[imc-presse] [attac-d-presse] Mobilitätswende ausgebremst / Heute veröffentlichte Studie belegt Einfluss von Autokonzernen auf EU-Mercosur-Handelsabkommen
Attac-Pressestelle
presse at attac.de
Thu Jun 2 10:21:38 CEST 2022
/Doppelsendungen bitten wir zu entschuldigen/
*Gemeinsame Pressemitteilung*
Attac Deutschland / Attac Österreich / Deutsche Umwelthilfe (DUH) /
Greenpeace Deutschland /
Misereor / Netzwerk Gerechter Welthandel / Powershift
2. Juni 2022
Mobilitätswende ausgebremst: Studie belegt Einfluss von
Autokonzernen auf EU-Mercosur-Handelsabkommen
Autokonzerne haben die Verhandlungen über das noch nicht unterschriebene
Handelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten erheblich
beeinflusst – und würden davon in besonderem Maße profitieren. Das zeigt
die heute veröffentlichte Studie „Mobilitätswende ausgebremst. Das
EU-Mercosur-Abkommen und die Autoindustrie”. Dabei ging die Lobbyarbeit
nicht nur von den Konzernen selbst aus. Interne E-Mails belegen, wie
Mitarbeiter*innen des deutschen Wirtschaftsministeriums und der
EU-Kommission aktiv auf Wirtschaftsverbände zugingen, um deren Wünsche
zu erfragen und in die Verhandlungen mit den Mercosur-Staaten
einzuspeisen. Die Studie wird herausgegeben von Misereor, der Deutschen
Umwelthilfe (DUH), Greenpeace Deutschland, Powershift, Attac
Deutschland, Attac Österreich und dem Netzwerk Gerechter Welthandel.
Das Ergebnis der erfolgreichen Einflussnahme ist ein Abkommen, das Zölle
auf Autos mit Verbrennungsmotoren, Autoteilen und Rohstoffen für die
Autoproduktion beseitigen sowie die Ausfuhr von Kraftstoffen auf der
Basis von Nahrungs- und Futtermitteln fördern würde. Dadurch verfestigt
das Abkommen den Individualverkehr mit fossilen Brennstoffen und fördert
einen klimaschädlichen Ressourcenabbau. „Dieses Abkommen bremst die
dringend nötige Mobilitätswende auf Kosten öffentlicher Transportmittel
aus“, kritisiert Hanni Gramann von Attac Deutschland. „Wir sollten auf
ressourcenschonende und klimafreundliche Alternativen setzen, die allen
Menschen Mobilität ermöglichen, statt die Profiterwartungen der
Automobilindustrie zu erfüllen.”
Forderungen nach dem Abschluss von Handelsabkommen wie EU-Mercosur
werden seit dem Krieg in der Ukraine immer lauter. Demgegenüber sehen
die herausgebenden Organisationen der Studie durch Zollerleichterungen
für Verbrenner und Agrosprit das Risiko einer zementierten Abhängigkeit
von fossilen Brennstoffen und der Ausweitung von Soja und
Zuckerrohranbau zur Verwendung als Brennstoff auf Kosten des Klimas und
der Welternährung. „Mehr denn je werden Agrarflächen für die
Ernährungssicherung gebraucht, nicht zur Produktion von Fleisch oder
Treibstoff für Autos. Die Automobilindustrie hat sich mit diesem
Abkommen den Export ihrer klimaschädlichen Verbrenner auf Jahrzehnte
gesichert. Gleichzeitig begünstigt das Abkommen, dass noch mehr
Lebensmittel wie Soja und Zuckerrohr im Tank landen. Das würde die auf
einer Verteilungskrise basierende globale Ernährungsnot noch weiter
anheizen”, kommentiert Sascha Müller-Kraenner von der Deutschen Umwelthilfe.
Die Studie beschreibt detailliert, wie die Autoindustrie vom engen
Zusammenspiel mit der Politik profitiert. Dazu zählen die schrittweise
Beseitigung aller Zölle auf Autos und Autoteile und auf wichtige
Rohstoffe wie Eisen und Stahl, Aluminium, Kupfer, Blei, Zink und das für
Elektroautos wichtige Lithium. Die Mercosur-Staaten verzichten zudem auf
Exportsteuern für Soja, Biodiesel und Rindsleder (Autositze). „Das
EU-Mercosur-Abkommen ist ein Autos-gegen-Fleisch-Deal, der vor allem
einem Ziel dient: Herstellern klimaschädlicher Autos Produktions- und
Importkosten zu sparen. Mit einem gerechten und nachhaltigen
Handelsabkommen hat das nichts zu tun. Es muss gestoppt werden“, erklärt
Lis Cunha von Greenpeace.
Dem stehen enorme Gefahren für Klima, Umwelt und Menschenrechte
gegenüber. Das Abkommen würde den Export von Soja, Bioethanol aus
Rohrzucker, Rindsleder und metallischen Rohstoffen für die
Automobilindustrie erleichtern und steigern. „Wie die Studie mit
Fallbeispielen belegt, sind Viehzucht, Anbau von Soja und Zuckerrohr
sowie Abbau metallischer Rohstoffe in Brasilien, Argentinien und
Paraguay hauptverantwortlich für Entwaldung, Vertreibung von indigenen
Gemeinschaften, Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen”, erklärt
Armin Paasch von Misereor. „Das Nachhaltigkeitskapitel des Abkommens
sieht dagegen keinerlei Sanktionen vor, wenn es zu solchen Schäden kommt.”
„Es wäre an der Zeit, dass die EU die Probleme anerkennt, die mit
intransparenten und undemokratischen Abkommen wie EU-Mercosur
einhergehen”, meint Jeremy Oestreich von PowerShift. „Um das Klima, die
Umwelt und die Menschenrechte wirksam zu schützen, brauchen wir endlich
eine Handelspolitik, die nicht nur einigen wenigen sehr mächtigen
Lobbygruppen dient.”
Ludwig Essig, Koordinator des Netzwerks gerechter Welthandel
ergänzt: „Gerade in diesen Zeiten ist eine grundlegend neue Handels- und
Investitionspolitik absolut notwendig. Dazu brauchen wir transparente
und demokratische Verhandlungen, starke Nachhaltigkeitskapitel und ein
Ende der Aufweichung unserer Umwelt- und Sozialstandards.“
*Hintergrund:*
Herausgeber der Studie „Mobilitätswende ausgebremst. Das
EU-Mercosur-Abkommen und die Autoindustrie“ von Thomas Fritz sind:
Misereor, Deutsche Umwelthilfe, Greenpeace Deutschland, Powershift,
Attac Deutschland, Attac Österreich, Netzwerk Gerechter Welthandel.
Die EU-Kommission gab Ende Juni 2019 bekannt, eine Grundsatzeinigung
über ein Handelsabkommen mit dem Mercosur erzielt zu haben. Seither hat
sie einige Teile des Vertrags veröffentlicht. Dieser soll Teil eines
umfassenderen Assoziierungsabkommens mit dem Mercosur werden. Auch für
die übrigen Teile des Assoziierungsabkommens wurden die Verhandlungen am
18. Juni 2020 abgeschlossen. Dessen Text jedoch blieb bisher
unveröffentlicht. Bislang wurde das Assoziierungsabkommen weder
unterzeichnet noch ratifiziert – auch aufgrund des Widerstandes in
einigen EU-Staaten (darunter Österreich.) Die EU-Kommission versucht
über unzureichende und unverbindliche Zusatzprotokolle mit den
Mercosur-Staaten diesen Widerstand aus dem Weg zu räumen.
*Link zur Studie:*
* Zur Lang- und Kurzfassung der Studie am Ende der Seite:
http://l.duh.de/p220602
* Fotos zur begleitenden Bildaktion um 10 Uhr vor dem
Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz zeitnah nach
Abschluss der Aktion:
https://www.picdrop.com/dieprojektoren/Protestaktion-EU-Mercosur-BMWK
<https://www.picdrop.com/dieprojektoren/Protestaktion-EU-Mercosur-BMWK>
<https://www.picdrop.com/dieprojektoren/Protestaktion-EU-Mercosur-BMWK>
*Ansprechpartner*innen:*
* Hanni Gramann, Attac Deutschland
0176 30608762, hanni.gramann at attac.de
* Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer DUH
0160 90354509, mueller-kraenner at duh.de
* Tina Lutz, Campaignerin Naturschutz und Biologische Vielfalt DUH
030 2400867-890, 0163 2822403, lutz at duh.de
* Lis Cunha, Greenpeace
0170 3832076, lcunha at greenpeace.org
* Barbara Wiegard, Misereor
0171 3358887, Barbara.Wiegard at misereor.de
* Jeremy Oestreich, PowerShift
030 27875786, Jeremy.Oestreich at power-shift.de
* DUH-Newsroom
030 2400867-20, presse at duh.de
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in Vertretung:
Jule Axmann
Öffentlichkeitsreferentin
Attac Bundesbüro
Münchener Str. 48
60329 Frankfurt/M.
(069) 900 281 – 44
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