[imc-presse] [attac-d-presse] Deutsche Bank: Regulierung hat völlig versagt

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Fri Feb 12 10:55:29 CET 2016


Pressemitteilung
Attac Deutschland
Frankfurt am Main, 12. Februar 2016


* Deutsche Bank: Regulierung hat völlig versagt

* Politik zieht keine Lehren aus Krise und Bankenrettungen / Risiko
trägt weiter die Allgemeinheit

Mit den Turbulenzen der Deutschen Bank (1) wird für das
globalisierungskritische Netzwerk Attac erneut deutlich, wie sehr die
Regulierung des Finanz- und insbesondere des Bankensektors versagt hat.
"Die politischen Eliten haben auch nach dem Crash 2008 weiter die
Interessen der Finanzlobby bedient. Weder wurde die hochriskante
Geschäftspolitik der Banken beschränkt noch das Investmentbanking vom
Kundengeschäft getrennt. Großbanken sind gefährlich unterkapitalisiert,
um ein Vielfaches "too big to fail" sowie zu eng miteinander
verflochten. Dem globalen Finanzsystem droht mit dieser Ausgangslage
eine noch größere Krise als 2008", sagte Markus Henn von der
bundesweiten Attac-Arbeitsgruppe Finanzmärkte.

+ Riskante Spekulationen noch immer Geschäftsmodell vieler Großbanken

Die Deutsche Bank zeigt exemplarisch, dass das Spekulieren mit Aktien,
Derivaten und anderen Wertpapieren immer noch das vorherrschende
Geschäftsmodell vieler Großbanken ist. 52 Billionen Euro (2014) beträgt
allein das Volumen der ausstehenden Derivate der Deutschen Bank - das
18-fache des deutschen Bruttoinlandsproduktes. Laut Bilanz ist der
Handel mit Wertpapieren in ihrem Geschäftsmodell doppelt so wichtig wie
das Kreditgeschäft. "Die Investmentsparten der Banken agieren riskant
und gefährden damit sowohl das Kreditgeschäft als auch die Stabilität
des gesamten Bankensektor", kritisiert Mittendrein. Um die riskante
Geschäftspolitik der Banken in den Griff zu bekommen, fordert Attac seit
jeher ein strenges Verbot des Banken-Eigenhandels und ein Verbot
bestimmter spekulativer Wertpapiere.

+ Eigenkapital-Anforderungen viel zu niedrig

Wie viele internationale Großbanken ist die auch die Deutsche Bank
massiv unterkapitalisiert. Ihre Verschuldungsquote (Anteil des
Eigenkapitals an der gesamten Bilanzsumme) beträgt lediglich 3,5
Prozent. Dies bedeutet, dass die Deutsche Bank zu 96,5 Prozent
fremdfinanziert ist. Damit ist die Bank aber kein Sonderfall. Die mit
Basel III angestrebte maximale Verschuldungsgrenze von nur drei Prozent
ist völlig unzureichend. Attac fordert, sie mittelfristig auf 20 bis 30
Prozent anzuheben.

+ "Too big to fail": Auch bei Bail-in droht Systemcrash

Eine Bedrohung für das globale Finanzsystem ist die Deutsche Bank vor
allem aufgrund ihrer enormen Bilanzsumme von rund 1,6 Billionen Euro.
Mit einer Rettung wären der europäische Banken-Rettungsschirm (55
Milliarden Euro im Endausbau 2023) und selbst die deutsche Regierung
völlig überfordert.

Das mit der Bankenunion vorgesehene "Bail-in" der Gläubiger könnte
aufgrund der engen Verflechtungen des Sektors das gesamte europäische
Bankensystem ins Wanken bringen. "Die Regelungen, die uns angeblich vor
weiteren Bankenrettungen schützen sollen, sind bei derart
systemrelevanten Banken völlig nutzlos. Als letzter Rettungsanker müsste
wieder die Allgemeinheit einspringen. Die Folgen wären weitere
Kürzungsprogramme auf dem Rücken der Schwächsten der Gesellschaft",
kritisiert Detlev von Larcher, ebenfalls Mitglied der Attac-AG
Finanzmärkte. Attac fordert daher große Banken ("too big to fail")
endlich zu zerteilen, das Investmentbanking vom Kundengeschäft zu
trennen und die Verflechtung der Banken zu reduzieren.

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(1) Der Marktwert der Deutschen Bank hat sich innerhalb eines Jahres
halbiert, der Aktienkurs ist seit Anfang des Jahres um rund 40 Prozent
gefallen. Von vier Abteilungen der Bank machen nur zwei Profite, weil
sie das Risiko erhöht haben – wofür sie aber mittel- und langfristig
mehr Eigenkapital benötigen. Die anderen zwei Abteilungen machen offene
Verluste. Die Rückstellungen für noch drohende Strafen sind zu niedrig.



Für Rückfragen:

* Markus Henn, Attac-Arbeitsgruppe Finanzmärkte und Steuern, Tel. 030
275 82-249

* Detlev von Larcher, Attac-Arbeitsgruppe Finanzmärkte und Steuern, Tel.
0160 9370 8007

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Frauke Distelrath
Pressesprecherin Attac Deutschland
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Post: Münchener Str. 48, 60329 Frankfurt/M
Tel.: 069 900 281-42; 0151 6141 0268
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