[imc-presse] [attac-d-presse] Welternährungstag: Protest gegen Agrosprit

Frauke Distelrath presse at attac.de
Thu Oct 16 11:38:00 CEST 2008


Pressemitteilung

Attac Deutschland
Bund Deutscher Pfadfinderinnen und Pfadfinder
BundJugend
FIAN
INKOTA-Netzwerk
Rettet den Regenwald e.V.

Berlin, 16. Oktober 2008



* "Agrosprit macht Hunger"
* Nachhilfe für Umweltminister Gabriel am Welternährungstag

Der heutige 16. Oktober ist Welternährungstag. Das klingt nach Essen
für alle. Doch immer mehr Teller bleiben leer. Seit
Grundnahrungsmittel wie Getreide und Speiseöle als Agrosprit in
Autotanks und Blockheizkraftwerken verbrannt werden, explodieren
weltweit die Nahrungsmittelpreise, werden die Vorratslager geplündert
und machen sich akute Nahrungsmittelknappheit und Hunger breit.

Unter dem Motto "Agrosprit macht Hunger" haben heute die
Organisationen INKOTA-Netzwerk, Rettet den Regenwald e.V., Attac,
FIAN, BundJugend und der Bund Deutscher PfadfinderInnen zusammen mit
Vertreterinnen und Vertretern der der African Youth Coalition Against
Hunger mit leeren Kochtöpfen und Großpuppen in Berlin gegen die
Verwendung von Nahrungsmitteln als Treibstoff protestiert. Die
Demonstrantinnen und Demonstranten zogen vom Alexanderplatz vor das
Bundesumweltministerium in der Alexanderstraße, um
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel dort eine Nachhilfestunde zu
geben.

Der Agrospritboom ist der Treibsatz für die weltweit sich dramatisch
zuspitzende Nahrungskrise. Nach Angaben des Welternährungsprogramms
der Vereinten Nationen ist die Zahl der Hungernden allein in 2007 um
75 Millionen angestiegen. Ende 2008 wird voraussichtlich bereits eine
Milliarde Menschen hungern, und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht
absehbar.

"Die in der Europäischen Union diskutierten Quoten für Agrosprit
können nur über den Anbau in Monokultur und in Entwicklungsländern
erreicht werden", sagte Angelika Schaffrath Rosario von FIAN. "Gerade
den ärmsten Menschen wird dadurch die Ernährungsgrundlage entzogen -
nicht nur wegen der Nutzungskonkurrenz zwischen Nahrungsmitteln und
Agrartreibstoffen, sondern auch auf Grund von Land-vertreibungen durch
Investoren und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen auf den
Plantagen."

"Mit der Agrospritpolitik von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel wird
das Menschenrecht auf Nahrung mit den Füßen getreten", kritisierte
Evelyn Bahn von INKOTA. "Um den exzessiven Energiekonsum bei uns
aufrecht zu erhalten, sollen Energiepflanzen auf riesigen Monokulturen
im globalen Süden angebaut und als Agrosprit importiert werden. Die
Kleinbauern werden dadurch verdrängt und zum Hungern verurteilt."

"Der Agrospritboom ist der Gipfel einer völlig verfehlten
Agrarpolitik," ergänzte Jutta Sundermann von Attac. "Zusammen mit der
Forderung nach Marktöffnungen, Exportsubventionen,
Lebensmittelspekulation und der Begünstigungen der großen
Agrarkonzerne zementiert Agrosprit den Hunger und gibt ländlicher
Entwicklung, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert,
keine Chance."

"Agrosprit der zweiten Generation wie Biomass to Liquid, kurz BtL, und
Wunderpflanzen wie Jatropha werden oft als Lösung gepriesen", sagte Mo
Witzki vom Bund Deutsche Pfadfinderinnen und Pfadfinder. "Allerdings
wird für diese ebenfalls viel Land benötigt, um die Biomasse zu
produzieren, und es ist völlig unklar, ob und wann diese Technologien
zur Marktreife kommen werden."

"Der Agrosprit ist ein Regenwaldkiller", ergänzte Guadalupe Rodríguez
von Rettet den Regenwald. "Die Urwaldrodung für Agrospritplantagen
setzt mehr CO2 frei, als in Hunderten von Jahren von den Pflanzen
wieder gebunden werden kann. Umweltminister Sigmar Gabriel hat seine
Hausaufgaben nicht gemacht. CO2 einsparen, nicht freisetzen, ist das
Ziel."

Die EU will noch in diesem Herbst über die Marschrichtung ihrer
abenteuerlichen Agrosprit-Politik entscheiden. Umweltminister Gabriel
gehört zu denen, die sich bislang weigern, die Konsequenzen aus dem
Agrospritfiasko zu ziehen. Als Erfüllungsgehilfe der Autolobby drückt
er weiterhin falsche Rezepte gegen die Energie- und Klimakrise durch.

Wir fordern eine Verkehrspolitik, die sich an drastischen Einsparungen
von Energie und Treibhausgasen orientiert sowie eine sofortige
Streichung aller verbindlichen Beimischungsziele und Subventionen von
Agrosprit in Deutschland und der EU!


Für Rückfragen und Interviews:
* Jutta Sundermann, Attac, Tel. 0175-866 6769
* Guadalupe Rodríguez, Rettet den Regenwald e.V., Tel. 0176-4885 9972




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Frauke Distelrath
Pressesprecherin Attac Deutschland
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Post: Münchener Str. 48, 60329 Frankfurt/M
Tel.: 069/900 281-42; 0179/514 60 79
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