[Pressemitteilung] G8: Gericht gibt Eilantrag statt - Sternmarsch kann stattfinden
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Fr Mai 25 13:41:19 CEST 2007
Pressemitteilung Sternmarsch-Bündnis
25. Mai 2007
*Gericht gibt Eilantrag statt: Sternmarsch kann stattfinden*
Sternmarsch-Bündnis will bis zum Kempinski-Hotel
VG: "Polizeilicher Notstand" rechtfertig kein generelles Verbot
Der Eilantrag des Sternmarsch-Bündnis beim Verwaltungsgericht Schwerin war
erfolgreich. Das Bündnis hatte gegen das von "Kavala" verhängte
Demonstrationsverbot geklagt. Mit einer Allgemeinverfügung sollte eine
Fläche von 40 Quadratkilometern als demonstrationsfreie Zone ausgewiesen
werden. Dies wäre in der Geschichte der Bundesrepublik einmalig gewesen.
Für den Erlaß der Verfügung wurde eigens die Regierungsdirektorin
Röttgers aus Lüneburg zu "Kavala" beordert. Röttgers hatte im Wendland
bereits Allgemeinverfügungen erlassen. Verboten waren dort Demonstrationen
50 Meter beiderseits der Bahngleise.
Das Verwaltungsgericht hat dem Eilantrag nur teilweise stattgegeben. Die
Anmelder des Sternmarsch-Bündnis haben ihre Abschlusskundgebung am
Kempinski-Hotel angemeldet. Damit soll der Protest dorthin getragen wo die
Adressaten sitzen: Dem Treffen der G8-Repräsentanten. Nach der
Rechtssprechung des VG Schwerin können die Demonstrationen auf 4 von 6
angemeldeten Routen stattfinden. Ein Abstand von 200 Metern zum Zaun soll
eingehalten werden.
Das VG Schwerin erklärt in der Begründung, dass die "prognostizierten
Gefahren für die öffentliche Sicherheit in ausreichender Weise mit
milderen Mitteln als dem eines generellen Verbots begegnet werden kann".
"Natürlich freuen wir uns dass das Demonstrationsrecht in erster Instanz
bestätigt wurde. Ein dickes Lob an die Anwälte!", erklären Susanne
Spemberg und Peter Kromrey vom Sternmarsch-Bündnis. Zum geplanten
Demonstrationsverbot hatte es eine breite Welle internationaler Kritik
gegeben. "Wir stellen allerdings weiterhin das Demonstrationsverbot
innerhalb des Zauns in Frage. Ob wir Widerspruch gegen die Entscheidung
einlegen wird sich in den nächsten Tagen klären".
Anfang der Woche hatten die vom Totalverbot der Versammlungen am Flughafen
Laage betroffenen Gruppen ebenfalls Klage eingereicht. In diesen Tagen wird
auch die "Jüdische Stimme", die eine Kundgebung für den 5. Juni am Zaun in
Heiligendamm angemeldet hat, klagen. "Wir gehen davon aus dass der Beschluß
zum Sternmarsch auch alle anderen Totalverbote aushebelt", vermutet Matthias
Monroy von der Gipfelsoli Infogruppe. Alle Anmelder müssen einzeln gegen
ihr Verbot klagen.
Das Sternmarsch-Bündnis wird vertreten von den Hamburger Anwälten Carsten
Gericke, Ulrike Donat und Cornelia Ganten-Lange. "Wir waren von Anfang an
überzeugt dass ein Totalverbot niemals aufrecht zu erhalten ist",
kommentiert Rechtsanwalt Carsten Gericke.
Die Anwälte kritisieren dass die Polizei seit Monaten auf das
Demonstrationsverbot festgelegt war: "Andere deeskalierende und gestufte
Konzepte wurden zu keinem Zeitpunkt erwogen", wird in einer Ergänzung zum
Eilantrag ausgeführt.
Die Polizei hatte mehrmals mit einem "allgemeinen polizeilichen Notstand"
argumentiert. Aus dem Eilantrag:
* "Mit der Begründung 'polizeilicher Notstand' werden Rechte und
Grundrechte der Bürger außer Kraft gesetzt. Die Annahme, jedes politische
Großereignis verursache einen 'polizeilichen Notstand', wäre ein
Armutszeugnis für den Rechtsstaat, der dann ohne Not bürgerliche
Freiheiten regelmäßig per Allgemeinverfügung außer Kraft setzen
könnte".
* "Allgemeinverfügungen haben niemals Versammlungen verhindert, sondern oft
erst selbst zur Eskalation beigetragen, weil es keinen ausreichenden Raum
mehr gab, die Proteste legal zu artikulieren".
Caro Paul vom Sternmarsch-Bündnis: "Mit dem Sternmarsch wollen wir unsere
Vorstellung von einer anderen Welt sichtbar machen. Von sozialrevolutionär
bis globalisierungskritisch, von bäuerlichen Widerstand über
Gewerkschaften und Umweltbewegung bis zu radikalfeministisch - am 7. Juni
erheben wir unsere Stimme gegen die menschenverachtende Politik der G8!".
[Sternmarsch-Bündnis]
Kontakt: 0160/ 953 14 023
Zur Anmeldung von Versammlungen am Flughafen Rostock-Laage: 0179/ 376 4812
Zur Anmeldung 5. Juni/ Jüdische Stimme: Yossi Bartal, 0160/ 118 6111