[imc-presse] PM: Aufruf von Abdullah Öcalan für Frieden und eine demokratische Gesellschaft
Civaka Azad
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Thu Feb 27 17:17:42 CET 2025
*Aufruf von Abdullah Öcalan für Frieden und eine demokratische Gesellschaft*
/Pressemitteilung von Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für
Öffentlichkeitsarbeit, 27.02.2025/
Die Imrali-Delegation der DEM-Partei hat auf einer Pressekonferenz im
Elit World Hotel in Istanbul den mit Spannung erwarteten Aufruf von
Abdullah Öcalan veröffentlicht. Die Erklärung wurde zunächst auf
Kurdisch von dem abgesetzten Bürgermeister Ahmet Türk aus Mêrdîn (tr.
Mardin) und anschließend auf Türkisch von der DEM-Abgeordneten Pervin
Buldan verlesen und von zahlreichen Anwesenden mit tosendem Applaus
kommentiert.
Zeitgleich wurde ein Foto veröffentlicht, das Abdullah Öcalan und seine
drei Mitgefangenen Ömer Hayri Konar, Hamili Yıldırım und Veysi Aktaş
zusammen mit den DEM-Politiker:innen Pervin Buldan, Ahmet Türk, Sırrı
Süreyya Önder, Tülay Hatimoğulları, Tuncer Bakırhan und Cengiz Çiçek
sowie dem Rechtsanwalt Faik Özgür Erol von der Istanbuler Kanzlei Asrin
zeigt. Die Erklärung von Öcalan ist auf Video aufgenommen worden, der
Imrali-Delegation der DEM-Partei wurden jedoch nur Fotos ausgehändigt.
Der Aufruf von Abdullah Öcalan lautet:
*Aufruf für Frieden und eine demokratische Gesellschaft*
Die PKK wurde im 20. Jahrhundert gegründet, in der gewalttätigsten
Epoche der Menschheitsgeschichte mit zwei Weltkriegen, im Schatten der
Erfahrung des Realsozialismus und des Kalten Krieges auf der ganzen
Welt. Die völlige Leugnung der kurdischen Realität, die Einschränkung
der Grundrechte und -freiheiten – insbesondere der Meinungsfreiheit –
spielten eine bedeutende Rolle bei ihrer Entstehung und Entwicklung.
Die PKK stand hinsichtlich ihrer angenommenen Theorie, ihres Programms,
ihrer Strategie und ihrer Taktik unter dem starken Einfluss der
Realitäten des Jahrhunderts und des Systems des Realsozialismus. In den
1990er Jahren führten der Zusammenbruch des Realsozialismus aufgrund
interner Dynamiken, die Auflösung der Leugnung der kurdischen Identität
im Land und Verbesserungen der Meinungsfreiheit zu einer Schwächung der
grundlegenden Bedeutung der PKK und zu einer übermäßigen Wiederholung.
In ihrer über tausendjährigen gemeinsamen Geschichte waren die
Beziehungen zwischen Türk:innen und Kurd:innen durch gegenseitige
Zusammenarbeit und Bündnisse geprägt. Türk:innen und Kurd:innen hielten
es für unerlässlich, in diesem freiwilligen Bündnis zu bleiben, um ihre
Existenz zu sichern und gegen Hegemonialmächte zu überleben.
Die letzten zweihundert Jahre der kapitalistischen Moderne waren vor
allem von dem Ziel geprägt, dieses Bündnis zu brechen. Die beteiligten
Kräfte haben im Einklang mit ihren klassenbasierten Interessen eine
Schlüsselrolle bei der Förderung dieses Ziels gespielt. Durch
monistische Interpretationen der Republik hat sich dieser Prozess
beschleunigt. Heute besteht die Hauptaufgabe darin, die historische
Beziehung, die äußerst fragil geworden ist, neu zu strukturieren, ohne
dabei die Berücksichtigung von Überzeugungen im Geiste der
Geschwisterlichkeit auszuschließen.
Die Notwendigkeit einer demokratischen Gesellschaft ist unumgänglich.
Die PKK, die längste und umfangreichste Aufstandsbewegung und bewaffnete
Bewegung in der Geschichte der Republik, fand eine soziale Basis und
Unterstützung und wurde in erster Linie durch die Tatsache inspiriert,
dass die Kanäle der demokratischen Politik verschlossen waren.
Das unvermeidliche Ergebnis der extremen nationalistischen Abweichungen
– wie ein separater Nationalstaat, eine Föderation, Verwaltungsautonomie
oder kulturalistische Lösungen – ist keine Antwort auf die historische
Soziologie der Gesellschaft.
Respekt für Identitäten, freie Selbstdarstellung und demokratische
Selbstorganisation jedes einzelnen Gesellschaftsteils auf der Grundlage
ihrer eigenen sozioökonomischen und politischen Strukturen sind nur
durch die Existenz einer demokratischen Gesellschaft und eines
politischen Raums möglich.
Das zweite Jahrhundert der Republik kann nur dann eine dauerhafte und
geschwisterliche Kontinuität erreichen und sichern, wenn es von
Demokratie gekrönt ist. Es gibt keine Alternative zur Demokratie bei der
Verfolgung und Verwirklichung eines politischen Systems. Der
demokratische Konsens ist der grundlegende Weg.
Im Einklang mit dieser Realität muss eine Sprache der Epoche des
Friedens und der demokratischen Gesellschaft entwickelt werden.
Der Aufruf von Herrn Devlet Bahçeli, zusammen mit dem vom Herrn
Präsidenten geäußerten Willen und den positiven Reaktionen der anderen
politischen Parteien darauf, hat ein Umfeld geschaffen, in dem ich einen
Aufruf zur Niederlegung der Waffen mache, und ich übernehme die
historische Verantwortung für diesen Aufruf.
Beruft euren Kongress ein und fasst einen Beschluss zur Integration in
den Staat und die Gesellschaft, wie es jede moderne Gesellschaft und
Partei, die nicht zur Auflösung gezwungen wurde, freiwillig tun würde;
alle Gruppen müssen ihre Waffen niederlegen und die PKK muss sich
auflösen. Ich grüße alle, die an das Zusammenleben glauben und meinen
Aufruf beherzigen.
25. Februar 2025, Abdullah Öcalan
*Anerkennung der juristischen Grundlage*
Nach der Erklärung zitierte Sırrı Süreyya Önder die Worte von Abdullah
Öcalan an die Delegation: „Zweifellos erfordern die Niederlegung der
Waffen und die Auflösung der PKK in der Praxis eine demokratische
Politik und die Anerkennung der juristischen Grundlage.“
/Für weitere Rückfragen und Informationen stehen wir gerne zur Verfügung.
/
/Mit freundlichen Grüßen/
/Mako Qocgiri/
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