[imc-presse] [attac-d-presse] Preis in Gedenken an Jörg Huffschmid zum zweiten Mal vergeben
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Wed Jul 31 11:00:50 CEST 2013
Pressemitteilung
Attac Deutschland
Frankfurt am Main, 31. Juli 2013
* Preis in Gedenken an Jörg Huffschmid zum zweiten Mal vergeben
* Florian Butollo und Ingo Stützle für herausragende Arbeiten ausgezeichnet
Ein Preis, zwei Sieger: Die Jury des Jörg Huffschmid-Preises 2013
würdigte im Rahmen der Attac-Sommerakademie in Hamburg-Bergedorf zwei
herausragende wissenschaftliche Leistungen. Sie übergab die Auszeichnung
an Florian Butollo für seine Doktorarbeit "The End of Cheap Labour in
China? Social Impact of Industrial Upgrading in the LED Industry and
Textile and Garment Industry of the Pearl River Delta". Ingo Stützles
Dissertation "Der ausgeglichene Staatshaushalt als Paradigma und
politisches Projekt. Von der monetären Integration zur Eurokrise" konnte
die Jury ebenfalls überzeugen.
Verliehen wurde die Auszeichnung vom globalisierungskritischen Netzwerk
Attac und seinem Wissenschaftlicher Beirat, der Arbeitsgruppe
Alternative Wirtschaftspolitik, der EuroMemo Gruppe sowie der
Rosa-Luxemburg-Stiftung. Der mit 2000 Euro dotierte Preis in Gedenken an
Jörg Huffschmid wird alle zwei Jahre verliehen.
In seiner Doktorarbeit geht Florian Butollo der Frage nach, welche
Folgen das industrielle "upgrading" in der technologisch avancierten
Leuchtmittelindustrie und in der traditionellen Textil- und
Kleidungsindustrie im chinesischen Perlflussdelta für die Beschäftigten
hat. Birgit Mahnkopf, Professorin an der Hochschule für Wirtschaft und
Recht in Berlin, hielt in ihrer Laudatio fest: "Florian Butollo wirft
mit seiner innovativen industriesoziologischen Studie Fragen
hinsichtlich der Zukunft des investitionsgetriebenen chinesischen
Wachstumsmodells auf, von deren Beantwortung nicht allein die soziale
Stabilität und die Bekämpfung von Armut und ökonomischer Ungleichheit in
der chinesischen Gesellschaft abhängig ist." Ein zentraler Befund der
Arbeit besagt, dass in den untersuchten Branchen erhebliche
Investitionen in die technologische Entwicklung und in die
Mangementsysteme geflossen sind, ohne dass sich dadurch die
Beschäftigungssituation von hunderttausenden Angestellten im
Perlflussdelta verbessert hätte. Mahnkopf weiter: "Daher wird sich die
Zukunft des chinesischen Entwicklungsmodells, und hier kann Florian
Butollo an Jörg Huffschmid anknüpfen, letztlich daran entscheiden,
welche Rolle die chinesische Arbeiterbewegung in Zukunft spielen wird.
Denn von ihr und von einer aktiven Rolle frei gewählter Gewerkschaften
dürfte wesentlich abhängen, ob das Ende von 'Cheap Labour' in China
zugleich einen Weg zur Überwindung der Krise des Kapitalismus weist
oder, wofür heute tatsächlich mehr spricht, diese Krise, die eine
sozial-ökologische ist, zu einer Krise des Systems werden lässt."
Als zweiter Preisträger des Abends analysiert Ingo Stützle in seiner
Arbeit die Durchsetzung des Paradigmas des ausgeglichenen
Staatshaushalts innerhalb der europäischen Verträge und erkennt in
diesem Leitbild ein "politisches Projekt" in den Kämpfen um Hegemonie in
Europa, dessen "ökonomische Notwendigkeit" höchst zweifelhaft sei. Peter
Herrmann, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats von Attac, stellte
fest, dass die mittlerweile unter dem Titel "Austerität als politisches
Projekt" erschienene Arbeit Ingo Stützles dem Wissenschaftsverständnis
Jörg Huffschmids hervorragend Rechnung trage: Der Preisträger begreife
"wissenschaftliche Arbeit als kritische Analyse, die auf Änderung
gesellschaftlicher Realität abzielt". Die Jury habe die Arbeit genau in
diesem Sinne verstanden und möchte sie daher mit dem
Jörg-Huffschmid-Preis fördern.
Die Einrichtung des Preises würdigt das wissenschaftliche und
gesellschaftspolitische Engagement des 2009 gestorbenen Jörg Huffschmid.
Dieser rief 1975 die Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik mit
ins Leben, die so genannte Memorandum-Gruppe. 1995 gehörte er zu den
Mitgründern der Europäischen Memorandum-Gruppe und 2002 des
Wissenschaftlichen Beirates von Attac. Als Vertrauensdozent und Mitglied
des Wissenschaftlichen Beirats war er für die Rosa-Luxemburg-Stiftung
engagiert. Jörg Huffschmid hat mit seinen Analysen der globalisierten
Finanzmärkte und Arbeitswelten sowie der Europäischen Integration ganz
wesentlich zur analytischen Unterfütterung der globalisierungskritischen
Bewegung beigetragen.
2011 wurde der Preis erstmals an Nicola Liebert für ihre Arbeit
"Determinanten einer nachhaltigen Steuerpolitik im Kontext der
Globalisierung" verliehen.
Pressefotos:
* Florian Butollo: http://kurzlink.de/Huffschmid-Preis
* Ingo Stützle: http://www.neues-deutschland.de/img/o/73697
* Jörg Huffschmid:
http://rosalux.de/fileadmin/images/stiftung/huffschmid_sw.jpg
Für Rückfragen:
* Birgit Mahnkopf, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin,
mahnkopf at hwr-berlin.de, +49 (0)30 30877-1134
* Peter Herrmann, Wissenschaftlicher Beirat von Attac,
herrmann at esosc.eu, +39.342 8518255
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