[imc-presse] [attac-d-presse] Grüner Wasserstoff – Kolonialismus 2.0? Attac protestiert bei Enertrag gegen Energiekolonialismus
Attac Deutschland Pressestelle
presse at attac.de
Fri Oct 10 11:08:13 CEST 2025
Pressemitteilung
Attac Deutschland
Berlin / Frankfurt am Main, 10. Oktober 2025
*Grüner Wasserstoff – Kolonialismus 2.0? *
*Attac protestiert vor Berliner Firmensitz von Enertrag gegen
Energiekolonialismus*
Attac hat am heutigen Freitag vor der Berliner Niederlassung des
deutschen Energiekonzerns Enertrag mit einer Bildaktion protestiert.
Aktivist*innen in Morphsuits stellten internationale Unternehmen dar,
die symbolisch grünen Wasserstoff aus Namibia in die EU und nach
Deutschland abtransportieren. Ein Euro-Gefäß symbolisierte dabei den
enormen Profit, der so in der EU landet. Das Netzwerk für globale
Gerechtigkeit kritisiert mit der Aktion den enormen Ressourcenhunger
Deutschlands und Europas nach dem begehrten Rohstoff Wasserstoff, der
die grüne Energiewende in den reichen Ländern des Nordens vorantreiben soll.
Das geplante Megaprojekt „Hyphen“ in Südnamibia soll grünen Wasserstoff
erzeugen. Enertrag zählt zu den Hauptanteilseignern des Projekts. Zu den
geplanten Hauptabnehmern von Ammoniak aus „Hyphen“ gehörte bis vor
Kurzem der deutsche Energieriese RWE. Dieser zog sich nach zunehmender
Kritik von indigenen Aktivist*innen aus Namibia vollständig aus dem
Projekt zurück und teilte dies in einem Brief
<https://www.ecchr.eu/pressemitteilung/grosser-sieg-fuer-das-indigene-volk-der-nama/> an
die Nama Traditional Leaders Association <https://www.ntla.de/> (NTLA) mit.
„Wir begrüßen den Rückzug von RWE, denn das ‚Hyphen‘-Projekt soll auf
angestammtem Land der Nama ohne Berücksichtigung indigener Rechte
durchgesetzt werden. Das ist ein wichtiges Zeichen für die Wahrung
indigener Rechte und Souveränität“, sagt Paul Thomas von der NTLA. „Wir
fordern Enertrag auf, ebenfalls nicht weiter indigene Rechte zu
missachten und unsere Forderung nach einer umfassenden Bewertung der
Auswirkungen des Projekts auf Umwelt, Gesellschaft, Kultur und
Menschenrechte zu erfüllen.“ Enertrag hält aktuell jedoch weiterhin an
„Hyphen“ fest und verweigert zudem direkte Gespräche mit namibischen
Aktivist*innen, die derzeit im Rahmen der von Attac organisierten
Speakers Tour „Grüner Wasserstoff aus Namibia – ein neues Kapitel
deutscher Kolonialgeschichte?“
<https://www.attac.de/startseite/teaser-detailansicht/news/gruener-wasserstoff-namibia-speakerstour> in
Deutschland zu Gast sind. Attac unterstützt die Forderung der
namibischen Aktivist*innen nach einem Rückzug von Enertrag mit dem
Protest vor der Berliner Niederlassung.
Für Attac zeigt sich am Beispiel von grünem Wasserstoff, dass die
Energiewende in Europa neokoloniale Züge annehmen kann. Namibia hat ein
riesiges Potenzial für die Produktion regenerativer Energie, doch kommt
diese nicht bei den Menschen vor Ort an. „Es muss befürchtet werden,
dass Namibia weiterhin dreckigen Strom aus Südafrika importiert und die
im Land erzeugte saubere Energie aus Wasserstoff ausschließlich der
grünen Energiewende in Europa dient“, kritisiert Törk Hansen von der
Attac-Projektgruppe H2-Namibia <http://attac.de/namibia-wasserstoff>.
Trotz großer Bedenken soll im Rahmen des „Hyphen“-Projekts Energie in
einem namibischen Nationalpark gewonnen werden. Dadurch sind sowohl die
besondere Biodiversität des Parks als auch marine Ökosysteme durch die
salzigen Abwässer der erforderlichen Elektrolyse gefährdet. Auch
angesichts der deutschen Kolonialgeschichte und des Völkermords an den
Ovaherero und Nama ist das Projekt besonders problematisch. „Hyphen“
wird in einem Gebiet realisiert, das vor dem Genozid durch die deutsche
Kolonialmacht der Lebensraum der Nama war. Vor diesem Hintergrund ist es
besonders skandalös, dass es in der gesamten Projektlaufzeit keine
echten Konsultationen mit lokalen Institutionen und Vertretungen der
Nama gab. Zudem soll der Hafen von Lüderitz für den Export ausgebaut
werden. Dies wird erhebliche Auswirkungen auf Shark Island haben und
bedroht den dortigen Gedenkort an das erste deutsche Konzentrationslager
in Namibia. Attac unterstützt die Forderungen aus der namibischen
Zivilgesellschaft nach einem Stopp des Projekts und der Durchführung
einer umfassenden Risikobewertung.
„Die Energiewende in den reichen Ländern des Nordens darf nicht auf
Kosten von Menschen und Umwelt in den ärmeren Ländern des Südens gehen“,
sagt Hansen. Attac hält den Einsatz grünen Wasserstoffs zwar
grundsätzlich für sinnvoll, doch er wird auch in Zukunft knapp sein.
Deshalb fordert Attac, seinen Einsatz auf absolut notwendige und nicht
elektrifizierbare Bereiche zu beschränken.
*Bilder der Aktion zeitnah hier:* http://attac.de/wasserstoff-aktion-berlin
*Weitere Informationen:* http://attac.de/namibia-wasserstoff
*Für Rückfragen und Interviews:* Törk Hansen, Attac-Projektgruppe
H2-Namibia, 01784475124
--
Lena Zoll
Pressesprecherin
Attac Deutschland
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Münchener Str. 48, 60329 Frankfurt a.M.
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Tel. 01623448009
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