[imc-presse] INTERVIEW-ANGEBOT: Opfer und Zeugen der Verbrechen in Colonia Dignidad fordern: "Steinmeier muss Rolle deutscher Diplomaten endlich gründlich aufarbeiten lassen"

Mon Apr 25 15:14:11 CEST 2016

Sehr geehrte Damen und Herren,

morgen (Dienstag, 26. April) will sich Bundesaußenminister Frank-Walter
Steinmeier erstmals zur Rolle deutscher Diplomaten während der
Militärdiktatur in Chile äußern. Anlass ist die Filmvorführung von „Colonia“
im Auswärtigen Amt, an der auch Überlebende und Zeugen der Verbrechen in der
deutschen Sektenkolonie „Colonia Dignidad“ in Chile teilnehmen werden.
Einige unter ihnen stehen für Interviews zur Verfügung, die wir vor und nach
der Veranstaltung gerne koordinieren.

Mögliche Interviewpartner sind: Erick Zott (der Chilene war Gegner des
Pinochet-Regimes und wurde 1975 in der Colonia Dignidad gefoltert), Gudrun
Müller (die ehemalige Siedlungsbewohnerin wurde dort mit Elektroschocks
gequält, ihr verstorbener Ehemann wurde als Kind von Sektenführer Paul
Schäfer sexuell misshandelt), Winfried Hempel (wuchs in der Sektensiedlung
auf und vertritt heute als Rechtsanwalt chilenische und deutsche Opfer der
Verbrechen in der Colonia Dignidad) sowie Hernán Fernández (Richter aus
Chile, der u.a. Sektenführer Paul Schäfer wegen Kindesmissbrauchs zu 20
Jahren Haft verurteilte).

Bei der Veranstaltung im Auswärtigen Amt werden auch anwesend sein: Wolfgang
Kaleck (Generalsekretär des European <http://www.ecchr.eu/de/home.html>
Center for Constitutional and Human Rights, ECCHR), Petra Schlagenhauf
(Kooperationsanwältin des ECCHR und Rechtsanwältin von Gudrun Müller) und
Jan Stehle (Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika).

Die Opfer und Zeugen ebenso wie die Juristen fordern von Steinmeier, als
Dienstherr der Auswärtigen Amts: „Das Verhalten deutscher Diplomaten während
der Pinochet-Diktatur muss gründlich untersucht werden. Die Opfer müssen
entschädigt werden. Wo es noch möglich ist, müssen disziplinarische und
strafrechtliche Konsequenzen gezogen werden.“ 

ECCHR-Generalsekretär Wolfgang Kaleck erwartet von Steinmeier nicht nur
klare sondern auch umfassende Aussagen: „Das Auswärtige Amt reagiert sehr
spät, aber immerhin. Doch: Wenn Steinmeier nun endlich über Chile spricht,
darf er über Argentinien nicht schweigen. Auch hier haben deutsche
Diplomaten, Politiker und Wirtschaftsvertreter eine mehr als unrühmliche
Rolle gespielt.“ Sehen Sie dazu auch seinen aktuelle Blogbeitrag bei Zeit
Online: „Das
<http://blog.zeit.de/recht-subversiv/2016/04/21/das-auswartige-amt-und-die-d
iktaturen/#more-837>  Auswärtige Amt und die Diktaturen“.

Das ECCHR arbeitet seit 2011 zu den Menschenrechtsverletzungen
<http://www.ecchr.eu/de/unsere-themen/voelkerstraftaten-und-rechtliche-veran
twortung/colonia-dignidad.html>  in der Colonia Dignidad und deren
Kollaboration mit der Pinochet-Diktatur. Ausgehend von einer Strafanzeige
des ECCHR im August 2011 führt die Staatsanwaltschaft Krefeld ein
Ermittlungsverfahren gegen Hartmut Hopp, der Arzt der Sekte und „rechte
Hand“ von Sektenführer Paul Schäfer war. 

Hopp lebt von der deutschen Justiz weitgehend unbehelligt seit 2011 in
Krefeld. Der Sektenarzt wurde 2011 in Chile wegen Beihilfe zum sexuellen
Missbrauch von Minderjährigen zu fünf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, der
er sich durch Flucht nach Deutschland entzog, wo ihn seine deutsche
Staatsangehörigkeit vor Auslieferung schützt. Seit 2015 liegen der
Staatsanwaltschaft Krefeld alle Unterlagen der chilenischen Justiz vor, um
über die von Chile beantragte Vollstreckung eines Urteils gegen Hopp zu
entscheiden. 

Mit freundlichen Grüßen

Anabel Bermejo

Doppelsendungen bitten wir zu entschuldigen.

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Anabel Bermejo 

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