[imc-presse] [attac-d-presse] Welternährungsgipfel ignoriert zentrale Ursachen der Hungerkrise

Frauke Distelrath presse at attac.de
Tue Jan 27 15:43:09 CET 2009


Pressemitteilung
Attac Deutschland
Frankfurt am Main, 27. Januar 2009


* Welternährungsgipfel ignoriert zentrale Ursachen der Hungerkrise
* Attac fordert Neuordnung des globalen Finanz- und Handelssystems

Anlässlich der am heutigen Dienstag in Madrid zu Ende gegangenen
Konferenz der Vereinten Nationen über Nahrungsmittelsicherheit hat das
globalisierungskritische Netzwerk Attac den Verantwortlichen der
Politik Versagen vorgeworfen. "Auf der Welt hungert fast eine
Milliarde Menschen. Doch der Gipfel hat die zentralen Ursachen der
Hungerkrise nicht thematisiert. Statt der Bekämpfung von Symptomen ist
eine grundlegende Neuordnung des internationalen Finanz- und
Handelssystems zu Gunsten der Länder des Südens notwendig",, sagte
Jutta Sundermann vom bundesweiten Attac-Koordinierungskreis. Zwar sei
zu begrüßen, dass neben den problematischen Lebensmittelhilfen
inzwischen gezielte Hilfen für Kleinbauern zum Konzept der
Welternährungsorganisation und des Welternährungsprogrammes gehören.
"Das ändert aber nichts an den für arme Menschen fatalen
Rahmenbedingungen des gegenwärtigen Welthandelssystems, ohne deren
Änderung der Kampf gegen Hunger ein Kampf gegen Windmühlen bleiben
muss", betonte Jutta Sundermann.

Attac fordert, die Spekulation mit Agrarrohstoffen strikt zu
begrenzen. "Es waren politische Entscheidungen, die dazu geführt
haben, dass die Finanzmärkte in den vergangenen Jahren auch im
Agrarsektor immer größere Bedeutung bekommen haben. Diese Entwicklung
rückgängig zu machen, ist ebenso eine Frage des politischen Willens",
stellte Jutta Sundermann klar. Nachdem um die Jahrtausendwende die
IT-Spekulationsblase geplatzt war und 2007 die Immobilienblase in den
USA folgte, drängten die Finanzanleger auf der Suche nach neuen
Anlagemöglichkeiten auf die Rohstoffmärkte. Dies provozierte dort
einen Teil der dramatischen Preissteigerungen, die 2008 die Zahl der
Hungernden nach oben katapultierten.

Zudem fordert Attac, internationale Agrarabkommen aufzuheben, die
einseitig große Konzerne unterstützen und in den letzten Jahren zu
einer dramatischen Konzentration im Agrarmarkt geführt haben, die
Subventionierung von Agrosprit zu stoppen und die im Rahmen der
Welthandelsorganisation WTO von den Industrieländern durchgesetzten
Patentrechte zurückzunehmen, die den Zugang zu Saatgut für Millionen
von Kleinbauern erschweren. Die Bekämpfung des Hungers sei unter dem
Dach der UNO zu organisieren.

Der Bundesregierung warf Attac vor, die akute Nahrungsmittelkrise zu
ignorieren und keine Konzepte für ihre Bekämpfung zu haben.
"Offensichtlich ist die Bundesregierung zu sehr mit der Rettung von
Banken und der deutschen Automobilindustrie beschäftigt. Gleichzeitig
forciert sie jedoch weiterhin Versuche der Europäischen Union,
Freihandelsverträge mit verschiedenen Regionen im Süden abzuschließen,
die die Nahrungsmittelkrise nur verstärken", kritisierte Kerstin Sack,
ebenfalls vom Attac-Koordinierungskreis.

Kerstin Sack: "Täglich sterben 20.000 Menschen am Hunger und seinen
Folgen. Es ist ein Skandal, dass das Menschenrecht auf Nahrung für
einen Großteil der Menschheit nur auf dem Papier besteht. Wir erleben
gerade, wie in kürzester Zeit in den Industrieländern hunderte
Milliarden Dollar zur Rettung von Banken mobilisiert werden. Mit 30
Milliarden pro Jahr könnte der Hunger weltweit gestoppt werden."


Im Internet:
* Abschluss-Erklärung der UN-Konferenz über Nahrungsmittelsicherheit
(Statement of the Madrid High-Level Meeting on Food Security for All),
27.1.2009 (engl.)
http://www.ransa2009.org/docs/docs/statement_eng_ransa2009.pdf


Für Rückfragen:
* Jutta Sundermann, Attac-Koordinierungskreis, Tel. 0175-866 6769
* Kerstin Sack, Attac-Koordinierungskreis, Tel. 0175-340 8588



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Frauke Distelrath
Pressesprecherin Attac Deutschland
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