[Pressemitteilung] G8: Genfeld-Besetzung in Groß Luesewitz
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Do Apr 12 18:12:50 CEST 2007
*G8: Spektakulaer gescheiterte Genfeld-Besetzung in Groß Luesewitz*
*Medien-Information*
Donnerstag, 12. April 2007
Mit Tuermen und Bauwaegen gegen Pharma-Kartoffeln - unter diesem Motto
hatten ca. 30 Gentechnik-GegnerInnen aus allen Teilen der Republik am
Donnerstagmorgen versucht, ein kurz vor der Aussaat befindliches Feld des
AgroBioTechnikums und der dort ansaessigen Gentechnikfirmen zu besetzen.
Damit sollte ein deutliches Zeichen gegen die riskante Technik gesetzt
werden, außerdem hofften die BesetzerInnen auf einen Schneeballeffekt. "Es
gibt viele Gentechnikfelder - schwungvoller und bissiger Protest ist
noetig", benannte einer der Feldbesetzer sein Motiv fuer die Aktion.
Die Aktion war seit Monaten vorbereitet. Um eine schnelle Raeumung zu
verhindern, sollte auf dem Feld am Weg noerdlich der B110 bei Groß
Luesewitz ein ueber 15m hoher Turm errichtet werden. Mehrere Personen
wollten sich in schwindelerregender Hoehe anseilen und anketten. Der Abbau
solcher Tuerme ist mit großen Schwierigkeiten verbunden. Weitere
Befestigungen und Huetten sollten auf dem Feld errichtet werden. Doch das
Ganze war nicht als Festung gedacht: "Im Mittelpunkt stand fuer uns das
Signal fuer buntes Leben statt profittraechtiger Gentechnik. Wir wollen
schon am Tag nach dem Start in den umgebenden Orten von Haustuer zu Haustuer
gehen, auf Flugblaettern und mit Infoveranstaltungen informieren",
schilderte eine Beteiligte die Ziele. Der Plan scheiterte. Die gestrige
Nacht entwickelte sich zu einer spektakulaeren Auseinandersetzung zwischen
Polizei und Aktionsgruppen. Drei Stunden hatten die AktivistInnen den
ausgewaehlten Acker bearbeitet, Staemme herbeigeschafft, Loecher gegraben,
Drahtseile verlegt. "15 Minuten haben gefehlt, dann haette der Turm
gestanden und auch eine Hundertschaft der Polizei waere ohne Spezialtechnik
machtlos gewesen", so die BesetzerInnen. Eher durch Zufall trafen
Streifenwagen auf bereitstehende LKWs. Darin fanden sie verdaechtiges
Material und begannen ihre Suche auf den Feldern der Umgebung. "Unglaublich:
Bei der ersten Kontrolle auf dem Acker merkten die nichts, obwohl dort
zwanzig Personen und das gesamte Material fuer den Turm schon lag",
berichtet eine Beteiligte ueber den Verlauf der Nacht, bei dem auch ein
Fernsehteam anwesend war und alles filmte.
Kurz vor der geplanten Aufrichtung des Turmes entdecken Polizeistreifen ein
paar Beteiligte und nahmen einige Personen fest. Danach jagten sie zum Teil
mit mehreren Fahrzeugen ueber die Aecker der Gemarkung auf der Jagd nach
AktivistInnen. Der Materialeinsatz der Staatsorgane fuer die lukrative
Gentechnik war enorm: Die Polizei sprach von 35 Fahrzeugen, die an dem
naechtlichen Einsatz beteiligt waren. Die Besetzungsaktion wurde dadurch
knapp verhindert. Die dahinterstehende Idee aber wollen die BesetzerInnen
nicht aufgeben. "Um die ruecksichtslose Ausdehnung solcher
Risikotechnologien zu verhindern, ist entschlossener Widerstand noetig. Wir
wuerden uns freuen, wenn unser Versuch nicht der letzte gewesen ist, die
dubiosen Versuchen in Groß Luesewitz zu stoppen und den voellig
undurchsichtigen Firmen oder gar als gemeinnuetzig anerkannten Vereinen das
Handwerk zu legen.
Der fuer die Besetzung ausgewaehlte Acker gehoert zu den Aktivitaeten aus
dem AgroBioTechnikum, einem Zusammenschluss von gentechnik-freundlichen
Firmen und Instituten. Hier sollten ab Anfang naechster Woche fuer die
Pharmaindustrie designte Kartoffelpflanzen ausgebracht werden. Bereits im
letzten Sommer konnte der von 2006 bis 2008 von der Universitaet Rostock
beantragte Versuch nur durch das gewalttaetige Auftreten massiver
Polizeieinheiten gegen den Willen vieler Menschen durchgesetzt werden, als
im Sommer Hunderte Menschen an einem Gentechnik-Aktionstag nach Groß
Luesewitz kamen. "Im zweiten Versuchsjahr sind wir vor den
Gentechnik-LobbyistInnen da", sagt Falk Beyer, eineR der AktivistInnen, die
lieber für sich selbst reden möchten, statt sich durch SprecherInnen
vertreten zu lassen. "Mit unserem Protest wollen wir die Ausbringung
genmanipulierter Organismen in die Umwelt, die unumkehrbare Folgen haben
kann, verhindern. Wir laden alle Menschen - aus der Region und auch darueber
hinaus von ueberall - ein, sich nicht weiter von der verschleiernden
Rhetorik aus dem AgroBioTechnikum verblenden zu lassen und sich am
Widerstand gegen die Gentech-Mafia zu beteiligen." Jede Freisetzung
genetisch veraenderter Organismen birgt das Risiko unkontrollierbarer und
kaum vorhersagbarer Folgen in sich. Sobald solche Organismen in Austausch
mit anderen Lebewesen treten, kann es zu Auskreuzungen und
artuebergreifenden Gentransfers kommen. Die ForscherInnen kennen haeufig nur
eine oder wenige Wirkungen ihrer genetischen Neukombinationen. Das
Zusammenspiel neu eingebauter Gensequenzen mit anderen Erbgutinformationen
ist in keinem der Versuche komplett bekannt. Die Gentechnik ist ebenso wie
die Atomkraftnutzung eine Risikotechnologie, die im Verhaeltnis zum
hypothetischen Nutzen untragbare Risiken mit sich bringt. Sie ist
hochgefaehrlich, da kleine Fehler zu katastrophalen Folgen fuehren koennen.
Und sie steht im Dienst ohnehin schon maechtiger Industrien und
Interessengruppen und soll deren Macht gegenueber anderen Menschen und
Organisationen weiter ausbauen.
Die AktivistInnen, die jetzt das Feld besetzen wollten, gehoeren nicht einem
bestimmten Verband an und wollen auch nicht fuer Logos werben. Sie kommen
aus verschiedenen politischen Zusammenhaengen, einige von ihnen sind auch in
bekannten Umweltorganisationen aktiv. Sie verfolgen auf dem Acker von Groß
Luesewitz einige gemeinsame Ziele und laden die Menschen vor Ort ein,
gleichberechtigt am Widerstand gegen Gentechnik und die Beherrschung der
betroffenen Menschen durch Profit und Macht mitzuwirken. Von der Rhetorik
der Gentechnik-Profis lassen sie sich nicht einschuechtern, vielmehr wollen
sie falsche Versprechungen demaskieren, Kritik offensiv vortragen und eigene
Positionen formulieren: "Wir lassen uns von den Reden der Versuchsleiterin
Inge Broer nicht taeuschen. Wir werden uns entschieden den herrschaftlichen
Gentechnologie-Interessen in den Weg stellen", sagt Philipp vom Kesselberg.
Die Aktionsgruppen sind telefonisch unter 0173-1791262 erreichbar. Weitere
Informationen gibt es auf der Internetseite http://www.gentech-weg.de.vu.
An die VertreterInnen der Medien:
Sie erreichen die AktivistInnen der gescheiterten Gen-Acker-Besetzung
telefonisch auf dem Presse-Handy 0163-9233618. Viele verschiedene Menschen
sind hier gerne bereit, Auskunft ueber die Hintergruende und Motivationen
dieser Aktion zu geben bzw. ueber den Kartoffel-Versuch zu informieren. Nach
"den Verantwortlichen" oder "LeiterInnen" zu suchen, waere dagegen
vergebliche Muehe. Die hier gegen Gentechnik engagierten Menschen
organisieren sich eigenverantwortlich und selbstaendig, sie brauchen keine
FuehrerInnen.
AbsenderInnen: Einige der Genfeld-BesetzerInnen...