[imc-presse] [attac-d-presse] Lebensmittelkrise: Attac fordert Paradigmenwechsel bei Handels- und Agrarpolitik

Frauke Distelrath presse at attac.de
Mon Apr 14 13:27:13 CEST 2008


Pressemitteilung
Attac Deutschland
Frankfurt am Main, 14. April 2008


* Lebensmittelkrise: IWF und Weltbank an Zynismus kaum zu überbieten
* Attac fordert Abkehr von neoliberaler Handels- und Agrarpolitik

Mit scharfer Kritik hat das globalisierungskritische Netzwerk Attac
auf die gemeinsame Erklärung des Internationalen Währungsfonds' IWF
und der Weltbank zum Abschluss ihrer Frühjahrstagung reagiert. "Es ist
an Zynismus kaum zu überbieten, wie sich hier zwei Sensenmänner über
das gefallene Gras wundern und die gestiegenen Lebensmittelpreise
bedauern," sagte Pia Eberhardt vom Attac-Agranetz.

IWF und Weltbank stünden seit Jahrzehnten für eine systematische
Vernichtung kleinbäuerlicher Existenzen. So habe der IWF die
Entwicklungsländer mit Strukturanpassungsmaßnahmen gezwungen, ihre
gesamte Landwirtschaft auf den Export auszurichten und für billige
Importe zu öffnen. Großflächige Monokulturen verdrängten den Anbau für
den Eigenbedarf sowie lokale Märkte. Billigimporte taten ihr Übriges,
um den Landwirten im Süden ihre Existenz zu rauben.

"Einen Sonderpreis für Doppelzüngigkeit verdient Weltbankpräsident
Robert Zoellick, wenn er darüber klagt, dass die Lebensmittelpreise
wegen des Klimawandels und der damit einhergehenden Dürren
steigen", ergänzte Jutta Sundermann vom Attac-Koordinierungskreis. Die
Weltbank trage selbst zum Klimachaos bei, indem sie ein gigantisches
Kohlekraftwerk in Indien finanziert, das die Atmosphäre mit insgesamt
700 Millionen Tonnen CO2 belasten wird.

Auch für die aktuelle Finanzkrise, die die Lebensmittelkrise noch
verschärfe, seien IWF und Weltbank mitverantwortlich. Jutta
Sundermann: "Bereits jetzt zeigt sich: Seit sich mit Aktien kein
großer Profit mehr machen lässt, spekulieren professionelle Anleger
verstärkt mit Agrarrohstoffen. Den Preis zahlen die Armen."

Attac kritisierte zudem die Energiepolitik der Industrieländer.
Notwendig sei ein sofortiger Stopp des Agrosprit-Booms und die Abkehr
von dem von IWF und Weltbank Jahrzehnte lang forcierten
Wirtschaftsmodell, das natürliche Ressourcen rücksichtslos ausbeutet
und das Thema Verteilungsgerechtigkeit ausklammert.

Angesichts der drohenden weltweiten Hungerkrise sind die 500 Millionen
Dollar, die IWF und Weltbank als Soforthilfe versprochen haben, Attac
zufolge höchstens ein Tropfen auf den heißen Stein. Statt
Sonntagsreden fordern die Globalisierungskritiker eine grundlegende
Veränderung der internationalen Handels- und Agrarpolitik. Pia
Eberhardt: "Ein Weltmarkt von Lebensmitteln, auf dem nur die Lidls und
Nestlés dieser Welt bestehen können, wird niemals die Hungerkrise
lösen können. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel in Richtung
Ernährungssouveränität - und zwar jetzt."


Attac fordert im Einzelnen:

·       Der Entwicklung regionaler Märkte in den Ländern des Südens
        und der Versorgung der heimischen Bevölkerung muss endlich
        Vorrang eingeräumt werden.
        
·       Es darf keine - auch keine versteckten - Export-Subventionen
        für landwirtschaftliche Produkte vor allem aus dem EU-Raum und
        den USA in Länder des Südens mehr geben.
        
·       Internationale Abkommen müssen Entwicklungsländern die
        Möglichkeit geben, die eigenen Agrarmärkte zu schützen. Attac
        fordert einen Stopp der Verhandlungen über weit reichende
        Freihandelsabkommen zwischen der EU und Ländern des Südens.
        
·       Die EU muss sofort von ihrem Ziel abrücken, den
        Agrosprit-Anteil auf zehn Prozent zu steigern. Subventionen
        und Förderungen für Agrosprit-Pflanzenanbau müssen
        verschwinden.
        
·       Den Energieverbrauch zu reduzieren, muss vorrangiges Ziel
        werden: Die Förderung energiesparender Technologien ist ebenso
        notwendig wie strenge Begrenzungen für den Spritverbrauch von
        Kraftfahrtzeugen.


Für Rückfragen:
* Jutta Sundermann; Attac-Koordinierungskreis, Tel. 0175 - 866 6769
* Pia Eberhardt, Attac-Agrarnetz, Tel. 0151 - 5925 3046



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Frauke Distelrath
Pressesprecherin Attac Deutschland
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Tel.: 069/900 281-42; 0179/514 60 79
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