[SFB_disko] Dr. Seltsam aktuell

Dr.Seltsam drseltsam at drseltsam.net
Fre Sep 9 14:12:38 CEST 2005


Samstag, 10.September 2005, 12 Uhr Demonstration "Solidarität mit New
Orleans" bei der USA- Botschaft, Unter den Linden Ecke Glinkastraße mit
Dr. Seltsam und (hoffentlichh) hunderten von JAZZMUSIKERN: Oh when the
Saints go marchin gegen unterlassene Hilfeleistung und Rassismus.

Sonntag, 11.9. Tag der Mahnung etc bei Marx und Engels: Dr. Seltsam
moderier, Isabel Neuenfeldt singt Mühsam-Lieder.

*DR.SELTSAMS WOCHENSCHAU* wie immer jeden Sonntag 13-15 Uhr im Max&
Moritz in Berlin-Kreuzberg, Oranienstr.162, Tischbestellung: 030-695 15
911. Rauchfrei, Kinderbetreuung, Zechen mit den Künstlern. Eintritt
gegen Spende. Im September:

*11.9. Terror-Award.* Was ist der größte Angriff auf die Menschenwürde,
CIA-Flieger ins WTC oder Westerwelles Gesicht im Fernsehen? Mit Mathias
Bröckers, weltbester Verschwörungstheoretiker, Holger Kulick,
BILD-Analyst, Frau Christann von der Feministischen Partei Die Frauen.
Musik und Moderation von Ekki "W" Bush.

*18.9. Wahlparty.* "In Stadt und Land ihr Arbeitsleute, wir sind die
stärkste der Partein": Die NICHTWÄHLER, vertreten durch Rainer
Balcerowiak von der Jungen Welt, dazu die nicht angetretene Partei
"Demokratische Linke".Wahlwetten, nachmittags Kaffee und Kuchen wie
zuhause, abends Poltiker-Masken im Fernsehn angucken."Nichts besseres
als die Sprtschau, aber mal was anderes." Tolle Musik vom "weißen Neger
aus Deutsch-Ost" Exil-DDR-Darmsaiten-Rapper "Malcolm Z".

*25.9. Was ist das Merkel?* Prof. Gerhard Fischer, frühes Mitglied der
CDU der DDR und immer noch CDU, kennt Vergangenheit und Zukunft von Frau
Merkel.

*Oktober* - Vorschau: 2.10. "Nationalfeiertag"= "Erntedank" der
deutschen Bourgeoisie, oder: Für wen hat sich der Anschluß gelohnt?
9.10. Armut in Kreuzberg 16.10 Tauschring, Berliner Tafel, alternative
Ökonomie? 23.10. Basisbewegung, gibts die noch? mit Prof. Grottian. 30.
10. "Ende der Sommerzeit" oder Die Zeit der Kirschen ist vorüber (Temps
des Cerises= Pariser Kommune) Jubiläum: * 50 mal DR.SELTSAMS WOCHENSCHAU*!

Presse-Anhang: was Sie versäumt haben, berichtete z.B. FOCUS ( 29.08.05
) Die Grünen verlieren ausgerechnet im Berliner Multi-Kulti-Bezirk
Kreuzberg die Bindung an ihre alternative Klientel.Von Armin Fuhrer

Christian Ströbele hat es nicht leicht an diesem Sonntagmittag. Mal
lächelt er gequält, mal verzieht er das Gesicht, mal blickt er empört
auf das Publikum hinunter. Der grüne Bundestagsabgeordnete ist zu Gast
bei Dr. Seltsam, einer Szene-Größe in Kreuzberg, der seinen Gästen Woche
für Woche seine Sicht der Welt erklärt. Eine Art politisches Kabarett,
eine feste Größe im prallen Veranstaltungskalender der linken
Kreuzberger Szene. Eigentlich ein Heimspiel für den Grünen. 2002 gewann
er hier das erste Direktmandat für die Partei überhaupt. Mit 31,6
Prozent ließ er die PDS hinter sich, die in der anderen Hälfte des
Wahlbezirks stark ist. Friedrichshain-Kreuzberg ist einer von zwei
Ost-West-Wahlkreisen in der Hauptstadt.

Die kulturelle Trennung zwischen spießigem PDS-Milieu und
Multi-Kulti-Gewimmel war immer klar und manifestiert sich in der
alljährlich im September stattfindenden Gemüseschlacht auf der
Oberbaumbrücke, die beide Teile des Bezirks trennt. Dann treffen sich
Ossis und Wessis und bewerfen sich mit Tomaten und Salatköpfen. So zeigt
man sich die gegenseitige Abneigung in einer Art Volksfest, ohne dass
noch die Fäuste fliegen wie in früheren Jahren. Dabei haben beide
durchaus ähnliche Probleme, vor allem die hohe Arbeitslosigkeit von
jeweils rund 25 Prozent.

Doch die Linkspartei macht alles anders. Das bekommt Christian Ströbele
im Cafe „Max und Moritz“ zu spüren. Hier, wo um die Ecke jedes Jahr am
1. Mai Steine fliegen und Autos brennen, sitzt ein Gespenst mitten unter
den Leuten: Oskar Lafontaine. Konnte sich der Urgrüne Ströbele, der
Kriegsgegner und Ex-Terroristen-Verteidiger, 2002 noch unter
Seinesgleichen fühlen, so schlägt ihm jetzt Aggression, ja fast schon
Hass entgegen.

Hartz IV ist das Stichwort, auf das die alternative Klientel reagiert
wie Strom: auf Wasser: Es blitzt und funkt und die Haare stehen ihr zu
Berge. Hilflos versucht Ströbele, sich von der rot-grünen Regierung und
der eigenen Partei abzusetzen. „Dass die Reformpolitik der Regierung
falsch ist, wusste ich schon vor der Wahl in Nordrhein-Westfalen“, sagt
er. Gelächter ist die Antwort.

Ströbele fordert Beschäftigungsprogramme in zweistelliger
Milliardenhöhe, findet die Arbeitsmarktreformen ungerecht und will die
Regelsätze für das Arbeitslosengeld II anheben. Alles nutzt nichts, die
Leute haben mit Lafontaine längst ihren neuen Heilsbringer gefunden.
„Deine Sprüche hören wir jetzt seit 20 Jahren“ schallt es ihm entgegen.
„Eure Politik ist menschenverachtend“, ruft eine Frau und ein Mann
wünscht „den Grünen die Pest an den Hals“.

Der Faden zwischen Kreuzbergs alternativer Szene und ihrem einstigen
Star Ströbele scheint abgerissen. „Die WASG ist die einzige Partei, die
sich für mehr Arbeit und mehr Geld einsetzt“, sagt eine Frau. Die WASG,
nicht die Linkspartei – der Ausspruch zeigt, dass zumindest im
alternativen Kreuzberg das Kalkül der in Linkspartei umgetauften PDS –
die WASG als Steigbügelhalter für den Aufbau West zu nutzen – aufgeht.

Verzweifelt kämpft Ströbele gegen das Gespenst aus dem Saarland. „Mir
war bislang nicht klar, dass er ein Vorkämpfer der Linken ist“, sagt er
und blickt nach oben zu den Jugendstilverzierungen an der Decke des
Saals. Lafontaine habe früher gegen Bürgerrechte und Asylbewerber
gekämpft. Und wenn er als SPD-Vorsitzender 1999 gegen die Teilnahme
Deutschlands am Krieg gegen Serbien sein Wort erhoben hätte, „wäre
Deutschland nicht dabei gewesen“. Vor drei Jahren hätte es dafür Applaus
gegeben. Heute ist die Stille im Saal tosend.

Einmal blüht Christian Ströbele noch auf: als er von alten Kämpfen in
Brokdorf, einer der Geburtsorte der Grünen, erzählt. Doch das sind in
den Ohren der aufgeheizten Zuhörer Geschichten aus einer anderen Zeit.
Die Zukunft ist für sie nicht mehr grün, sondern rot. ENDE.