[imc-presse] Pressemitteilung: Syrien/Westkurdistan: Freie Syrische Armee und Islamisten erklären den KurdInnen den Krieg

Civaka Azad e.V. info at civaka-azad.org
Sun Aug 4 11:12:46 CEST 2013


Pressemitteilung, 04.08.2013

 

Syrien/Westkurdistan: Freie Syrische Armee und Islamisten erklären den
KurdInnen den Krieg

 

In Aleppo werden kurdische ZivilistInnen massakriert - Freie Syrische Armee
erklärt KurdInnen den Krieg - Entscheidung zum Angriff gegen kurdische
Selbstverwaltungsstrukturen in Türkei getroffen - PYD: Demokratische Kräfte
müssen uns in unserem Kampf unterstützen

 

In den Orten Til Hasıl und Til Aran im Gebiet von Aleppo werden kurdische
ZivilistInnen von al-Qaida-Gruppen und Einheiten der Freien Syrischen Armee
(FSA) massakriert. Kurdische Jugendliche werden allein aufgrund ihrer
kurdischen Identität ermordet. Zugleich wurden hunderte kurdische Frauen und
Kinder von den Gruppen entführt.

 

Bereits am 31. Juli und am 1. August wurden in den beiden Orten 70
ZivilistInnen von den al-Qaida-Gruppen ermordet. Die Angriffe gegen die
kurdischen ZivilstInnen halten weiter an.

 

In der Region leben rund 40.000 KurdInnen. Über die örtlichen
Moscheelautsprecher haben die islamistischen Gruppen nun diese Menschen für
vogelfrei erklärt. So sei es "helal" (aus islamischer Sicht richtig)
kurdische Frauen zu entführen und zu vergewaltigen, erklärten die
Islamisten. Auch werden die Häuser der KurdInnen der Plünderung frei
gegeben. Die meisten kurdischen EinwohnerInnen der Orte Til Hasıl und Til
Aran befinden sich mittlerweile auf der Flucht. Im fünf Kilometer entfernten
Dorf Sixêr erklärten die KurdInnen, was ihnen von den Islamisten angetan
wurde.

Einer der Flüchtlinge, der aus Sicherheitsgründen seinen Namen nicht angeben
wollte, erklärte, dass der bloße Grund, weshalb die KurdInnen dort
massakriert werden, ihre kurdische Identität ist. Über den Verbleib der
entführten KurdInnen, ihre Zahl geht in die Hunderte, gibt es derzeit
keinerlei Informationen.

 

An den Massakern beteiligt sind auch Einheiten der FSA. Über eine
Videomessage drohte der FSA-Kommandant Abdulcabbar el-Akidi damit, die
KurdInnen massakrieren zu wollen. Man werde alle Munitions- und Waffenlager
der Al-Nusra-Front und der Gruppe Islamischer Staat Irak und Syrien für den
Kampf gegen die KurdInnen öffnen und zur Verfügung stellen.

 

Entscheidung zum Angriff auf kurdische Bevölkerung in Dîlok (Gaziantep,
Türkei) getroffen!

 

Am 26. Juli 2013 trafen sich 70 Kommandanten der Freien Syrischen Armee
unter der Gastgeberschaft der Türkei in Dîlok (Gaziantep). Jetzt ist an die
Öffentlichkeit gekommen, dass die Entscheidung zu den Angriffen auf die
kurdische Bevölkerung von Rojava (Westkurdistan/Nordsyrien) auf diesem
Treffen gefällt worden ist. In Til Hasıl und Til Aren im Gebiet Halep wurden
am 31. Juli und 1. August mindestens 70 kurdische Zivilisten getötet und
Hunderte als Geiseln genommen.

 

Der Nachrichtenagentur ANHA zufolge, erklärte der Vorsitzende des
militärischen Rats der Freien Syrischen Armee Abdulcabbar el-Akidi auf dem
Treffen in Dîlok, dass sie viel stärker als die PYD seien und alle Kurden
aus den Gebieten Syriens vertrieben werden sollen. Es sei die Zeit der
"Vernichtung" gekommen. Zudem wurde eine Videobotschaft ausgestrahlt, in der
mehrerer Kommandanten der Freien Syrischen Armee zu sehen sind. Darin wird
erklärt, dass unter anderem die Brigade "Azadi" Teil der Angreifer auf Til
Hasıl und Til Aren ist und das Ziel der Angriffe die kurdischen
Volksverteidigungseinheiten (YPG) seien.

 

Scharf kritisiert wurde die Zusammenarbeit zwischen FSA und al-Qaida von dem
Kommandanten der El-Ekrad-Front Haci Ahmet. "Diejenigen die fordern, dass
wir unsere Waffen abgeben sollen, sollen, falls sie Herzen haben, kommen und
versuchen uns diese abzunehmen", so Ahmet. Man werde weiterhin die Völker
vor dem faschistischen Baath-Regime und den bewaffneten Banden schützen.

 

Ahmet betonte, dass Abdulcabbar el-Akidi in seiner Rede zugegeben habe, dass
die FSA-Kämpfer zusammen mit al-Qaida-nahen-Gruppen für Massaker an der
Bevölkerung in Tel Aran und Tel Hasıl verantwortlich sei. Die
internationalen Mächte müssten daher die Militärunterstützung für bewaffnete
Gruppen in Syrien nochmal überdenken, so Ahmet.

 

Bei der El-Ekrad-Front handelt es sich um bewaffnete kurdische Einheiten,
die überall dort agieren, wo kurdische Gemeinschaften in Syrien außerhalb
der westkurdischen Gebiete leben.

 

PYD: Demokratische Kräfte müssen uns in unserem Kampf unterstützen

 

Die diplomatische Vertretung in Europa der Partei für eine Demokratische
Union (PYD) rief in Hinblick auf das von islamistischen Gruppen verübte
Massaker an kurdischen Zivilisten in den Vororten von Aleppo alle
Unterstützer der Demokratie dazu auf, die kurdische Bevölkerung in ihrem
Kampf gegen die al-Qaida und ihr nahestehenden Gruppen zu unterstützen. "Die
syrische Revolution begann mit dem friedlichen Protest von einigen Frauen im
Hamadiah Bazar von Damaskus im März 2011. Heute ist sie allerdings zu einem
blutigen Krieg zwischen dem syrischen Regime und einer ganzen Bandbreite
sogenannter Oppositioneller verkommen. Diese Opposition porträtiert sich
selbst gerne als revolutionär und demokratisch. Allerdings hat ihre Praxis
rein gar nichts mit dieser Selbstdarstellung gemein. Die Opposition, geführt
von al-Qaida nahen Gruppen wie Jabhat al Nusra und Islamischer Staat Irak
und Syrien (ISIS) greift gegenwärtig kurdische Gebiete an und schreckt nicht
davor zurück Zivilisten zu attackieren", heißt es unter anderem in der
Erklärung. Die vollständige Erklärung können Sie im Anhang entnehmen.

 

Auch der Exekutivrat der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hat zu den
Angriffen auf kurdische ZivilistInnen in Rojava (Westkurdistan/Nordsyrien)
eine Erklärung abgeben. Die Angriffe haben die Errungenschaften der
Revolution in Rojava zum Ziel, heißt es darin. Es wird zur großen
Mobilisierung in ganz Kurdistan und zur internationalen Solidarität
aufgerufen. Jeder Platz soll zum Ort der Rebellion gemacht werden. Alle
sollen neben dem Volk von Rojava ihren Platz einnehmen, dass von Massakern
durch regionale Kräfte und deren Kollaborateure, die die Revolution Rojavas
zerstören und ihr eigenes korruptes System aufbauen wollen, bedroht sei.
"Wir rufen das kurdische Volk und dessen Freunde auf, unser Volk in Rojava,
das gegen die Banden und dunkle internationale Mächte einen Kampf für
Freiheit und Würde führt, nicht allein zu lassen und die Revolution im
gesamten Mittleren Osten zu entwickeln", heißt es in der Erklärung der PKK.

 

In Dutzenden kurdischen Städten gab es bereits dezentrale Kundgebungen und
Demonstrationen, auf denen sich mit der Bevölkerung von Rojava solidarisiert
wurde. Am Freitag (02.08.2013) organsierte der Demokratische Kongress der
Völker (HDK) zusammen mit Dutzenden linken Organisationen und der
LGBT-Bewegung eine Demostation in Istanbul, an der Tausende Menschen
teilnahmen.

 

Der Demokratische Kongress der Völker (DTK), die Partei für Frieden und
Demokratie (BDP), die Demokratische Freie Frauenbewegung (DÖKH), der
Jugendrat und Dutzende zivilgesellschaftliche Organisationen mobilisieren
für eine mehrtätige zentrale Solidaritätsaktion in der Grenzstadt
Ceylanpinar, der Schwesterstadt von Sere Kaniye. Für den 4. August ist eine
Großdemonstration vorgesehen und am 5. bis 7. August werden Mahnwachen
abgehalten werden. Es werden Hunderttausend bei der zentralen Kundgebung aus
den Städten wie Merdin (Mardin), Amed, Elih (Batman), Şirnex (Şırnak),
Dersim, Çewlik (Bingöl), Elaziz (Elazığ), Sêrt (Siirt), Bêdlis (Bitlis), Wan
(Van) und Mûş erwartet.

 

Auch in Hamburg, Bonn, Hannover und Bremen  kamen tausende Menschen gegen
den Krieg in Rojava zu Demonstrationen zusammen, zu der der PYD Europa
Organisation aufgerufen hatte. Unter anderem wurde die Beteiligung aller in
Syrien lebender Völker, Glaubensgemeinschaften und Kulturen an
Friedensgesprächen unter der besonderen Berücksichtigung von Frauen
gefordert.

 

Für weitere Informationen und Rückfragen stehen wir gerne unter der Nummer
069-84772084 zur Verfügung.

 

Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V. 

 

 

***

 

Die vollständige Erklärung der diplomatische Vertretung in Europa der Partei
für eine Demokratische Union (PYD):

 

An appeal to the European Union and the world public opinion

 

The Syrian revolution, which began with the peaceful cries of women in the
Hamadiah Market in Damascus march 2011, has been reduced to a bloody war
between the Syrian regime and a whole range of so called opposition
fighters. Although the opposition likes to portray itself as revolutionary
and democratic, its actions have resembled nothing like it. The opposition,
spearheaded by al Qaida affiliated groups such as Jabhat al Nusra and the
Islamic State of Iraq and Syria (ISIS), has recently attacked Kurdish areas,
indiscriminately targeting civilians, women and children. 

 

By their own admission, they aim at establishing a strictly Sharia based
Islamic Caliphate in the Kurdish parts of Syria, and consequently pay no
attention to rights of ethnic or religious minorities. Under the auspices of
the Supreme Kurdish Council, the Kurds have so far successfully governed
their own areas and have managed to keep the horrors of the civil war
somewhat at bay. However the stability of the Kurdish areas is being
threatened as Kurds now face immediate danger from these radical salafist
groups. For over a month Jabhat al Nusra and the ISIS have been pillaging
and looting Kurdish towns and villages. Armed attacks using light and heavy
weaponry, harassments, torture, rape, kidnappings and massacres have all
taken place in the name of religion and the pretense of holy war (Jihad).
Civilian hostages are being held as way of putting pressure on relatives,
threats specifically aimed at Kurds are being shouted out from Mosques,
instigating mass expulsion.  The attacks have been most striking in small
towns in the Aleppo province, especially in Til Hassil and Til Eran, were
people have been summarily executed. 

 

These radical groups thrive on chaos and destabilization and are trying to
gain influence by sowing discord among the different components of the
Syrian fabric. Attempts are also made to silence progressive Kurdish
politicians, the most recent case being Isa Hisso, member of the Supreme
Kurdish Council, who was killed in a car bomb 30th july 2013. 

 

In light of the horrific events which are currently taking place in the
Kurdish areas, and for the sake of the Syrian revolution in general, we call
on the attention and support of the international community. We urge all
defenders of democracy to support the Kurdish people in its fight against al
Qaida and its fundamentalist affiliates. 

 

02.08.2013, Brussels

 

Diplomatic relations office of the Democratic Union Party in Europe, PYD

 

 

Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V. 
www.civaka-azad.org // info at civaka-azad.org 
Bornheimer Landstraße 48, 60316 Frankfurt 
Tel.: 069/84772084 

 

-------------- next part --------------
An HTML attachment was scrubbed...
URL: </pipermail/imc-presse/attachments/20130804/f0d17499/attachment-0001.htm>
-------------- next part --------------
A non-text attachment was scrubbed...
Name: PM_Freie Syrische Armee und Islamisten erkl?ren den KurdInnen den Krieg_04.08.13.doc
Type: application/msword
Size: 103424 bytes
Desc: not available
URL: </pipermail/imc-presse/attachments/20130804/f0d17499/attachment-0001.doc>


More information about the imc-presse mailing list