[imc-presse] Aktuelle Entwicklungen und Ereignisse in Kurdistan

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Mon Sep 16 23:08:01 CEST 2013


 

Aktuelle Entwicklungen und Ereignisse in Kurdistan

 

Sehr  geehrte Damen und Herren,

Im Folgenden finden Sie einen Überblick zu den aktuellen Ereignissen und
Entwicklungen in Kurdistan. Aktuelle Analysen und Bewertungen können Sie
jederzeit auch auf unserer Homepage finden. Für Rückfragen und weitere
Informationen stehen wir gerne per Mail (info at civaka-azad.org) zur
Verfügung.

 

Nordkurdistan und Türkei

 

.          Öcalan: Der Dialogprozess muss auf neuem Niveau fortgeführt
werden 

.          Öcalan: Eine hundertjährige Frage lässt sich nicht mit einem
Reformpaket lösen 

.          Gedenkstätte Andrea Wolf in Wan eingeweiht

.          Elf Erdbebenopfer von Wan im Todesfasten

.          Muttersprachlicher Unterricht: Das neue Schuljahr beginnt mit
einem Boykott

 

Westkurdistan und Syrien

 

.          Angriffe auf kurdische Bevölkerung in Aleppo - 14 tote Zivilisten

.          Ein Überblick: Gefechte in Westkurdistan dauern an

.          Rojava: Vergewaltigungen legitimiert durch "stündliche
Eheschließung"

 

 

Nordkurdistan und Türkei

 

Öcalan: Der Dialogprozess muss auf neuem Niveau fortgeführt werden

Am 15. September fand der zehnte Besuch einer BDP-Delegation auf der Insel
Imrali bei dem inhaftierten PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan statt Der
BDP-Kovorsitzende Selahattin Demirtaş sowie die stellvertretende
BDP-Vorsitzende Pervin Buldan trafen sich mit dem inhaftierten
PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan um über die gegenwärtigen Entwicklungen im
Lösungsprozess zu sprechen. Der letzte Besuch einer BDP-Delegation bei
Öcalan fand am 17. August statt.

Nach dem Besuch, ließ die Delegation nach ihrer Rückkehr aus Imrali folgende
Botschaft Öcalans verlautbaren:

"Zunächst einmal möchte ich der Öffentlichkeit meine Grüße ausrichten.

Ich bin der Überzeugung, dass der Dialogprozess, den wir vor einem Jahr
aufgenommen haben, auf einem neuen Niveau, also als ein bedeutungsvoller und
tiefgreifender Verhandlungsprozess fortgeführt werden muss. Ich habe die
notwendigen Bedingungen und Mittel für einen bedeutungsvollen
Verhandlungsprozess sowohl an den Staat als auch an Kandil weitergeleitet.
Es ist vor allem unabdingbar, dass der Staat für tiefgreifende Verhandlungen
die nötigen Mittel und Möglichkeiten erschafft. Aus der Tatsache heraus,
dass die Wege in Richtung einer Lösung nur auf solch eine Weise zu
bewältigen sind, hoffe ich, dass die Regierung sich diesem Thema in
ernsthafter Weise annimmt.

Ich messe dem Umstand, dass der beidseitige Waffenstillstand aktuell
aufrecht erhalten wird, Bedeutung zu. Wir sind uns alle bewusst, dass der
Prozess sehr wichtig ist. Allerdings wissen wir auch, dass er ebenso
schwierig voranschreiten wird. Wenn wir die Schwierigkeiten im Rahmen meiner
Vorschläge und Überlegungen erfolgreich überwinden können, werden wir
unseren Weg auf einem neuen Niveau, in Form von weitreichenden Verhandlungen
fortführen.

In Verbundenheit für die Freiheit, die Demokratie und den Frieden richte ich
allen meine tiefste Zuneigung und Grüße aus."

Die BDP-Delegation kündigte an, bald eine ausführlichere öffentliche
Stellungnahme zu dem Gespräch abzugeben.

Quelle: ANF, 15.09.13, ISKU.

 

Öcalan: Eine hundertjährige Frage lässt sich nicht mit einem Reformpaket
lösen

 

Gegenüber der Nachrichtenagentur Dicle (DIHA) teilte die stellvertretende
BDP Vorsitzende Pervin Buldan die Einzelheiten ihres Besuchs auf der Imrali
Insel beim inhaftierten PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan mit  der
Öffentlichkeit. Demnach hat Öcalan, der auf die Notwendigkeit eines neuen
Niveaus des gegenwärtigen Prozesses aufmerksam gemacht hat, den
Staatsvertretern in einem Brief die notwendigen Veränderungen bei der
Antiterror-Gesetzgebung, sowie auf zahlreiche Veränderungen im Bereich der
Sicherheit, der Wirtschaft, der Rechtsprechung und der Geschlechterfrage
geschildert. Für die Ausarbeitung dieser Veränderungsvorschläge sei die
Einberufung von Kommissionen notwendig. Auch eine Kommission, die den
Verlauf des Prozesses verfolgt ist laut Öcalan unabdingbar. Diese soll
Initiative ergreifen, sobald der Prozess ins Stocken gerät. 

 

Keine Gespräche mir Öcalan bezüglich des AKP "Demokratisierungspakets"

 

Buldan erklärte, dass das Gespräch mit Öcalan rund zweieinhalb Stunden
gedauert hat. Man habe den bisherigen Verlauf des Dialogprozesses mit dem
Staat bewertet. Die Schritte, die getätigt wurden und diejenigen, die bisher
ausgeblieben sind, habe man breit diskutiert.

Öcalan habe seine Perspektiven geschildert. Der PKK-Vorsitzende widersprach
gegenüber der BDP-Delegation auch den Behauptungen, dass  die Regierung mit
ihm über das aktuelle Demokratisierungspaket, dessen Inhalt bisher noch
nicht mit der Öffentlichkeit geteilt wurde, gesprochen habe. "Herr Öcalan
kritisierte die Tatsache, dass die AKP-Regierung das Demokratisierungspaket
alleine ohne die Mitwirkung der des Verhandlungspartners in diesem Prozess
angefertigt hat. Allerdings  erklärte er auch, dass eine hundertjährige
Frage, sich wohl nicht mit einem einzelnen Reformpaket  lösen lasse. Dennoch
hoffe er, dass dadurch zumindest die verstopften Kanäle für eine politische
Lösung sich lösen lassen", so Buldan.

 

BDP-Delegation wird Öcalans Message an Kandil weiterleiten

 

Buldan teilte mit, dass Öcalan zwischen dem neunten BDP-Delegationsbesuch
von 17. August und dem nun zehnten Besuch am 15. September zwei Mal von
einer Delegation des Staates besucht worden ist. Öcalan habe dem Staat in
einem Brief seine Vorstellungen vom weiteren Verlauf des Prozesses
mitgeteilt. Zugleich werde eine BDP-Delegation die Inhalte des letzten
Imrali Gespräch an die KCK Führung in den Kandilbergen weiterleiten.
Daraufhin stehe ein erneuter Besuch einer BDP-Delegation auf Imrali an, bei
dem die Reaktionen aus Kandil und der Staatsvertreter an Öcalan
herangetragen werden sollen. 

 

Öcalans Vorschläge

 

"Damit aus dem gegenwärtigen Prozess ein Verhandlungsprozess entstehen kann,
hat Herr Öcalan für den weiteren Fortgang des Prozesses seine Vorschläge
unter drei Überschriften kategorisiert", erklärt Buldan und fährt wie folgt
fort: "Die erste Überschrift betrifft die Veränderungen hinsichtlich der
Antiterror-Gesetzgebung. Hier macht Herr Öcalan deutlich, dass die
Veränderungen so schnell wie möglich vorgenommen werden müssen, damit die
KCK-Gefangenen entlassen werden, die Verantwortlichen in Kandil legal
Politik betreiben können und notwendige weitere Veränderungen endlich
eingeleitet werden können. Unter der zweiten Überschrift macht Herr Öcalan
auf die Notwendigkeit zur Bildung von insgesamt acht Arbeitsgruppen und
Kommissionen aufmerksam. Zu diesen Kommissionen befassen sich mit Fragen zu
den Neuregelungen von Bereichen wie der Rechtsprechung, der Wirtschaft, der
Sicherheit und der Geschlechterfrage. Die dritte Überschrift betrifft die
Frage der Umsetzung. Hierzu soll eine Beobachtungskommission errichtet
werden. Diese soll Initiative ergreifen, wenn der Prozess ins Stocken gerät.
Beispielsweise werden gegenwärtig weiterhin neue Militärstationen errichtet.
Die Aufgabe solch einer Kommission wäre es, diese Bauvorhaben vor Ort zu
untersuchen, ihr Wissen schließlich mit der Öffentlichkeit zu teilen und
gegebenenfalls dafür einzutreten, diese Bauvorhaben zu stoppen. Herr Öcalan
hat in unserem Gespräch betont, dass die Schritte, die er unter den drei
Überschriften angeführt hat, nicht zeitlich nacheinander, sondern parallel
zueinander umgesetzt werden müssen.  Alle Schritte stehen miteinander in
Verbindung.

 

"Öcalan muss Gespräche mit breiteren Kreisen führen dürfen"

 

Pervin Buldan forderte im Gespräch mit DIHA die türkische Regierung dazu
auf, auch Besuche von Mitgliedern zivilgesellschaftlicher Organisationen auf
der Imrali Insel zuzulassen. "Im gegenwärtigen Prozess müssen die
Bedingungen von Herrn Öcalan verändert werden. Nach der Gründung der von ihm
geforderten Kommissionen, sollten auch deren Mitglieder mit Herrn Öcalan
über den Prozess diskutieren können. Da Herr Öcalan der wichtigste Akteur in
diesem Prozess ist, müssen breite Kreise die Möglichkeit bekommen, mit ihm
zu diskutieren. Und selbstverständlich sollten auch seine Anwälte erneut
ihren Mandanten auf Imrali besuchen können", so Buldan.

Quelle: DIHA, 16.09.13.

 

Gedenkstätte Andrea Wolf in Wan eingeweiht

 

Am 23. Oktober 1998 kamen in Çatak in der Provinz Wan (Van) 41
GuerillakämpferInnen ums Leben. Im Gedenken an sie wurde jetzt ein
Grabstätte errichtet, das nach einer der gefallenen GuerillakämpferInnen
benannt wurde, der Internationalistin Andrea Wolf (Ronahi).

Bei der Einweihung der Gedenkstätte waren zahlreiche VertreterInnen der BDP
und verschiedener zivilgesellschaftlicher Organisationen vertreten. Hunderte
Menschen versammelten sich in den Stadtteilbüros von Wan und machten sich
von dort aus gemeinsam auf den Weg in Richtung Çatak zum Dorf Andiçen, wo
die GuerillakämpferInnen ermordet wurden. Die Menge wurde zunächst durch das
Militär in der Nähe des Dorfes Narlı gestoppt und erst weiter gelassen,
nachdem ihre Personalien aufgenommen wurden. Außerdem machten
Zivilpolizisten Aufnahmen.

Bei der Eröffnung des Grabmals hielt zunächst der Kovorsitzende des Vereins
der Angehörigen der Verschwundenen (MEYA-Der) in Wan Salih Kaplan eine kurze
Rede, in der er darauf aufmerksam machte, dass die Fortschritte der
kurdischen Bevölkerung den Bemühungen des Vorsitzenden Apo und von Menschen
wie Ronahi zu verdanken seien. Die BDP-Kovorsitzende aus Wan, Figen Yaşar,
betonte in einer kurzen Ansprache, dass zahlreiche Menschen aus
unterschiedlichsten Ländern am Kampf der PKK teilgenommen haben. "Die PKK
ist eine internationalistische Bewegung", so Yaşar

An der Einweihung der Gedenkstätte nahmen auch drei Mitglieder der HPG teil.
Im Namen der HPG richtete einer der drei folgende Worte an die
Menschenmenge: "Seit Jahrzehnten wird gegen das kurdische Volk eine
schmutzige Politik geführt. Viele kurdische Jugendliche sind in die Berge
gegangen, um dieser schmutzigen Politik ein Ende zu bereiten. Diejenigen,
die auf diesem Wege gefallen sind, haben eine große Bedeutung für uns.
Unsere Freundin Andrea Wolf ist ein Zeichen des internationalistischen
Charakters unserer Bewegung. Andrea Wolf wurde durch den Feind ermordet, und
das auf eine Art und Weise, die internationales Kriegsrecht verletzt. Wir
werden sie niemals vergessen."

Quelle: ANF, 15.09.13, ISKU.

 

 

Elf Erdbebenopfer von Wan im Todesfasten

 

Nachdem der türkische Staat versucht, die Erdbebenopfer von Wan aus ihren
Wohncontainern zu vertreiben, haben nun insgesamt elf Menschen aus Protest
ein Todesfasten begonnen.

Während immer noch keine Lösung für die Notleidenden des Wan Erdbebens 2011
gefunden wurde, versucht der türkische Staat nun mit allen Mitteln, die
Menschen aus ihren Wohncontainern zu vertreiben. Nach den zwei Erdbeben vom
23. Oktober 2011 (Stärke 7,2) und vom 9. November 2011 (Stärke 5,6) war für
diejenigen Menschen, die ihre Obdach verloren hatten, ein
Wohncontainer-Stadtteil errichtet worden. Für die meisten der Erdbebenopfer,
die damals in diesen Stadtteil ziehen mussten, wurde bisher keine
Möglichkeit geschaffen, diesen wieder zu verlassen und in ihre alten oder
neuerrichteten Häuser wieder zu beziehen. Und obwohl es weiterhin keine
dieser Möglichkeit gibt, hat die Regierung nun verfügt, dass der Strom in
diesem Container-Stadtteil gesperrt wird. Weiterhin wurde die Moschee des
Stadtteils geschlossen und die Sicherheitsbeamten des Stadtteils abgezogen.

Aus Protest hiergegen befinden sich seit knapp 25 Tagen die Erdbebenopfer in
befristeten Hungerstreiks. Seit dem 12. September haben vier Menschen ihren
Hungerstreik in ein Todesfasten umgewandelt, am 15. September haben sich
sieben weitere Menschen dem Todesfasten angeschlossen.

Quelle: ANF, 15.09.13, ISKU.

 

 

 

Muttersprachlicher Unterricht: Das neue Schuljahr beginnt mit einem Boykott

 

Am Montag beginnt in der Türkei das neue Schuljahr. Der Demokratische
Gesellschaftskongress (DTK) ruft allerdings die kurdischen Schülerinnen und
Schüler für die erste Schulwoche zu einem Schulboykott auf. Mit dem Boykott
soll der Forderung nach muttersprachlichem Unterricht Nachdruck verliehen
werden. 

Vor knapp einem Monat haben kurdische NGOs erneut eine Kampagne für das
Recht auf Unterricht in der Muttersprache ins Rollen gebracht. Die zweite
Forderung dieser Kampagne ist die Aufhebung des staatlichen Eides 'Andimiz',
welches die SchülerInnen täglich vor dem Unterricht vortragen müssen und
dessen erster Satz 'Glücklich, wer sich Türke nennen darf' lautet. Im Rahmen
der Kampagne werden Unterschriften gesammelt, die dem Bildungsministerium
übergeben werden sollen. Auch fanden in zahlreichen Städten Demonstrationen
im Rahmen der Kampagne statt. Der einwöchige Schulboykott ist ebenfalls Teil
dieser Kampagne.

 

"Verbot des Unterrichts in der Muttersprache ist das Produkt faschistischer
Mentalität"

 

Gegenüber der Nachrichtenagentur Dicle (DIHA) bewertete Özdal Üçer, Mitglied
des DTK und Abgeordneter der BDP, das Recht auf Unterricht in der
Muttersprache als elementares Menschenrecht. "Allerdings ist in der Türkei
weiterhin das Verständnis von einer Sprache und einer Kultur in der Türkei
hegemonial. Deswegen sollen alle Identitäten für die türkische Identität
aufgeopfert und einer Assimilationspolitik ausgesetzt werden. Das Verbot des
Unterrichts in der Muttersprache ist letztliche eine Folge dieser
Assimilationspolitik. Dieses Verbot ist Teil der türkischen Verfassung", so
Üçer. 

Üçer fordert die Aufhebung dieses Verbots. Andernfalls wäre es irrsinnig von
Demokratie und Menschenrechten in der Türkei zu sprechen und fährt wie folgt
fort: "Das Verbot ist letztlich die Widerspiegelung einer faschistischen
Mentalität im Bildungssystem. Das Bildungssystem wird als 'türkisches
Bildungssystem' bezeichnet und das dazugehörige Ministerium heißt
'Nationales Bildungsministerium'. Die Bildung wird also 'nationalisiert'.
Solch ein Verständnis kollidiert mit jeglichem Vernunftverständnis. Es fehlt
nur noch der 'nationale Mathematikunterricht'. Für ein würdevolles Leben in
der Türkei und Kurdistan fordern wir deshalb das demokratische Recht auf
Unterricht in der Muttersprache".

Quelle: DIHA, 15.09.13, ISKU.

 

Westkurdistan und Syrien

 

Angriffe auf kurdische Bevölkerung in Aleppo - 14 tote Zivilisten

 

Die Angriffe einiger Gruppen, die zur Freien Syrischen Armee (FSA) gehören,
gegen die kurdisch bewohnten Stadtteile von Aleppo dauern nun neun Tage an.
Auf kurdischer Seite leisten die Volksverteidigungseinheiten (YPG), die
Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) und die El-Ekrad-Front Widerstand gegen
die Angriffe.

Nach Angaben der kurdischen Seite wurden bisher mindestens 72 Angreifer bei
den Auseinandersetzungen getötet. Durch Raketenbeschuss der Angreifer haben
bisher 14 Zivilisten ihr Leben verloren, mindestens 40 weitere wurden
verletzt. Im Stadtteil Eşrefiye (Ashrafiyah) haben die Angreifer zudem die
Frau und drei Kinder des dortigen Volksratsmitglieds Remi Musa entführt.

Zur gleichen Zeit wie die FSA-Gruppen haben auch die Regimekräfte ihre
Angriffe auf die kurdischen Stadtteile Aleppos verschärft. Das Baath-Regime
versucht die Auseinandersetzungen zwischen den KurdInnen und der FSA dazu zu
nutzen, die kurdischen Stadtteile wieder unter seine Kontrolle zu bringen.

Quelle: ANF, 15.09.13, ISKU.

 

Überblick: Gefechte in Westkurdistan dauern an

 

Die schweren Gefechte zwischen den Volksverteidigungseinheiten (YPG), die
dem Kurdischem Hohen Rat unterstellt sind, und den terroristischen
al-Qaida-nahen Gruppierungen, welche die westkurdischen Regionen angreiffen,
halten weiterhin an.

Ein kurzer Überblick über die laufende Gefechte in Westkurdistan/Rojawa
(Nord-Syrien):

 

Girê Spî (Tal Abyad)

Am Mittwochabend wurden 11 Mitglieder der bewaffneten Banden in den Dörfern
Bikino und Celbe, nahe Girê Spî, durch YPG-Einheiten getötet. 

Vier der getöteten Banden-Mitglieder saßen in Fahrzeugen, als die
YPG-Einheiten das Feuer eröffneten und das Fahrzeug sammt den Insassen
zerstörten. Als sieben weitere Djihadisten den vier Personen im Fahrzeug zur
Hilfe eilten, wurden auch diese bei schweren Auseinandersetzungen getötet.
Die Gefechte in der Region dauern an.

 

Til Koçer

In Til Koçer, in den Dörfern Sididiye und Mişrefa, intensivierten sich die
Auseinandersetzungen zwischen der YPG und den Gruppen der ISIS(Islamischer
Staat Irak und ash-Sham). 

Laut örtliche Angaben wurden seit Mittwochabend mehrere Bandenmitglieder
getötet.

 

Girkê Legê

Nachdem die bewaffneten Gruppierungen am Mittwoch Angriffe auf die Dörfer
Girkhok und Yusufiye durchführten, wurden viele der Bandenmitglieder in
heftigen Gefechten mit der YPG getötet. 

Die YPG-Einheiten nahmen fünf islamistische Gruppen-Mitglieder bei der
Verteidigung der Gebiete fest. Auch konnte die YPG bei den festgenommenen
Islamisten ein Fahrzeug mit Flugabwehrwaffen beschlagnahmen.

Die Gefechte in der Region Girkê Legê dauern weiterhin an.

 

Til Îd

Seit dem vor 2 Tagen islamistische Banden die Region nahe der Stadt Qamişlo
attackierten, sind heftige Zusammenstöße in den Dörfern Becariyê, Uweniyê,
Xirab Esker, Boladiyê und Rihêba Zahir im Gange. Nach der Einnahme des
Dorfes Uwêniye konnten die YPG-Kräfte auch die Banden aus einigen Gegenden
in der Nähe des Dorfes zurückschlagen.

 

Serêkaniyê

Während den 2-stündigen heftigen Zusammenstößen am Mittwoch in den Dörfern
Kişto und Til Xelef (Tel Halaf) wurden 4 islamistische Bandenmitglieder
getötet.

Quelle: ANF, 12.09.2013; ISKU.

 

Rojava: Vergewaltigungen legitimiert durch "stündliche Eheschließung"

 

Immer wieder vergewaltigen Mitglieder islamistischer Gruppen in Rojava
kurdische Frauen. Um das aus ihrer islamischen Sicht zu legitimieren,
zwingen sie vorher die Frauen zu einer "stündlichen Eheschließung". Dies
berichteten Kurdinnen aus Rojava, die in die Türkei geflohen sind, in
Gesprächen mit dem BBC Türk Journalisten Rengin Arslan. Wir geben im
Folgenden Ausschnitte aus der Reportage von Arslan wieder:

Fehime ist vor 10 Monaten aus Rojava in die Türkei nach Ceylanpinar
geflohen. Sie hat sich Anfang November aufgrund der Bombardierungen des
Regimes für diese Flucht entschieden. Zunächst hat sie ihre vier Kinder mit
einer Familie in die Türkei geschickt. Vier bis fünf Tage später ist sie
auch gemeinsam mit ihrem Ehemann nach Ceylanpinar geflohen. Sie zeigt auf
ihr jetzt zweijähriges Kind Pervin und sagt, dass sie zu jener Zeit Pervin
noch gestillt hatte.

Sie fängt an zu erzählen und sagt, dass zunächst die Flieger des Regimes
kamen und anschließend die bewaffneten Banden. Auf meine Frage hin erklärt
sie, dass sie mit den Banden die Al Nusra Front aber auch Gruppen, die zur
Freien Syrischen Armee gehören, meint.

Als Fehime und ihre Familie die Grenze zur Türkei überquerten, befanden sich
schon bereits rund 10.000 Flüchtlinge aus Syrien in der Türkei. Fehime sagt
immer wieder, dass sie in ihre Heimat zurückkehren will. Aber aufgrund der
bewaffneten Auseinandersetzung in Til Halef ist das derzeit nicht möglich.

Sie erzählt, wie sich die Situation in Rojava nach der Niederlage der
Regimekräfte verändert hat. "Die Kräfte der Freien Syrischen Armee sagten,
als die Regimekräfte noch in Rojava präsent waren, dass sie mit einer
Revolution Demokratie ins Land bringen wollen. Nachdem die Regimekräfte aus
Rojava weg waren, war unsere Heimat auf einmal das Ziel der FSA. Ihre
Ansichten veränderten sich. Wir verstehen nicht, was die Gruppen, die zur
FSA gehören, wollen."

Fehime glaubt, dass die FSA das Verhältnis zwischen den KurdInnen und den
AraberInnen zerstören will. "Auch das Regime hatte solche Pläne, ist aber
damit gescheitert. Die arabischen und kurdischen Familien hatten noch nicht
einmal Probleme damit, dass ihre Kinder miteinander heirateten."

Jetzt hat Fehime noch einen Bruder und eine Schwester in Rojava. Beide
lebten zuvor in Damaskus, flohen aber mit Beginn des Bürgerkrieges in die
kurdischen Gebiete. Jetzt telefoniert Fehime jeden Morgen mit ihren
Geschwistern. "Sie leben dort allerdings unter ständiger Gefahr. Die Al
Nusra Front stellt eine große Gefahr für die Region dar. Sie leben unter
erbärmlichen Umständen." Fehime erklärt, dass sowohl die Angriffe als auch
das Embargo auf die Region das Leben sehr erschweren.

Vergewaltigungen durch stündliche Eheschließung

Ich frage Fehime nach der Situation der Frauen. Wie war die Situation zu
Zeiten des Regimes? Wie ist ihre Lage jetzt?

Sie sagt, dass die Situation der Frauen zu Zeiten des Regimes besser war.
Dann geht sie breit darauf ein, wie sich die Situation jetzt darstellt.

"Als ich beispielsweise zu Zeiten des Regimes nach Aleppo reisen wollte,
waren in jeden Minibus mindestens drei oder vier Leute des Regimes. Ihre
Aufgabe war zwar nicht der Schutz der Bevölkerung, sondern viel mehr ihre
Einschüchterung. Aber zumindest traute sich niemand den Frauen die schlimmen
Sachen anzutun, die vielleicht in den Köpfen einiger Männer
herumschwirrten."

Und jetzt? Die Blicke von Fehime werden wütend. Sie redet zwar in derselben
Tonlage, aber ihre Worte werden schneller:

"Die Situation hat sich sehr verschlechtert. In Til Ebyad zwingt die Al
Kaida die Frauen zu stündlichen Eheschließungen. Sie hatten eine Frau
mitgenommen. Bis zum Morgengrauen haben sich acht Männer an ihr vergangen.
Jede Stunde führen sie eine stündliche Eheschließung durch. Und das machen
sie unter dem Namen des Islams. Sie gratulieren sich gegenseitig zur
stündlichen Eheschließung. Und der Geistliche gibt aus, dass dies in
Kriegszeiten halal (aus islam. Sicht rechtsmäßig) sei. Diese Frau hat nach
dieser Nacht Selbstmord begangen."

Quelle: Yüksekovahaber, 10.09.2013, ISKU.

 

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Für weitere Informationen und Rückfragen stehen wir gerne unter der Nummer
01573-8485818 oder per Mail zur Verfügung. Unter der Festnetznummer
069-84772084 sind wir momentan leider nicht erreichbar.

 

 

Mit freundlichen Grüßen,

Müslüm Örtülü

 

 

Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V. 
 <http://www.civaka-azad.org> www.civaka-azad.org //
<mailto:info at civaka-azad.org> info at civaka-azad.org 
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Tel.: 069/84772084 

 

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