[imc-presse] Rojava/Nordsyrien: PM: Der Widerstand von Kobanê geht unvermindert weiter + aktuelle Meldungen von ISKU

Civaka Azad e.V. info at civaka-azad.org
Sat Sep 27 16:52:43 CEST 2014


Sehr geehrte Damen und Herren,

folgend senden wir Ihnen die aktuellsten Meldungen  und
Hintergrundinformationen der Informationsstelle Kurdistan (ISKU) zur Lage in
Kobanê, das von einer Eroberung durch die Terrorbanden des Islamischen
Staates weiterhin bedroht ist, zu.

Weiterhin finden Sie unten unsere aktuelle Pressemitteilung zur Situation in
Kobanê mit Statements der YPG/YPJ und der KCK zu.

Mit freundlichen Grüßen,

Devriş Çimen

 

Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V. 
www.civaka-azad.org <http://www.civaka-azad.org/>  // info at civaka-azad.org 
Bornheimer Landstraße 48, 60316 Frankfurt 
Tel.: 069/84772084, Mobil: 01573/8485818

 

Die Menschlichkeit verteidigen - Der Widerstand von Kobanê geht unvermindert
weiter

Pressemitteilung von Civaka Azad, 27.09.2019

Der Widerstand um Kobanê hält weiterhin den Angriffen des Islamischen
Staates (IS) stand. Doch besonders Positives ist von dort nicht zu
berichten, denn vor allem an der Südfront dringen die Kämpfer des IS
weiterhin in Richtung Stadtzentrum vor. Dort finden derzeit die schwersten
Auseinandersetzungen statt. Auch an den beiden weiteren Fronten im Osten und
Westen gehen die Kämpfe weiter. Dort konnten die YPG
(Volksverteidigungseinheiten) und die YPJ (Frauenverteidigungseinheiten)
bisher die strategisch wichtigen Anhöhen vor der Stadt unter ihrer Kontrolle
halten. Viele haben befürchtet, dass Kobanê in der Nacht von gestern auf
heute hätte fallen könne; auch wenn das nicht geschehen ist, gibt es kein
Grund zum Aufatmen. Die Bedrohungslage bleibt unverändert ernst.

Der Kampf um Kobanê hält also auch am zwölften Tagen unvermittelt an. Die
YPG erklärten heute (27.09.), dass der IS die größten Teile seiner
bewaffneten Kräfte aus dem Irak und aus Syrien für diesen Angriff auf Kobanê
zusammengezogen habe. In abgehörten IS-Funkgesprächen soll immer wieder vom
"finalen Angriff" auf Ain al-Arab, so der arabische Name der Stadt Kobanê,
gesprochen worden zu sein. Zuvor scheiterte der IS bereits zweimal bei ihren
Versuchen die Stadt einzunehmen. Doch das Ausmaß der aktuellen Angriffe
überschattet alle bisherigen Versuche. Auf Youtube-Videos prahlt der IS mit
den schweren Waffen, die dieses Mal beim Sturm auf Kobanê eingesetzt werden.

YPJ: Widerstand bis zur letzten Frau

Auch die Frauenverteidigungseinheiten der YPJ meldeten sich heute zu Wort
und erklärten, dass sie ihren Kampf gegen den IS bis zur letzten Frau
fortsetzen werden. "Wir haben alle Vorkehrungen getroffen, um die Einnahme
Kobanês durch den IS zu unterbinden. Doch sollte es ihnen dennoch gelingen,
in die Stadt einzudringen, so werden wir ihnen dort das Leben zur Hölle
machen", heißt es in der Erklärung der bewaffneten Frauenbewegung. 

Eine Kommandantin der YPJ gab auch Auskunft über die Luftangriffe der
US-Armee auf vermeintliche IS-Stellungen in Syrien. Demnach kreisen seit
heute Morgen zwar Kampfflugzeuge der USA über das umkämpfte Gebiet. Doch
seien keinerlei Positionen des IS um die Stadt Kobanê bislang angegriffen
worden.

KCK: Die Kurden zweifeln an der Aufrichtigkeit der Anti-IS Koalition

Kritisch beäugt auch die Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans KCK, die
zuvor alle Kurdinnen und Kurden dazu aufgefordert hatte, aktiv am Widerstand
von Kobanê teilzunehmen, die Rolle der internationalen Staatengemeinschaft
bei den aktuellen Angriffen. In ihrer heute veröffentlichten Stellungnahme
kritisiert sie, dass bislang bei den Luftangriffen auf IS-Stellungen in
Syrien ein Bogen um die Positionen der Dschihadisten um Kobanê gemacht
werde. "Dies führt dazu, dass die Kurdinnen und Kurden an der Aufrichtigkeit
dieser Staaten zweifeln. Wenn sie, wie so oft geschehen, abwarten wollen,
bis die Bevölkerung der Stadt massakriert wird, um dann dies als
Legitimation für eine Intervention zu nutzen und sich als vermeintlichen
Befreier aufzuspielen, so werden das weder die Kurden noch sonst irgendwer
akzeptieren", heißt es in ihrem Statement. 

Mittäterschaft der Türkei offensichtlich

Auch auf die Rolle der Türkei beim aktuellen Angriff auf Kobanê geht die KCK
in ihrer Erklärung ein und unterstreicht nochmals, dass die Mittäterschaft
der AKP-Regierung bei den aktuellen Angriffen nicht von der Hand zu weisen
ist. "Der türkische Staat behauptet einerseits Teil einer Anti-IS-Koalition
zu sein, andererseits schießen ihre Soldaten an der Grenze immer wieder auf
Mitglieder der YPG. Zuletzt haben sie sogar das Feuer auf die
Zivilbevölkerung jenseits ihrer Grenze eröffnet und so einen jungen Menschen
getötet und zwei weitere Personen verletzt. Damit hat der türkische Staat
erneut seine Mittäterschaft unter Beweis gestellt. Mit ihrer gegenwärtigen
Rolle bei den Angriffen auf Kobanê hat der türkische Staat eigentlich allen
Kurdinnen und Kurden den Krieg erklärt", so die KCK. 

In der Erklärung aus Kandil heißt es auch, dass im Falle des Sturzes von
Kobanê und einer darauffolgenden Tragödie für die dort lebenden Menschen,
hierfür vor allem die Türkei, aber auch die USA, Europa und alle anderen
Staaten, die Teil der Anti-IS-Koalition sind, mitverantwortlich sein werden.


 

Für weitere Informationen und Rückfragen stehen wir Ihnen gerne per Mail
oder unter der Nummer 0049/6984772084 oder 0049/15738485818 zur Verfügung.

Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V.

 

****

 

Von: isku [mailto:isku at nadir.org] 
Gesendet: Samstag, 27. September 2014 11:23
An: Verborgene_Empfaenger:
Betreff: Türkische Armee schießt auf Flüchtlinge aus Kobanê ...

 

Türkische Intellektuelle rufen zur Solidarität mit Rojava auf 

In einer Erklärung, die von bekannten Intelektuellen, Journalisten,
Akademikern und Gewerkschaftlern aus der Türkei unterschrieben wurde, wird
zur Solidarität mit Rojava gegen die Angriffe der Islamischen Staates
aufgerufen. Dazu gehören unter anderem der Schriftsteller Vedat Türkali, der
Verfassungsrechtler Prof. Dr. Baskın Oran, der Menschenrechtler Eşber
Yağmurdereli, der Journalist und Nahostexperte Fehim Taştekin, der Neurologe
und Menschenrechtsaktivist Prof. Dr. Gencay Gürsoy, der Völkerrechtler Prof.
Dr. İbrahim Kaboğlu, der Gewerkschaftler Kani Beko (DISK-Vorsitzende.), der
Gewerkschaftler Lami Özgen (KESK-Vorsitzender), die Journalistin und
Akademikerin Prof. Dr. Nuray Mert und die Menschenrechtlerin,
Hochschullehrerin und Präsidentin der Menschenrechtsstiftung "Türkei" Prof.
Dr. Sebnem Korur Fincanci. 

In der Erklärung heißt es unter anderem wie folgt:

"In diesem außergewöhnlichen politischen Gebilde, dass durch regionale und
internationale Mächte, allen voran der USA, zum Zweck der politischen
Hegemonie im Mittleren Osten aufgebaut wurde, ist es nicht zu leugnen, dass
auch die politischen Rechnungen der Türkei eine Rolle spielen. Während die
Türkei auf der einen Seite mit den Kurden einen Dialog beginnt, hat es auf
der anderen Seite eine Koalition mit rückständigen Kräften eingegangen, um
die Errungenschaften der Kurden in Syrien zu ersticken. Der Angriff des IS
auf Kobanê, ist der Schnittpunkt der politisch-gesellschaftlichen Krisen in
der Region und der Türkei. Die Türkei kann durch ihre Hilfe für die
Menschen, die vor dem IS fliehen, seine politische Verantwortung nicht
ignorieren. Die menschlichen Werte, den Frieden, die Freiheiten für alle in
der Region lebenden Völker und die Rechte und Errungenschaften der Kurden
gegen den IS zu verteidigen, ist die mindeste Verantwortung. Wir haben als
in der Türkei lebende eine besondere Verantwortung den Kurden gegenüber, die
mit einer Erstickungspolitik konfrontiert sind. Die Politik der Türkei gegen
Kobanê ist das größte Hindernis für den Frieden mit den Kurden.

Aus diesen Gründen, rufen wir alle internationalen Institutionen, allen
voran die Vereinten Nationen, dazu auf, sich für Kobanê verantwortlich zu
fühlen.

Eine vollständige Liste der UnterzeichnerInnen finden sie unter:
http://www.radikal.com.tr/politika/kobaniye_destek_isid_muslumanlari_rehin_a
lamaz-1215139

radikal, 27.09.2014, ISKU 

 

Initiativen und Aktionen für Kobanê in Europa

Auf den Aufruf des "Kongresses der demokratischen Gesellschaft in Europa"
(Kongreya Civaka Demokratîk li Ewropa - KCD-E) unter der Parole "Der Tag des
nationalen Aufstandes", gab es in dutzenden Städten am Freitag den
26.09.2014 Aktionen von KurdInnen vor Parlamenten, Konsulaten, in Flughäfen
oder in den Innenstädten. Mit der Intensivierung der gewaltsamen
Auseinandersetzungen in Kobanê, hat der KCD-E auch eine Steigerung des
Aktionsgrades in Europa angekündigt, der die kommenden Tage andauern soll.
Am gestrigen Tag gab es nach dem Aufruf des KCD-E und dem Demokratischen
Gesellschaftszentrums (NAV-DEM) in Paris, Köln, Berlin, Brüssel, Amsterdam,
Stuttgart, Frankfurt, Nürnberg, Saarbrücken, Hannover, Hamburg, Mannheim,
Wien, Kopenhagen, Bordeaux und weiteren Städten zu Mahnwachen,
Demonstrationen, Sitzstreiks oder auch Besetzungsaktionen in Flughäfen.

ANF, 27.09.2014, ISKU

 

 Türkische Armee schießt auf Flüchtlinge aus Kobanê: 1 Toter und 2 Verletzte

An der Staatsgrenze Türkei/Syrien, bei der Grenzstadt Pîrsûs (Suruç), in die
Menschen aus Rojava vor den Banden des Islamischen Staates (IS) geflohen
sind, ist es heute zu mehreren Zwischenfällen gekommen.

Ahmet Seyid Ahmet (35), der mit seinem Bruder Kemal Seyid Ahmet versucht
hat, die Grenze bei Tilsehir, das zwei Kilometer westlich von Kobanê liegt,
zu überqueren und seine Familie vor den Angriffen des IS zu schützen, wurde
bei von türkischen "Sicherheitskräften" getötet und sein Bruder verletzt.
Die Situation von Kemal Seyid Ahmet soll kritisch sein.

Bozan Berkel wurde bei dem Versuch die Grenze von Pîrsûs nach Kobanê zu
überqueren, von türkischen Soldaten angegriffen und geschlagen. Es vielen
Sprüche wie "Wir werden euch schlimmer behandeln als der IS".

Bozan Berkel ist nur ein Beispiel der türkischen Staatsgewalt, die im Moment
an der Grenze zu Kobanê angewendet wird.

ANF, 26.09.2014, ISKU

  

 Amed: Demonstration zum zweitgrößten Munitionslager der Türkei

Der Verdacht, dass das zweitgrößte Munitionslager der Türkei im Bezirk
Erxenî (Ergani), der Provinzstadt Amed (Diyarbakir), zur Unterstützung des
Islamischen Staats (IS) diene, veranlasste etwa tausend Personen zu einer
Demonstration zu diesem Lager. Die Polizei versperrte mit ihren Fahrzeugen
den Weg der Demonstranten. Daraufhin wichen die Demonstranten auf das
umliegende Gelände aus, um zum Lager zu gelangen. Parolen wie "Das Volk in
Kobanê ist nicht allein!", "IS ist der Mörder, AKP der Unterstützer" wurden
gerufen. In einer anschließenden Kundgebung vor dem Munitionslager wurde
erklärt, dass die Pufferzone, die die türkische Regierung im Kanton Kobanê
errichten will, darauf zu deuten ist, wie sehr die kurdischen
Errungenschaften für die türkische Regierung ein Dorn im Auge ist. Dieses
Lager wurde bis gestern zur Vernichtung der Dörfer in Nordkurdistan
gebraucht. Nun dient dieses Lager zur Unterstützung sowie Belieferung des IS
mit schweren Waffen. Als die Teilnehmer zur Sitzdemonstration übergingen,
griff die Polizei die Demonstranten mit Wasserwerfern und Tränengas an. 20
Personen wurden verhaftet, so auch der Bürgermeister von Erxenî, Aygün
Taşkın.

ANF, 26.09.2014, ISKU 

 

 IS beschießt Dorf in Nordkurdistan/Südosttürkei

Während die Gefechte zwischen den Volksverteidigungseinheiten YPG und den
IS-Terroristen den ganzen Tag über andauerten, beschossen die Terroristen
zum dritten Mal die Bevölkerung auf der türkischen Grenzseite. 

Die Kämpfer der YPG konnten zwar die Terroreinheiten von der Zorava-Höhe
zurückschlagen, doch beschossen diese dann die zivilen Aktivisten im Dorf
Siwêdê bei Pîrsûs (Suruç), das gegenüber dem umkämpften Dorf Siftek liegt. 

Die Gefechte um die Zorava Höhe konnten mit bloßem Auge verfolgt werden.
Dabei skandierten die Aktivisten unterstützende Parolen für die
YPG-Einheiten. Daraufhin eröffneten die IS-Terroristen das Feuer auf die
Menschenmenge auf der türkischen Grenzseite. Die türkischen Streitkräfte
griffen nicht gegen diesen Beschuss des IS ein, wogegen die Aktivisten
protestierten. 

ANF, 26.09.2014, ISKU 

 

 DBP ruft zur Teilnahme am unbefristeten Widerstand auf

Wegen den seit über einer Woche andauernden Angriffen des Islamischen
Staates (IS) gegen den Kanton Kobanê, ruft die Partei der Demokratischen
Regionen DBP, die Nachfolgepartei der Partei für Frieden und Demokratie BDP
auf, sich unter dem Slogan "Suruç ist Kobanê, Kobanê ist Suruç" am zeitlich
unbegrenzten Widerstand zu beteiligen.

In der Erklärung heißt es, dass der lange anhaltende Widerstand in Rojava
mit großem Verantwortungsbewusstsein weitergeführt wird. Die sei eine der
großen Errungenschaften des kurdischen Volkes. Die Revolution in Rojava
zeige die Überzeugung des kurdischen Volkes zur Freiheit. "Der Widerstand in
Rojava hat mit der Verwischung der kapitalistischen Staatsgrenzen große
Hoffnungen und Moral erzeugt. Die Angriffe gegen Rojava durch den IS sind
primär gegen das kurdische Volk und die Völkern des Nahen und Mittleren
Osten gerichtet. Die Angriffe sind gegen den Widerstand der Völker
gerichtet, um diesen zu brechen. Um diese Gräueltaten zu beenden, ist es
notwendig, Verantwortung zu übernehmen und in den aktiven Widerstand
überzugehen."

Darüber hinaus wird die gesamte Partei in allen Provinzen von
Nordkurdistan/Türkei aufgerufen, am Widerstand teilzunehmen und die gesamte
Bevölkerung in organisierter Weise in Bewegung zu setzen, um zu Tausenden
aktiv zu werden.

Hunderte Menschen aus Mêrdîn (Mardin), die verschiedenen Vereinigungen,
zivilen Gesellschaftsorganisationen, den Friedensmüttern oder auch den
Handwerksvereinigungen angehören, haben sich in einem Park in Artuklu
versammelt. Sie haben beschlossen an die Grenze zu Kobanê zu gehen, um sich
an der seit Tagen andauernden Wache zu beteiligen.

Der Dachverband der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes in der Türkei
(KESK), die Konföderation der Revolutionäre aus Izmir sind ebenso wie die
Vereinigung der türkischen Ingenieure/Architekten (TMMOB) auf dem Weg nach
Suruç. Nach einigen Komplikationen mit der Verkehrspolizei, wurde dem Konvoi
die Abfahrt genehmigt. 

ANF, 26.09.2014, ISKU

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