[imc-presse] [attac-d-presse] Neue Studie zu Steuermissbrauch: Deutschland verliert 40 Milliarden Euro pro Jahr / Länder mit niedrigem Einkommen noch härter getroffen
Attac-Pressestelle
presse at attac.de
Tue Nov 16 09:55:02 CET 2021
Sehr geehrte Damen und Herren,
bitte beachten Sie die folgende Pressemitteilung des Netzwerks
Steuergerechtigkeit, in dem Attac mitarbeitet.
Für Rückfragen steht Ihnen Karl-Martin Hentschel, Attac-Vertreter im
Netzwerk Steuergerechtigkeit, gern zur Verfügung unter Tel. 0151 5908
4268. Weitere Pressekontakte finden Sie am Ende der Pressemitteilung.
Mit freundlichen Grüßen
Frauke Distelrath
[PM]: State of Tax Justice: Deutschland verliert 40 Mrd € pro Jahr
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Pressemitteilung
Neue Studie des Tax Justice Network - Steueroasen und
Schattenfinanzplätze kosten Deutschland jedes Jahr etwa 40 Milliarden Euro
Pressemitteilung als PDF
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/Berlin, 16.11.2021/
//Heute veröffentlichen das /Tax Justice Network/, der globale
Gewerkschaftsbund /Public Services International /und die /Global
Alliance for Tax Justice/ gemeinsam den zweiten /State of Tax Justice
Report/. Deutschland verliert danach jährlich etwa 30 Milliarden Euro
durch die Gewinnverschiebung multinationaler Unternehmen und 10
Milliarden Euro durch illegale Vermögen in Schattenfinanzplätzen.
Weltweit fehlen wegen grenzüberschreitenden Steuermissbrauchs jedes Jahr
Einnahmen von mehr als 400 Milliarden Euro.
Deutschland gehört damit in absoluten Zahlen zu den größten Verlierern.
Noch schwerer trifft es aber Länder mit niedrigem Einkommen. Sie
verlieren zusammen fast so viel wie die Hälfte ihrer ohnehin zu geringen
Gesundheitsausgaben. Gleichzeitig werden 99 Prozent des globalen
Steuermissbrauchs über Länder mit hohem Einkommen abgewickelt und von
ihnen ermöglicht. Großbritannien mit seinen Kronbesitzungen und
Überseegebieten, wie den Kaimaninseln, verantwortet mehr als 50 Prozent.
Dazu Karl-Martin Hentschel von Attac Deutschland: “/Es ist nicht
akzeptabel, dass große Unternehmen und reiche Individuen in der Krise
von staatlichen Leistungen profitieren, sich dann aber vor den Kosten
drücken. Um das zu verhindern passiert //politisch//immer noch zu wenig.
Wir fordern die Bundesregierung auf, sich endlich entschieden für eine
konsequente Schließung von Steuerschlupflöchern bei der //Umsetzung//der
neuen internationalen Regeln einzusetzen./”*
*
*Die Reformvorschläge der OECD/G20 lösen nur einen Teil des Problems
*
Im Oktober 2021 verständigten sich mehr als 100 Staaten darauf, eine
globale Mindeststeuer von 15 Prozent auf Unternehmensgewinne einzuführen
und einen kleinen Teil der Besteuerungsrechte der etwa 100
profitabelsten Konzerne fairer zu verteilen. Je nachdem wie sie am Ende
umgesetzt wird, könnte die Reform den globalen Steuermissbrauch um etwa
100 bis 150 Milliarden Euro verringern. Dazu erläutert Christoph
Trautvetter vom Netzwerk Steuergerechtigkeit: /“//Die angekündigte
Reform der OECD ist ein willkommener Fortschritt. Aber der
Mindeststeuersatz von 15 Prozent ist zu niedrig, setzt deswegen
weiterhin Anreize für Steuerflucht ins Ausland und bei der Umsetzung
zeichnen sich neue Schlupflöcher ab. Das größte Problem ist aber, dass
die zusätzlichen Einnahmen nicht fair verteilt sind/.”
Das liegt auch daran, dass über ein Drittel aller Länder gar nicht an
den Verhandlungen beteiligt war und die G20 und die OECD-Staaten den
Prozess dominieren. Dazu Bodo Ellmers vom Global Policy Forum: /“Wir
brauchen eine UN-Steuerkommission mit umfangreichen Kompetenzen. Wenn
schon bei den Verhandlungen nicht alle Staaten gleich mit einbezogen
sind, müssen wir uns nicht wundern, wenn einige mehr profitieren als
andere./” Eine bessere Zusammenarbeit unter dem Dach der Vereinten
Nationen hat breite Unterstützung, wurde jüngst auch im Bericht des /UN
High Level Panel on International Financial Accountability, Transparency
and Integrity /(FACTI) gefordert^1 <#sdfootnote1sym>.
1 <#sdfootnote1anc> _https://www.factipanel.org/
<https://click.mlsend.com/link/c/YT0xODE5OTcyOTYxNzI2MTA5Mjk1JmM9cDJtMiZlPTEwNTc5MjMyJmI9Nzk0OTE4MzgxJmQ9bjJjNnAwZw==.9_tKrLD_lLHVdYZAHZgq99fdCRD6Hmv5vHEhI7SUbWA>
_ ****
*Eine Einordnung der Zahlen und Ergebnisse:*
* Aus dem Vergleich zur ersten Auflage des /State of Tax Justice
Reports/ lassen sich keine Rückschlüsse auf Veränderungen ziehen.
Die laut zweiter Auflage höheren Verluste resultieren aus einer
verbesserten Datengrundlage. Die aktuellen Schätzungen für die
Verluste bei den Unternehmenssteuern basieren auf den aggregierten
länderbezogenen Berichten großer Konzerne für 2017. Anders als im
Vorjahr, sind jetzt auch deutsche Unternehmen enthalten.
*
*
* Laut Schätzung der OECD vom Oktober 2021^1 <#sdfootnote1sym> soll
die Mindeststeuer von 15 Prozent jährlich 150 Milliarden USD (131
Milliarden Euro) Zusatzeinnahmen einbringen. Das EU Tax
Observatory^2 <#sdfootnote2sym> schätzt die zusätzlichen Einnahmen
für Deutschland auf 7,8 Milliarden Euro, für die EU-Länder auf 63,9
Milliarden Euro und weltweit sogar auf 185,3 Milliarden Euro. Wie
beim /State of Tax Justice Report,/ basieren die Zahlen auf den
aggregierten länderbezogenen Berichten für 2017.
* Demgegenüber schätzt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte
die potenziellen Zusatzeinnahmen für Deutschland auf höchstens 380
Millionen Euro.^3 <#sdfootnote3sym> Eine Analyse des ifo-Instituts
zeigt, dass große deutsche Unternehmen 2016 und 2017 zusammen
Gewinne von 47 Milliarden Euro in Steueroasen verbuchten und diese
mit etwa 10 Prozent versteuerten. Eine Nachversteuerung zu 15
Prozent würde demnach jährlich 1,1 Milliarden Euro erbringen.
* Durch die Mindeststeuer kann Deutschland niedrig besteuerte
ausländische Gewinne deutscher Unternehmen nachversteuern - ähnlich
wie das bisher schon durch die deutsche Hinzurechnungsbesteuerung
geschieht. Wo die zusätzlichen Einnahmen aus der Mindeststeuer am
Ende tatsächlich anfallen, hängt von der Reaktion der Unternehmen
und Staaten ab. Erste Analysen und Statements zeigen: Google und Co.
haben bereits vor der Reform einen Großteil der deutschen Gewinne
aus Steueroasen zurück in die USA verlagert. Und sowohl die USA als
auch Irland (als bisherige Zwischenstation) haben angekündigt,
ausländische Gewinne mit mindestens 15 Prozent zu besteuern.
* Basierend auf einer Analyse der großen Digitalkonzerne schätzen wir
die Zusatzeinnahmen aus Pillar 1 auf ca. 600 Millionen Euro. Von
Google würde Deutschland beispielsweise ca. 70 Millionen Euro
zusätzliche Steuern einnehmen.^4 <#sdfootnote4sym>
* Der tatsächliche Schaden durch Steueroasen und Schattenfinanzplätze
ist noch deutlich höher als 400 Milliarden Euro (weltweit) bzw. 40
Milliarden Euro (Deutschland). Die Möglichkeit der
Gewinnverschiebung und die niedrigen Steuersätze in den Steueroasen
haben die Staaten in einen zerstörerischen Unterbietungswettbewerb
getrieben und in Deutschland dafür gesorgt, dass die
Unternehmenssteuern von 56,1 Prozent (1999) auf 29,9 Prozent
gesunken sind.^^5 <#sdfootnote5sym> Schattenfinanzplätze befördern
Kriminalität aller Art - von staatenzersetzender Korruption bis zum
illegalen Wildtierhandel - und sorgen dafür, dass die Steuern auf
hohe Einkommen und Vermögen weltweit gesunken sind (“lieber 25% von
X als 42% von nix”). Insgesamt zahlen reiche
Unternehmenseigentümer*innen deswegen fast überall in der Welt und
auch in Deutschland mittlerweile prozentual weniger Steuern und
Abgaben, als ihre Mitarbeiter*innen.
1 <#sdfootnote1anc>
_https://www.oecd.org/tax/beps/faqs-statement-on-a-two-pillar-solution-to-address-the-tax-challenges-arising-from-the-digitalisation-of-the-economy-october-2021.pdf
<https://click.mlsend.com/link/c/YT0xODE5OTcyOTYxNzI2MTA5Mjk1JmM9cDJtMiZlPTEwNTc5MjMyJmI9Nzk0OTE4NDYyJmQ9bzh3Mmc1aA==.Qtj_aBuaf63ty9ngevR7TK0iKoJ8joVq9ZGSy8-qQFU>_
Zu den möglichen Mehreinnahmen von Pillar 1 hat die OECD noch keine
detaillierten und aktuellen Zahlen veröffentlicht.
2 <#sdfootnote2anc>
_https://www.taxobservatory.eu/revenue-effects-of-the-global-minimum-tax-country-by-country-estimates/
<https://click.mlsend.com/link/c/YT0xODE5OTcyOTYxNzI2MTA5Mjk1JmM9cDJtMiZlPTEwNTc5MjMyJmI9Nzk0OTE4NDg5JmQ9aDhvNnM3bQ==.dDh1oj-JzvCakNAT3LpDk5AwYIAdCLj1Bht8sXkSo08>_
3 <#sdfootnote3anc>
https://www.spiegel.de/wirtschaft/globale-mindeststeuer-fuer-unternehmen-bringt-nur-peanuts-exklusive-berechnungen-a-a75e8190-5fed-4c55-be82-02333bb1bd83
<https://click.mlsend.com/link/c/YT0xODE5OTcyOTYxNzI2MTA5Mjk1JmM9cDJtMiZlPTEwNTc5MjMyJmI9Nzk0OTE4NTE2JmQ9YTNyOWs4dA==.8RZZ83fN9KY47Gg1qB7a0e7uHpcbaIkkkZXh0-kKFJA>
4 <#sdfootnote4anc> In der ursprünglichen Studie prognostizieren wir
niedrigere Zusatzeinnahmen unter Pillar 1, die Ergebnisse bezogen sich
auf den Verhandlungsstand vom Juli 2021.
_https://www.fabio-de-masi.de/de/article/4002.digitalkonzerne-zur-kasse-bitten.html
<https://click.mlsend.com/link/c/YT0xODE5OTcyOTYxNzI2MTA5Mjk1JmM9cDJtMiZlPTEwNTc5MjMyJmI9Nzk0OTE4NTQzJmQ9ZjJzN2I5eQ==.Mt9Ia2KM9mX_yLWIRYxAFcKFKRGM8oDCXqPk3HJWMrE>_
Die aktuellen Zahlen beziehen sich auf den Verhandlungsstand vom Oktober
2021.
5 <#sdfootnote5anc>
_https://www.netzwerk-steuergerechtigkeit.de/jahrbuch2021/
<https://click.mlsend.com/link/c/YT0xODE5OTcyOTYxNzI2MTA5Mjk1JmM9cDJtMiZlPTEwNTc5MjMyJmI9Nzk0OTE4NTUyJmQ9eDB1OXUxaQ==.NcXUg3TV3M-C7oDePL6VOIWHPyXRZjhDA4Hq3pK-1A8>_
*********_
_*****
_*
*_
_*Kontakt für Rückfragen:*_
Christoph Trautvetter
_christoph.trautvetter at netzwerk-steuergerechtigkeit.de_
<mailto:christoph.trautvetter at netzwerk-steuergerechtigkeit.de>; Tel: 030
217 99 994 <tel:030 217 99 994> _**__*
*__*
*__*Weiterführende Informationen:*_
* _State of Tax Justice 2021
<https://click.mlsend.com/link/c/YT0xODE5OTcyOTYxNzI2MTA5Mjk1JmM9cDJtMiZlPTEwNTc5MjMyJmI9Nzk0OTE4NTU4JmQ9dzdkNmExaA==.AlC4-_k7DvWKwf61WvNTW2r1juJIYPnQgXKr62TQPGY>_
Report
* _State of Tax Justice 2020
<https://click.mlsend.com/link/c/YT0xODE5OTcyOTYxNzI2MTA5Mjk1JmM9cDJtMiZlPTEwNTc5MjMyJmI9Nzk0OTE4NTY0JmQ9bjN3NGk4ag==.IyoQ-7yS7YfUBCb_MU_NoJUfFwf5M7GDltud6hUjVQc>_
Report
* _OECD-Statement
<https://click.mlsend.com/link/c/YT0xODE5OTcyOTYxNzI2MTA5Mjk1JmM9cDJtMiZlPTEwNTc5MjMyJmI9Nzk0OTE4NTczJmQ9ZTBnM2k0aw==.9uvOk1bwJAGrx-_hR8zxQWL8bi230leIdAYQ6dlqfqc>_
vom 8.10.2021
* _Analyse
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ifo-Institut (2021)
* _Analyse
<https://click.mlsend.com/link/c/YT0xODE5OTcyOTYxNzI2MTA5Mjk1JmM9cDJtMiZlPTEwNTc5MjMyJmI9Nzk0OTE4NTk0JmQ9azVoOHY1aw==.eD2Fs8Uk7UD8u7FAqETMolUtrR56ysSgZldi3QJfE_s>_
EU-Tax Observatory (2021)
* _Analyse
<https://click.mlsend.com/link/c/YT0xODE5OTcyOTYxNzI2MTA5Mjk1JmM9cDJtMiZlPTEwNTc5MjMyJmI9Nzk0OTE4NjAzJmQ9cTVxN2g1ag==.Ki_GHGAfI9U-QXddf5Evahrzvb_a5EQsXnokGrFp6d4>_
Die Linke/Netzwerk Steuergerechtigkeit (2021)
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Weidenweg 37, 10249 Berlin
presse at netzwerk-steuergerechtigkeit.de
_Homepage
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