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<html><head><style type="text/css"><!--
blockquote, dl, ul, ol, li { padding-top: 0 ; padding-bottom: 0 }
 --></style><title>Autonomes Seminar an der
Humboldt-Univeersität-Forum N</title></head><body>
<div><br></div>
<div><font face="Arial" size="+2" color="#000000">Autonomes Seminar an
der Humboldt-Universität zu Berlin -</font></div>
<div><font face="Arial" size="+2" color="#000000">Forum &quot;Neue
BioPolitik&quot;<br>
Informationen über: Tel. 030 / 42857090 - biopolitik@arcor.de<br>
<br>
<b>Einladung zum Vortrag mit Diskussion:<br>
<br>
Fragestellung: Welche inhaltliche Bedeutung hat der Begriff des
Gemeinwohls und welche Strategie muss ein 'Bündnis für Neue
Gemeinwohlpolitik' verfolgen?<br>
<br>
</b>Im Rahmen dieser Fragestellung besprechen wir:<br>
<b>Carl Schmitt: Der Begriff des Politischen<br>
<br>
</b>Donnerstag, 23. Juni 2005, 18-20 Uhr<br>
Seminargebäude der Humboldt-Universität, Invalidenstr. 110, Raum
293<br>
<br>
ŠŠŠŠŠŠŠŠŠŠ.<br>
<b>Rückblick:<br>
</b></font><font face="Arial" size="+1" color="#000000">Die
Erkenntnisse der beiden vorangegangenen Gemeinwohl-Veranstaltungen
lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br>
<br>
<b>1. Moderne Biopolitik ist inhaltlich Gemeinwohlpolitik.<br>
</b>Michel Foucault fasst Biopolitik als eine Machttechnologie, die ab
dem 17.Jahrhundert entstand und als ein Bündel von
Regulationsmechanismen beschrieben werden kann, die insgesamt dazu da
sind, die Kräfte einer gegebenen Bevölkerung zu steigern und
abzuschöpfen. Die althergebrachten Disziplinarmechanismen haben sich
jedoch nicht aufgelöst, sondern sind in den Funktionskreislaufs der
neuen Machttechnologie eingegangen.<br>
Biopolitik bezeichnet somit eine Bevölkerungspolitik, die das Leben
zu optimieren versucht und im Vollzug dieser Optimierung alle
Dynamiken ausschalten will, die die Entfaltung des Lebens behindert -
kurz gefasst: Biopolitik verfolgt immer zwei Zwecke: 'Leben
machen<i> und</i> Sterben lassen', wobei das 'Sterben lassen' im
Dienst der Entfaltung des Lebens steht.</font></div>
<div><font face="Arial" size="+1" color="#000000">Das, was das Leben
der Bevölkerung im Ganzen steigert, kann inhaltlich als
'Gemeinwohl' bezeichnet werden. Wer aber an der Steigerung des
Gemeinwohls arbeitet, muss zwangsläufig das benennen, aufhalten und
deaktivieren wollen, was die Entfaltung des Gemeinwohls behindert oder
gar verhindert.<br>
<br>
<b>2. Jede gemeinwohlorientierte Politik muss unmittelbar
staatsbildend sein.<br>
</b>'Unmittelbar staatsbildend' heißt: Eine
gemeinwohlorientierte Politik muss in ihrem alltäglichen Vollzug
jene staatliche Strukturen, die sich der Entfaltung des Gemeinwohls
verpflichtet fühlen, verteidigen, erhalten und bilden. Denn nur der
Staat kann Sachwalter des Gemeinwohls sein. Eine Teil-Organisation
kann immer nur Sachwalterin von Teilinteressen sein. (Hier gilt der
Satz von Baruch de Spinoza: &quot;Omnis determinatio negatio est =
Jede Abtrennung ist die Negation des Ganzen&quot;).<i> Das Kriterium
der Unterscheidung zwischen einer mafiotisch-kriminellen-antisozialen
Organisation und einer gemeinwohlorientierten Organisation ist eben
diese staatsbildende Tat.</i> Jede Gruppe, die dies unterläßt oder
sogar leugnet, ist der Möglichkeit nach eine mafiotische
Vereinigung, die ihre Teilinteressen auf Kosten des allgemeinen Wohls
durchzusetzen versucht.<br>
<br>
<b>3. Das Gemeinwohl ist ein dynamischer und relationaler Begriff (=
Entwicklungs- und Beziehungsbegriff).<br>
</b>Das Gemeinwohl bezeichnet stets das allgemeine Wohl einer
Beziehung von mehr als mindestens zwei Individuen. Das einzelne Wohl
(das Eigenwohl) ist in dieses überindividuelle Wohl stets
eingebettet, geht aber nicht darin auf und behält somit seine
Eigenständigkeit.<br>
Das allgemeine Wohl kann somit das Gemeinwohl einer Zweierbeziehung,
einer Familie, eines Kindergartens, einer Selbsthilfegruppe, eines
Stadtviertels, eines Betriebs, einer Kommune, einer Region, einer
Nation, der Menschheit bezeichnen. Das Gemeinwohl existiert somit als
Sammelsurium von 'Allgemeinem', das jeweils die darin enthaltenen
'Einzelwohle' überformt.<br>
Das Gemeinwohl schließt darüberhinaus auch nichtmenschliches Leben
sowie die Grundbereiche des Lebens (Luft, Wasser, Boden, Energie) ein,
wobei der Mensch festlegt, was dieses Allgemeine ist, das ihn mit der
Erde (den Tieren, Pflanzen, Dingen und den Grundbereichen des Lebens)
verbindet. Das menschliche Gemeinwohl sieht sich somit eingebettet in
etwas, was man 'Gemeinwohl des Seienden als Ganzes'
('Naturwohl') nennen könnte.<br>
Wer also vom Gemeinwohl spricht, muss sich fragen lassen, von welchem
'Gemeinwohl' die Rede ist, und was dieses Allgemeine inhaltlich
bedeutet.</font><br>
</div>
<div><font face="Arial" size="+2" color="#000000">Im Vortrag vom
23.Juni 2005 wird dargelegt, was das Politische als das Politische
ausmacht und von anderen Sachgebieten wie Kultur, Wirtschaft,
Wissenschaft unterscheidet. Außerdem wird gefragt, unter welchen
Voraussetzungen der Staat die maßgebende politische Einheit ist, die
legitimiert ist, als Sachwalterin des Gemeinwohls zu sprechen und zu
handeln.</font></div>
<div><font face="Arial" size="+2" color="#000000"><br>
</font><font face="Arial" size="+1" color="#000000">Verantwortlich
für die Zusammenstellung: Wolfgang Ratzel</font><br>
</div>
</body>
</html>