[imc-presse] PM: Niederlage für die AKP bei Kommunalwahlen: Nicht nur im Westen, sondern auch in Nordkurdistan
Civaka Azad
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Mon Apr 1 09:14:16 CEST 2024
*Niederlage für die AKP bei Kommunalwahlen: Nicht nur im Westen, sondern
auch in Nordkurdistan*
/Pressemitteilung von Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für
Öffentlichkeitsarbeit, 01.04.2024/
Das Regime der staatlichen Treuhänder in Nordkurdistan ist wieder
Geschichte. Bei der Kommunalwahl am Sonntag gelang der HDP-Nachfolgerin
DEM nicht nur, nach der vorigen Abstimmung 2019 unter Zwangsverwaltung
gestellte Kommunen zurückzugewinnen. Die „Partei der Völker für
Gleichberechtigung und Demokratie“ wurde auch in Kreisen stärkste Kraft,
die bei früheren Wahlen nicht von der kurdisch-demokratischen Opposition
gewonnen werden konnten; wie etwa in Mûş, und holte sich in Dersim und
Agirî ihre vor fünf Jahren verlorene Mehrheit zurück. Zwar blieb sie
landesweit nur bei knapp 5,8 Prozent. Zusammen mit den drei Großstädten
Amed, Mêrdîn und Wan hat die DEM laut den vorläufigen Ergebnissen
dennoch insgesamt 77 Bürgermeisterposten gewinnen können. Das sind zwölf
mehr als bei der letzten Kommunalwahl.
*Bakırhan: Der Wille des kurdischen Volkes muss respektiert werden*
„Die eigentlichen Gewinner dieser Wahl sind das kurdische Volk, die
Werktätigen und die Frauen“, sagte der Ko-Vorsitzende der DEM, Tuncer
Bakırhan, am Abend in Ankara. Trotz massiver Einschüchterung und
Drohungen im Wahlkampf des Regimechefs Recep Tayyip Erdoğan und
Konsorten, Manipulation, verdächtigen Fällen von Stimmrechtsvertretung
und ortsfremden Soldaten und Polizisten, die zu Zehntausenden in die
kurdischen Provinzen transferiert wurden, um dort den Wahlausgang
zugunsten der Regierungskoalition ausder islamistischen AKP und der
rechtsradikalen MHP zu beeinflussen, hätten die Menschen in Kurdistan
ihren Willen für Demokratie und Frieden, für ein Ende des Krieges und
eine politische Lösung der kurdischen Frage durchgesetzt. „Gewonnen hat
der Wunsch nach lokaler Demokratie und die Überwindung der
zentralistischen, monistischen Mentalität. Verloren haben diejenigen,
die sich ihre Existenz mit Kurdenfeindlichkeit sichern wollen. Wir
wollten die Unterdrückung und Ausbeutung durch die AKP an der Urne
beenden. Das ist uns gelungen und diesen Willen gilt es zu
respektieren“, so Bakırhan.
*Ein Toter am Wahltag in Nordkurdistan*
In Nordkurdistan haben die Wahlen ein Menschenleben gekostet. Bei der
Kommunalwahl im Dorf Çirmiq (tr. Ağaçlıdere) bei Amed (Diyarbakır) kam
es nach einem Angriff von AKP-Anhängern zu gewalttätigen
Auseinandersetzungen. Dabei wurde eine Person namens Emin Çelik
erschossen. Der 43-jährige Familienvater war Verantwortlicher der
DEM-Partei im Wahllokal. Elf weitere Personen erlitten Verletzungen. Das
im Verwaltungsbezirk Sûr gelegene Dorf ist von Militärs abgeriegelt
worden, der Zutritt ist verboten. Journalist:innen wurden mit
Schusswaffen bedroht.
*Menschenrechtsverband IHD kritisiert unfaire Wahlen*
Trotz des guten Wahlergebnisses fanden die Wahlen in Nordkurdistan nicht
unter fairen und gleichen Bedingungen statt. Die Partei DEM war nicht
nur wie ihre Vorgängerparteien massiven staatlichen Repressionen
ausgesetzt. Sie hatte auch mit Manipulationen und Fälschungen in den
Städten und Gemeinden zu kämpfen, in denen sie mit der AKP um die
Mehrheit konkurrierte.
Mindestens 46.000 ortsfremde Wähler:innen hat die DEM-Partei nach
Angaben ihrer Sprecherin Ayşegül Doğan bisher in den Hochburgen der
kurdisch-demokratischen Opposition registriert. Bei den meisten dieser
angeblichen Wähler soll es sich um Soldaten und Polizisten handeln, die
von Erdoğans Regierungspartei AKP in den kurdischen Provinzen eingesetzt
wurden, um die Wahlergebnisse zu beeinflussen. Bei den knappen
Wahlniederlagen der DEM-Partei in den kurdischen Provinzen Bedlîs (tr.
Bitlis) und Şirnex (tr. Şırnak) haben die ortsfremden Wähler:innen
möglicherweise die Wahl entscheidend zugunsten der AKP beeinflusst. In
Bedlîs hatte die AKP laut inoffiziellen Angaben leidglich einen
Vorsprung von 198 Stimmen. Allerdings wurden bei der Auszählung
insgesamt 2.018 abgegebene Stimmen für ungültig erklärt. Die DEM-Partei
kündigte bereits Einspruch gegen das Wahlergebnis an.
Auch der Menschenrechtsverein IHD, der in insgesamt 22 Provinzen
Wahlbeobachter:innen einsetzte, kritisierte diese Vorgehen des
AKP-Regimes in Nordkurdistan. Die Staatsbediensteten seien in
Kleinbussen, Mannschaftsbussen und gepanzerten Fahrzeugen „in Massen“ zu
den Wahllokalen transferiert worden. Entsprechende Beobachtungen machte
der IHD in diversen Wahlkreisen, darunter in Mêrdîn (Mardin) und Amed
(Diyarbakır), aber auch in Şirnex (Şırnak), Qers (Kars), Reşqelas
(Iğdır), Colemêrg und Dersim. „Einige dieser Beamten marschierten sogar
in ihren Uniformen und mit ihren Waffen in die Wahllokale und gaben
gesammelt ihre Stimmen ab. In einigen Wahllokalen waren ausschließlich
Angehörige von Sicherheitskräften und keine einzige Zivilperson als
Stimmberechtigte registriert“, heißt es in dem Bericht.
Ähnliche Beobachtungen machte auch eine internationale
Wahlbeobachtungsdelegation, die auf Einladung der DEM-Partei am Wahltag
in vielen kurdischen Provinzen im Einsatz war. Den Bericht der deutschen
Teilnehmer:innen der Delegation finden Sie im Anhang zu dieser
Pressemitteilung.
/Für weitere Rückfragen und Informationen stehen wir Ihnen gerne zur
Verfügung. /
Mit freundlichen Grüßen
Mako Qocgiri
--
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