[imc-presse] PM: Türkisches Militär attackiert Rojava
Civaka Azad
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Wed Oct 28 20:59:17 CET 2015
*Türkisches Militär attackiert Rojava
*
Pressemitteilung von Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für
Öffentlichkeitsarbeit, 28.10.2015
Angaben des Presse- und Informationszentrum der
Volksverteidigungseinheiten (YPG) zufolge kam es in der Nacht von
Samstag auf Sonntag zu zwei Angriffen des türkischen Militärs auf
Zivilisten und Stellungen der YPG in Kobanê und Girê Spî (Tall Abyad).
In ihrer Stellungnahme erklärt die YPG, dass sich die Angriffe des
türkischen Militärs in den Abendstunden des 24. Oktobers und der Nacht
zum 25. Oktober ereigneten. Dabei wurden sowohl Stellungen der YPG als
auch zivile Wohngebiete beschossen. Bei einem Angriff auf das Dorf
Bubanê wurden zwei Zivilisten verletzt. Bubanê liegt westlich von Kobanê.
Der Angriff wurde vom türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu
bestätigt. Dieser äußerte zwei Tagen nach den Angriffen, „die Türkei
wird das Schicksal ihrer 911 Kilometer langen Grenze [zu Syrien] keinem
Land überlassen. Das haben wir sowohl Russland als auch den USA
mitgeteilt. Wir haben ihnen gesagt, sollte die PYD (Partei der
Demokratischen Einheit) sich dem Westen des Euphrats nähern, werden wir
sieangreifen. Und das haben wir auch gemacht. Es kam zu zwei Angriffen.“
Weiter erklärte die YPG, dass parallel zu den Angriffen der Türkei, der
Islamische Staat (IS) das Gebiet um Kobanê und Girê Spî angegriffen hat.
Auf einer inoffiziellen Wahlkampfveranstaltung in Gaziantep am 24.
Oktober erklärte der türkische Staatspräsident Erdogan, dass die
Kontrolle Tel Abyads (Girê Spî) durch die YPG inakzeptabel sei. „Diese
Bedrohung kann von unserer Seite aus nicht akzeptiert werden.“, so
Erdogan, der betonte, dass die Gründung eines weiteren Kantons durch die
autonome Selbstverwaltung von Rojava nicht hingenommen werde, und
dagegen alle notwendigen Schritte eingeleitet werden.
Im Gespräch mit dem Kurdischen Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit
erklärte Songül Karabulut, Mitglied des Exekutivrats des Kurdistan
Nationalkongress (KNK), dass es sich bei dem Vorgehen der Türkei, um
eine bewusste Provokation handele. „Im Juni diesen Jahres hatten die
Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) und die Volksverteidigungseinheiten
(YPG) mit Unterstützung der US-amerikanischen Luftwaffe Girê Spî vom IS
befreit. Bis dahin nutze der IS das an der türkischen Grenze liegende
Gebiet als Einfallstor nach Syrien. Nach der Befreiung von Girê Spî
schloss die Türkei die bis dahin offene Grenze und sprach von einer
scheinbar terroristischen Bedrohung an ihrer Grenze. Dieser Rhetorik ist
die Unterstützung des IS durch die Türkei zu entnehmen. Die aktuellen
Angriffe der Türkei gilt es im Gesamtkontext der außen- und
innenpolitischen Strategie der AKP- Regierung zu bewerten. Diese
befürchtet durch die geographische Vereinigung sämtlicher Kantone
Rojavas eine internationale Anerkennung der demokratischen
Selbstverwaltung von Rojava. Mit den Angriffen sollen Vergeltungsschläge
durch die Volksverteidigungseinheiten bezweckt werden. Dadurch würde die
Türkei einen Einmarsch in Rojava und Syrien legitimieren. Jedoch ist
sich die Administration von Rojava dessen bewusst und wird sich
dementsprechend auf keinerlei Provokation seitens der türkischen
AKP-Regierung einlassen.
Auf die Frage, was die Empfehlungen des KNK an die deutsche
Bundesregierung seien, entgegnete Frau Karabulut wie folgt: „Durch ihren
letzten Ankara-Besuch gab die deutsche Bundeskanzlerin Merkel ein
falsches Signal. In dieser Situation müsste Deutschland Druck auf Ankara
ausüben, damit diese ihre Angriffe auf Rojava und die kurdische
Zivilbevölkerung im Inland einstellt. Die PKK hat vor etwa zwei Wochen
einen Waffenstillstand anlässlich der bevorstehenden Wahlen erklärt.
Daraufhin intensivierte die Türkei ihre Angriffe in den Städten
Nordkurdistans. Die Waffenstillstandserklärung der PKK müsste
unterstützt werden. Als wesentlicher Destabilisierungsfaktor forciert
die Türkei die Flüchtlingsbewegung aus der Region. Dabei gilt es dieses
Problem an seinen Wurzeln zu lösen. Aufgrund fehlender humanitärer Hilfe
aus dem Ausland kann die Administration von Rojava die zahlreichen
Binnenflüchtlinge nicht weiter versorgen. Anstatt Druck auf die Türkei
auszubauen, die Grenzen nach Rojava für humanitäre Hilfe zu öffnen, wird
durch die Offerte zur finanziellen Hilfe an die Türkei, eine fehlerhafte
Politik betrieben.“
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