[imc-presse] [Fwd: Widerstand gegen G8-Gipfel wird sich nicht in "Gut" und "Böse" spalten lassen]

Anna anna at mail.nadir.org
Tue Jun 5 21:02:25 CEST 2007



-------- Original-Nachricht --------
Betreff: 	Widerstand gegen G8-Gipfel wird sich nicht in "Gut" und "Böse"
spalten lassen
Datum: 	Tue, 5 Jun 2007 19:13:04 +0200 (CEST)
Von: 	:: alb :: <antifapresseteam02 at yahoo.de>
Antwort an: 	mail at antifa.de
An: 	antifapresseteam at yahoo.de



PRESSEMITTEILUNG - Antifaschistische Linke Berlin
[ALB]

- Kritik an Sicherheitshysterie von Behörden und
Politik im Vorfeld des G8-Gipfels
- Linker Widerstand wird sich nicht in "Gut" und
"Böse" spalten lassen
- Vielfältige Aktionen gegen G8-Gipfel werden
fortgeführt

Nach den Auseinandersetzungen zwischen Linken und der
Polizei im Vorfeld des G8-Gipfels in Heiligendamm
drängen Politiker der Koalition auf ein schärferes
Vorgehen gegen Demonstranten. Abgeordnete von CDU und
CSU bringen sogar den Einsatz der GSG 9 ins Gespräch
und fordern den Einsatz von Schusswaffen. Gleichzeitig
wird über ein Verbot von schwarzer Bekleidung auf
öffentlichen Veranstaltungen nachgedacht. Offenbar
dienen die Angriffe auf die Polizei am vergangenen
Samstag nun als Legitimation, um gegen den gesamten
G8-Protest vorgehen zu können. Bereits gestern wurde
eine antirassistische Demonstration mit ca. 10.000
Teilnehmern in der Rostocker Innenstadt gestoppt,
brutal auseinander geknüppelt und zur Beendigung
gezwungen. Zahlreiche Menschen wurden verletzt. Dass
dieser Einsatz wie das jetzt immer massiver werdende
Vorgehen der Polizei selbst nach rechtsstaatlichen
Maßstäben kaum gedeckt ist, steht außer Frage. Auch
für die kommenden Tage kann damit gerechnet werden,
dass die Polizei nun die Rückendeckung der Politik
ausnutzt, um den globalisierungskritischen Protest mit
Repression zu überziehen.

Die militanten Angriffe auf die Polizei am vergangenen
Samstag in Rostock waren zielgerichtete Aktionen.
Diese fanden trotz oder gerade vor dem Hintergrund
eines in den letzten 10 Jahren massiv hochgerüsteten
Polizeiapparates, der Aushebelung elementarer
Bürgerrechte und der zunehmenden Durchleuchtung der
Bevölkerung statt. Unter dem Label der
?Terrorbekämpfung? wird die Militarisierung der
bundesdeutschen Gesellschaft weiter vorangetrieben.
Die neoliberale Zurichtung aller Lebensbereiche führt
zu einer zunehmenden Anzahl von Menschen, die auch
hier in die Armut gedrängt und jeglicher Perspektiven
beraubt werden. Gleichzeitig wird diese
Gesellschaftsform der Welt als vorbildliche
?Zivilgesellschaft? vorgeführt, die im Namen der
Menschenrechte Kriege führt. Die Militanz der
Gipfelgegner steht in keinem Verhältnis zur
Gewalttätigkeit der bestehenden Verhältnisse. Dass nun
ernsthaft der Einsatz von Schusswaffen gegen
Demonstranten erwogen wird, sagt weniger über die
Stärke der Militanz aus, als über die Erosion
demokratischer Prinzipien in der Bundesrepublik
Deutschland.

Bei vielen Demonstrationen müssen linke Aktivisten die
zunehmende Repression von ?Ordnungskräften? am eigenen
Leib erfahren. Bereits in den Wochen vor der Rostocker
Großdemo haben die Sicherheitsbehörden mit ihren
Maßnahmen die linksradikale Szene geradezu
herausgefordert. Wer bei Vorkommnissen wie am Samstag
in Rostock diesen Kontext ausblendet, hat kein
wirkliches Interesse an der Einordnung der Gewalt.
Autonome sind keine Pazifisten: Sie halten nicht die
andere Wange hin, wenn sie geschlagen werden! So ist
nur verständlich, dass in einer Situation, in der ein
Block mit 8.000 bis 10.000 Menschen aus dem
linksradikalen Spektrum auf der Strasse steht und in
der die sonst üblichen Machtverhältnisse auf der
Strasse partiell außer Kraft gesetzt sind, Antworten
auf die üblichen Provokationen offensiver ausfallen.
Die symbolische Zerstörung von Schaufensterscheiben
einer Bank ist eben eine Form der Artikulation von
Opposition zum bestehenden System, die zudem weltweit
verstanden wird.

Das Nebeneinander der verschiedenen politischen und
praktischen Ansätze von Widerstand ist das
Erfolgsmodell gegen das Gerede von der
Alternativlosigkeit der kapitalistischen Zurichtung
der Welt. Dass sich Aktionen wie in Rostock vorrangig
auf der symbolischen Ebene bewegen, ist den Aktivisten
bewusst. Anstelle von Distanzierungen gegenüber
militanten Widerstandsformen, wie einige Akteure der
Bewegung sie in den letzten Tagen kundtaten, muss mit
fruchtbaren Auseinandersetzungen an konkreten
Schritten für die Perspektive einer anderen Welt
gearbeitet werden.

In den kommenden Tagen werden rund um Heiligendamm
Aktionen und Blockaden gegen den G8-Gipfel
stattfinden. Daran wird sich die gesamte Gegenbewegung
zu G8 beteiligen. Zu ihr gehören zu einem nicht
unwesentlichen Teil Linksradikale und Autonome. Deren
Aktionsformen sind legitim und gehören zur
Vielfältigkeit einer Bewegung, die ohne die Ereignisse
in Rostock kaum wahrgenommen worden wäre.

Mehr Infos: www.antifa.de und www.g8-2007.de

Mit freundlichen Grüßen,
Johannes Reyersbach
Antifaschistische Linke Berlin [ALB]

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