[imc-presse] [attac-d-presse] Wie dreckig ist der „grüne“ Wasserstoff? Namibische Aktivist*innen kritisieren Global African Hydrogen Summit und geplantes Wasserstoff-Megaprojekt
Presse
presse at attac.de
Mon Sep 2 13:16:10 CEST 2024
Pressemitteilung als PDF: https://link.attac.de/globalafricanhydrogensummit
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Gemeinsame Pressemitteilung
Attac Deutschland, Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika,
Konzeptwerk Neue Ökonomie, medico international, PowerShift e.V.,
Rosa-Luxemburg-Stiftung, WeSmellGas
Berlin/Windhoek, 2. September 2024
*
Wie dreckig ist der „grüne“ Wasserstoff?*
*Namibische Aktivist*innen kritisieren Global African Hydrogen Summit
und geplantes Wasserstoff-Megaprojekt*
Vom 3. bis 5. September lädt die namibische Regierung in Windhoek
afrikanische Regierungen und europäische Partner – darunter die deutsche
Bundesregierung – zu einem „Global African Hydrogen Summit“ ein. Die
namibische Regierung erhofft sich eine neue Rolle Afrikas als Lieferant
von „grünem Wasserstoff“ für die Energiewende in Europa. Für die
Wasserstoffstrategie der Bundesregierung spielt Namibia eine bedeutende
Rolle.
Bereits 2030 soll das Großprojekt „Hyphen“ zur Herstellung von grünem
Wasserstoff im äußersten Süden Namibias nahe der Stadt Lüderitz 350.000
Tonnen Wasserstoff bzw. 2 Millionen Tonnen Ammoniak produzieren,
hergestellt aus regenerativer Energie von Wind und Sonne. Getragen wird
das Vorhaben von der deutschen Firma Enertrag und dem britischen
Projektmanagement-Unternehmen Nicholas Holding. Lieferverträge mit dem
deutschen Energieversorger RWE bestehen bereits. Neben dem
Hyphen-Projekt werden aktuell weitere Projekte unter Beteiligung der
deutschen und anderer europäischer Regierungen realisiert.
Von Seiten der namibischen Zivilgesellschaft gibt es massive Kritik -
insbesondere an dem geplanten„Hyphen“-Projekt. Der Vergabeprozess ist
von Intransparenz und fehlender demokratischer Beteiligung
gekennzeichnet. Schon jetzt werden die Rechte indigener
Bevölkerungsgruppen missachtet und zukünftig werden massive
Umweltschäden erwartet. An Orten, an denen deutsche Kolonialsoldaten vor
über 100 Jahren einen Völkermord an den OvaHerero und Nama verübten,
soll nun die Infrastruktur zur grünen Wasserstoffproduktion aufgebaut
werden.
*Paul Thomas*, Sprecher der *Nama Traditional Leaders Association*
(NTLA), erklärte am heutigen Montag vor Journalist*innen: „Anstatt sich
mit der grundlegenden Frage einer Wiedergutmachung für den von
Deutschland an den Nama und Ovaherero begangenen Völkermord zu befassen,
nutzt Deutschland erneut seine privilegierte Stellung, um Ressourcen aus
demselben Land zu gewinnen, das es dem Volk der Nama gewaltsam und in
unrechtmäßiger Weise geraubt hat. Der Geist, der die Kolonialherr*innen
dazu brachte, Länder für die Kolonialisierung ausfindig zu machen, ist
derselbe, der die ehemalige Kolonialmacht heute antreibt, um den
Energiebedarf der deutschen Bevölkerung zu decken. Die Geschichte
wiederholt sich durch ausbeuterischen Kolonialismus, der als
umweltfreundlich dargestellt wird, um der Öffentlichkeit die Vorstellung
schmackhaft zu machen - doch für uns, die wir die
generationsübergreifenden Auswirkungen der Landenteignung spüren, ist
und bleibt es Greenwashing.“
*Tjipura Unaune Tjipura* von der *Organisation Social Economic Justice
Trust* (ESJT) betonte: „Es gibt viele Warnsignale hinsichtlich des
Hyphen-Projekts! Der Mangel an Nachvollziehbarkeit und Transparenz von
Projektbeginn an ist besorgniserregend. Die namibische Regierung hat bei
der Vergabe von Hyphen - die größte Ausschreibung in der Geschichte
Namibias - weder eine Offenlegung noch eine Sorgfaltsprüfung
durchgeführt. Keine Vereinbarung zwischen zwei souveränen Ländern oder
zwischen einer Regierung und einem privaten Unternehmen darf geheim
gehalten werden, wenn öffentliche Gelder, Ressourcen und Interessen im
Spiel sind.“
Auch *Jimmy Areseb*, Aktivist für Wirtschaft, soziale Gerechtigkeit und
Gemeinschaft, ergänzte: „Ich bin sehr besorgt über die Wasserfrage: In
unserer Region wird für das Daures Green Hydrogen Project derzeit Wasser
aus Bohrlöchern verwendet, und es besteht die Sorge, dass solche
Praktiken, die bereits unter Wasserdruck stehenden unterirdischen
Grundwasserleiter beeinträchtigen werden. Und im Falle des
Hyphen-Projekts bestehen große Bedenken hinsichtlich der grundlegenden
Umweltauswirkungen und des Schutzes des kulturellen Erbes. Uns fehlen
die Kontrollen und Abwägungen, die vor dem Start eines solchen neuen
Großprojekts durchgeführt werden müssen.“
Die unterzeichnenden Organisationen unterstützen die Kritik aus der
namibischen Zivilgesellschaft und werden sich dafür einsetzen, dass
Energieprojekte mit Namibia Umweltschäden vermeiden, die Rechte aller
Bevölkerungsgruppen achten und zuallererst der Energiesicherung der
namibischen Bevölkerung dienen.
*Für Rückfragen und Interviews:*
Toerk Hansen, Attac Deutschland, 01784475124, toerk.hansen at posteo.de
Julia Manek, medico international, 069 944380, manek at medico.de
*Weitere Informationen und Hinweise:*
https://link.attac.de/nce-paper
https://www.attac.de/bildungsangebot/rundbrief/rundbrief-02-24/wasserstoff-aus-namibia
https://www.medico.de/blog/wasserstoff-aus-der-wueste-19576
--
Lena Zoll
Pressesprecherin
Attac Deutschland
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Münchener Str. 48, 60329 Frankfurt a.M.
lena.zoll at attac.de
Tel. 0162 3448009
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