[Pressemitteilung] "Aktionsgruppe Zauninspektion" vom 15.1.07
Gipfelsoli Infogruppe
gipfelsoli-presse at lists.nadir.org
Mo Jan 15 14:53:14 CET 2007
"Kapitalismus einzäunen!"
Presseerklärung der "Aktionsgruppe Zauninspektion" vom 15.1.07
Heute morgen um 9 Uhr haben Baufirmen und Polizei an der Jemnitzer Schleuse
bei Heiligendamm zu einer Pressekonferenz eingeladen, um der Öffentlichkeit
das erste Zaunelement des G8-Zauns zu präsentieren. Mitglieder der
"Aktionsgruppe Zauninspektion" (AZ) nutzten diesen Anlass, mittels einer
satirischen Aktion die Unsinnigkeit dieser Absperrung zu demonstrieren. Sie
bezogen sich auf eine Äußerung des Ministers für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten, Till Backhaus (SPD). Dieser beschrieb die
Funktion des Zaunes "als eine Maßnahme zur "Besucherlenkung". Der
geschaffene Zaun solle keine Sperre darstellen, sondern lediglich den Zugang
zum Wald erschweren."
Gegen die 12,5 Mio. teure "Leiteinrichtung Zaun" setzte die "Aktionsgruppe
Zauninspektion" ein rot-weißes Flatterband in Szene und pries in einer
satirischen Rede dessen Vorzüge in Bezug auf Flexibilität,
Kostenersparnis und optische Leitfähigkeit. Mit dieser Methode sei es
möglich, für den gleichen Betrag "nicht nur einen Tagungsort neoliberaler
Politik einzuzäunen, sondern gleich die kompletten G8-Staaten. Durch diese
Maßnahme kann deutlich markiert werden, welche Länder und Regierungen den
Hauptimpuls zur Ausbeutung der Menschen im Trikont und in den G8-Ländern
selbst geben.", sagte Klara Abau von der "Aktionsgruppe Zauninspektion". Die
Aktionsgruppe kennzeichnete den Zaun daraufhin mit einem Transparent auf dem
kommentiert wurde: "Kapitalismus einzäunen".
Die Staatschefs der G8 wollen sich im Juni 2007 hinter diesem Zaun
versammeln. "Dieser Zaun", so sagte Polizeiführer Abramowski, "soll den
Gipfel vor terroristischen Bedrohungen schützen." Minister Backhaus wies
dagegen im OZ-Artikel vom 15.11.2006 daraufhin, dass "die Beachtung der
Zäune im rechtlichen Sinne auf Freiwilligkeit beruhe". Er weist zudem
darauf hin, daß "nicht ordnungswidrig handelt, wer über oder unter den
Querstreben dieser Leiteinrichtung den Zaun passiert und den Wald betritt."
Die "Aktionsgruppe Zauninspektion" sieht dies anders: "Der Zaun ist eine
Sperrmaßnahme gegen den Protest und kann nur als sinnfälliges Symbol der
Verachtung für die Opfer der G8-Politik gesehen werden. Zu erwartende leere
Versprechungen von Blair, Merkel und Putin, die angeblich die Armut dieser
Welt bekämpfen, werden von den Gitterstäben des Zaunes leider nicht
abgehalten.", sagte Klara Abau. "Krieg, kapitalistische Ausplünderung und
ökologische Verelendung treiben Millionen von Menschen weltweit in die
Flucht aus ihren Ländern. Ein Teil davon flüchtet in Richtung der
G8-Staaten, um dort wenigstens an einem Bruchteil der ihnen weggenommenen
Reichtümer teilhaben zu können. Auf dem Weg dorthin sterben viele, weil
man sie verdursten, verhungern oder ertrinken lässt. Die paar, die es
hierhin schaffen, vegetieren in Lagern unter menschenunwürdigen
Bedingungen".
"Zusammen mit Flüchtlingen wollen wir gegen den Gipfel protestieren.
Nichts hätte deutlicher sein können in einer Welt voller rassistischer,
nationaler und sozialer Schranken als ein weiterer Zaun, um uns die
Verachtung der Herrschenden spüren zu lassen.", so Klara Abau.
"Der Zaun wird uns aber nicht hindern, unseren Protest in verschiedenen
Aktionsformen zu artikulieren.", zeigte sich Abau abschließend
optimistisch.
Anhänge:
- satirische Rede, gehalten während der Pressekonferenz
- Fotos
Für Rückfragen: edifax at web.de
----------------------------------------------------------------------------
----
Rede zur Zauninspektion am 15.1.07
Sehr verehrte Testpersonen,
Wir kommen von der "Initiative für Flexibilisierung von zaunartigen
Leitfunktionen" - kurz: FzL.
Sie sehen hier ein von staatlicher Seite entworfenes Projekt. Dieses dient
für ein paar Tage Anfang Juni als zaunartige Leitfunktion für die Tagung
der G8. Die Bevölkerung des Landes Mecklenburg-Vorpommern kann sich aber an
dieser wunderbaren Vorrichtung aus Beton und Stahl länger erfreuen, da der
Auf- und Abbau ca. 9 Monate beansprucht.
Verwundert mussten wir allerdings aus vielen LeserInnen-Briefen der
Ostseezeitung entnehmen, daß die Bevölkerung sich mit diesem Geschenk
nicht anfreunden möchte. Neben der Unsinnigkeit des Treffens und den Kosten
von gut 15 Mio. Euro wird auch gegen den Zaun ins Felde geführt, daß
dieser eine Einschränkung der Naherholungsfunktion des Waldes bedeute.
Wir danken dem Herrn Minister, daß er auf Anfrage einer Bürgerin
klargestellt hat, daß dieser Zaun nur der Besucherlenkung diene und das
Recht auf Naherholung und auch das Recht auf Demonstrationsausübung
keinesfalls behindere. Schließlich könne jeder, der wolle, ohne Probleme
diesen Zaun unter oder übersteigen, ganz wie es beliebt.
Angesichts der zu erwartenden Massivität des Zaunes eine für uns sehr
unrealistisch anmutende Antwort. Da nützt es auch nichts, daß uns hier und
heute lediglich ein paar Betonblöcke präsentiert werden, um die man
zweifelsohne gut herumlaufen kann, auch der Sandweg eignet sich gut zum
Drüberlaufen, doch wir wissen, daß da noch was drauf kommt, und weisen die
heutige publicityträchtige Präsentation der Regierung als fehlerhaft,
suggestiv und grobe Täuschung der Presse zurück.
Sehr verehrte anwesende der Presse,
wir möchten ihnen nun hier eine wesentlich billigere Lösung vorstellen,
welche von unseren MitarbeiterInnen der "Initiative zur Flexibilisierung von
zaunartigen Leiteinrichtungen" (FzL) entwickelt wurde.
Wir präsentieren:
die Innovation schlechthin, das rotweiße Flatterband, welches nun als
optische und flexible Leitfunktion Verwendung findet.
Wir treten hiermit ein in den Wettbewerb um die beste Leitfunktion. Lassen
Sie uns diese gemeinsam an diesem Orte testen.
Verehrte Testpersonen,
schauen Sie, wie einfach es geht. Verspüren Sie einen Drang das Flatterband
zu übersteigen, um z.B. in das Naherholungsgebiet des öffentlich
zugänglichen Waldes zu gelangen, so können sie dies einfach tun. Das Band
hat mehrere eingebaute Feinheiten, welches es im Wettbewerb mit dem Zaun auf
jeden Fall überlegen machen. So ist es flexibler, optisch ansprechender und
zu dem höhenverstellbar, d.h. die Höhe kann an die Körpergröße
angepasst werden. Probieren Sie es aus.
Dieses Band mit 100 Meter kostete 4 Euro, für 15 Mio Euro kann man 400.000
Km umspannen, Nun ist es endlich möglich: Die FunktionsträgerInnen werden
anstatt nur symbolisch die G8 einmal jährlich abzuschotten von den
Leidtragenden ihrer Politik - effizient eine richtige
Leitfunktionseinrichtung um alle die Länder zu ziehen, die das Elend in den
Nicht G8 Staaten dieser Welt verursachen. Darüber hinaus, so denken wir,
könnte es möglich ist, den genialen Gedankenblitz des Ministers für
weitaus mehr Gegenden mit Leitbedarf einzusetzen, seien es Gasttätten für
Reiche, Leistungsabteilungen in Arbeitsämtern,
.... Selbst solche Probleme wie Bannmeilen vor Parlamenten und
Regierungsgebäuden harren schon seit Jahren einer optischen Lösung.
-------------- nächster Teil --------------
Ein Dateianhang mit Binärdaten wurde abgetrennt...
Dateiname : bild1.jpg
Dateityp : application/octet-stream
Dateigröße : 202719 bytes
Beschreibung: nicht verfügbar
URL : /pipermail/gipfelsoli-presse/attachments/20070115/c079bd16/attachment-0003.obj
-------------- nächster Teil --------------
Ein Dateianhang mit Binärdaten wurde abgetrennt...
Dateiname : bild2.jpg
Dateityp : application/octet-stream
Dateigröße : 193715 bytes
Beschreibung: nicht verfügbar
URL : /pipermail/gipfelsoli-presse/attachments/20070115/c079bd16/attachment-0004.obj
-------------- nächster Teil --------------
Ein Dateianhang mit Binärdaten wurde abgetrennt...
Dateiname : bild3.jpg
Dateityp : application/octet-stream
Dateigröße : 159168 bytes
Beschreibung: nicht verfügbar
URL : /pipermail/gipfelsoli-presse/attachments/20070115/c079bd16/attachment-0005.obj