[imc-presse] [attac-d-presse] CETA-Ratifizierung: Breites Bündnis warnt vor neuen Klageprivilegien für Konzerne und Bedrohung für die Klimaschutzpolitik
Pressestelle Attac Deutschland
presse at attac.de
Tue Nov 29 08:51:16 CET 2022
Presseeinladung/Pressemitteilung
CETA-Ratifizierung: Breites Bündnis warnt vor neuen
Klageprivilegien für Konzerne und Bedrohung für die Klimaschutzpolitik
*Berlin, 29.11.2022*
Im Vorfeld der geplanten Abstimmung im Deutschen Bundestag über die
Ratifizierung des umfassenden Handels- und Investitionsschutzabkommens
zwischen der EU und Kanada (CETA) gibt es breiten
zivilgesellschaftlichen Protest. Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände,
Umwelt- und weitere gesellschaftliche Organisationen fordern die
Abgeordneten auf, gegen die Ratifizierung von CETA zu stimmen. Mit dem
Abkommen würden Sonderrechte für ausländische Investoren geschaffen und
Profite von Konzernen über Menschen, Klima und Umwelt gestellt, so der
Kern der Kritik. Von einer “modernen und nachhaltigen” Handelsagenda,
oder gar einem “Neustart”, wie die Bundesregierung es nennt, könne keine
Rede sein. “Die Bundesregierung sei gerade vielmehr im Begriff, die
Weichen rückwärts zu stellen.”, so Margot Rieger, Vertreterin der
lokalen freihandelskritischen Bündnisse und Initiativen im Netzwerk
Gerechter Welthandel
“CETA ist ein völlig veraltetes Abkommen. Während es den Handel mit
fossilen Energien schützt, sind für Nachhaltigkeitsziele wie die Pariser
Klimaziele oder die ILO Kernarbeitsnormen keine sanktionsbewehrten
Durchsetzungsmechanismen vorhanden. Zugleich ebnet die Ampel mit der
geplanten Ratifizierung von CETA den Weg für exklusive Klagerechte
ausländischer Investoren vor einer Paralleljustiz”, Uwe Hiksch,
Naturfreunde.
“Eine Regierung, die globalen Konzernen Sonderklagerechte gegen
staatliche Regulierungen einräumt, und schon mit einer Neuauflage von
TTIP liebäugelt, macht keinen zeitgemäßen Neuanfang. Es gibt keine guten
Gründe dafür, außer Dienstbarkeit gegenüber Konzerninteressen”, Hanni
Gramann, Mitglied des bundesweiten Attac-Rats.
Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen
Gesamtverbandes: “Gerade in diesen krisengeschüttelten Zeiten brauchen
wir mehr soziale Gerechtigkeit und mehr Klimaschutz - keinen
Machtzuwachs von Konzernen, für den die Ratifizierung von CETA sorgen
würde.”
*
**Zum Hintergrund der geplanten Ratifizierung:*
Einzig eine Interpretationserklärung, mit der man die gefährlichsten
Bestimmungen des Investitionsschutzes entschärfen will, soll nach
Ansicht der Bundesregierung ausreichen, um alle Bedenken auszuräumen.
Verschiedene juristische Gutachten zeigen jedoch, dass die
Interpretationserklärung Konzernklagen gegen staatliche
Klimaschutzmaßnahmen keineswegs verhindert und an den strukturellen
Problemen des Investitionsschutzes bei CETA nichts ändert. Während die
meisten Vertragsbestandteile von CETA in der EU und Kanada seit fünf
Jahren vorläufig angewendet werden, gilt dies nicht für das
Investitionschutzkapitel.
Dieses sieht einen Investor-Staats-Streitbeilegungsmechnismus (ISDS)
vor, der ausländischen Investoren exklusive und einseitige Klagerechte
gegen ihren Gaststaat einräumt, wenn sie ihre Profite durch neue Gesetze
– etwa zum Klimaschutz oder zu sozialen Rechten – beeinträchtigt sehen.
Verhandelt würden die ISDS-Verfahren vor einem sogenannten
Investitionsgerichtshof (ICS), einem prozedural aufgebesserten
Schiedsgericht, das mit Inkrafttreten von CETA einzurichten ist.
Klageberechtigt wären alle globalen Konzerne, die Niederlassungen im
Vertragsgebiet haben. Diese Sondergerichtsbarkeit würde nur dann
geschaffen, wenn die Parlamente aller EU-Mitgliedstaaten CETA ratifzieren.
Erst vor Kurzem hatte der irische Supreme Court geurteilt, dass das
CETA-Schiedsgericht (ICS) nicht mit der irischen Verfassung vereinbar
sei, weil dadurch die legislative Souveränität des Staates verletzt werde.
*
**Presseeinladung:*
Anlässlich der am 01. Dezember stattfindenden Abstimmung des Bundestags
über das CETA-Ratifizierungsgesetz der Bundesregierung protestiert ein
breites zivilgesellschaftliches Bündnis auf dem Platz der Republik mit
einer über vier Meter hohen Justitia Figur.
Termin: 01.12. // 09:00 Uhr
Wo: Platz der Republik
*Pressekontakte*
Hanni Gramann | Attac Deutschland
Tel.: 0176 30608762 | hanni.gramann at attac.de
Ludwig Essig | Koordination Netzwerk gerechter Welthandel
Tel: 017654675253
essig at forumue.de
*Mitglieder des Bündnisses*
Attac, Berliner Wassertisch, Berliner Bündnis TTIP, TiSA, CETA stoppen,
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland BUND e.V., Bündnis Stoppt
TTIP & Co. Darmstadt.Dieburg,
Der Paritätische Gesamtverband, Forum Umwelt und Entwicklung, foodwatch,
GEW Hessen, Greenpeace e.V., Initiative stopp TTIP BGL/TS, Kölner
Bündnis, Lokale freihandelskritische Bündnisse und Initiativen im
Netzwerk Gerechter Welthandel, Naturfreunde, Netzwerk gerechter
Welthandel, Netzwerk Gerechter Welthandel Baden-Württemberg, PowerShift
e.V., Umweltinstitut München, ver.di Südhessen, WEED
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