interesse der
Öffentlichkeit an den Spekulationsgeschäften, die gegen alle ethischen
und moralischen Grundsätze verstoßen, enorm zunimmt, verfällt die Bank
in hektische Aktivität. Als bräuchte sie einen Bericht, um Kritik
überhaupt wahrzunehmen?"

Ein Mitarbeiter der CSR-Abteilung der Deutschen Bank unterbreitete dem
ZPS das Angebot, nach Prüfung der Kritik an den Spekulationsgeschäften
Ende Januar "zu reden". Dazu erklärt Philipp Ruch, künstlerischer Leiter
des Zentrums für Politische Schönheit: "Das scheint die übliche Masche
zu sein. Es gibt nichts zu reden. Die Bank muss sofort handeln. Was
haben hunderte Mitarbeiter beim Spekulationsgeschäft mit Weizen, Mais
und Zucker verloren? Es geht um Millionen Menschen. Man hätte von Anfang
an viel vorsichtiger sein müssen."

Den Film finden Sie hier (die entsprechende Stelle ab 6:20):
http://www.youtube.com/watch?v=rQ7cXnsCh0E

Eine Kurzfassung (ohne Pressesprecher):
http://www.youtube.com/watch?v=X-7miE3vKbM

Das Schreiben der Deutschen Bank: http://politicalbeauty.de/db.jpg

Kontakt
Nina van Bergen
+49-152 539 516 83

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Frauke Distelrath
Pressesprecherin Attac Deutschland
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Post: Münchener Str. 48, 60329 Frankfurt/M
Tel.: 069/900 281-42; 0179/514 60 79
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