[imc-presse] Syrien/Westkurdistan: Angriffe Al-Qaida naher Gruppen auf kurdische Selbstverwaltung

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Fri Aug 2 10:54:54 CEST 2013


Pressemitteilung von Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für
Öffentlichkeitsarbeit e.V., 01.08.2013

 

Syrien/Westkurdistan: Angriffe Al-Qaida naher Gruppen auf kurdische
Selbstverwaltung

 

Islamistische Gruppen greifen westkurdische Städte an - Schwere Gefechte
zwischen kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) und islamistischer
Gruppen - nahezu 300 kurdische Zivilisten als Geisel genommen - Grenzstadt
Serê Kaniyê von Stromzufuhr abgeschnitten - Ranghoher kurdischer Politiker
ermordet

 

Die gewaltsamen Auseinandersetzungen die am 16. Juli 2013 nach einem Angriff
islamistischer Gruppen, darunter der Al-Qaida nahestehenden Al-Nusra-Front,
auf die westkurdische Stadt Serê Kaniyê (Ras al-Ain), haben sich in den
letztes Wochen nun auf mehrere zumeist oder teilweise kurdische bewohnte
Städte und Orte nahe der türkisch-syrischen Grenze ausgeweitet. Die
islamistischen Gruppierungen verüben hierbei immer wieder Kriegsverbrechen
wie Entführungen und Tötungen von ZivilistInnen, Bombardierung von
Stadtteilen, ethnisch bedingte Vertreibung sowie Folter. Der YPG zufolge
wurden bei Kämpfen dutzende Mitglieder der islamistischen Gruppierungen und
sechs Mitglieder der YPG getötet.  

 

In einer Erklärung des Pressezentrums der YPG vom 01. August heißt es, dass
es gestern zu schweren Kämpfen zwischen der YPG und islamistischer Gruppen,
darunter der  Al-Qaida- nahestehenden ''Al-Nusra Front'' und "Islamischer
Staat im Irak und Syrien" gegeben hat. Bei den Gefechten die in den
westkurdischen Städten Tirbespiye (al-Qahtaniya), Girke Lege (Al-Ma'bada)
und Til Ebyed (Girê Spî) stattfanden, wurden demnach sechs Mitglieder der
YPG und 69 Mitglieder der islamistischen Gruppen getötet und 20 verletzt. 

 

Angriffe auf kurdische Zivilbevölkerung

 

Nach den schweren Verlusten der islamistischen Gruppen, haben Kämpfer der
Al-Nusra-Front und der Gruppe ''Islamischer Staat im Irak und Syrien'' nun
mit Angriffen auf die kurdische Zivilbevölkerung begonnen. Sie belagerten
und eroberten die Dörfer Tel Hasıl (Tall Hassel) und Tel Aran (Tall Aren) im
Osten der Provinz Halep (Aleppo) und töteten mit Panzer-, Mörser- und
Artillerieangriff über 50 Zivilisten und haben über 300 kurdische Zivilisten
als Geiseln genommen. Weitere Informationen über die Situation in den
Dörfern werden verhindert, da die islamistischen Gruppen die
Telefonleitungen abgeschnitten haben. Die El-Ekrad-Front (bewaffnete
kurdische Einheiten, die außerhalb der westkurdischen Siedlungsgebiete
agieren) berichtet, dass es massakerartige Übergriffe auf die Kurden in
dieser Region gebe. Die Meisten der getöteten und entführten Zivilisten
seien Angehörige und Familienmitglieder der Kämpfer der El-Ekrad-Front.

 

Auch die Grenzstadt Serê Kaniyê wurde zum Ziel der Al-Nusra-Front. Die
islamistische Gruppe übernahm am Donnerstag (01.08.2013) die Kontrolle über
die Strom-Hauptleitung und hat die Stromzufuhr nach Serê Kaniyê abgebrochen.
Dadurch ist es zu Problemen bei der Trinkwasserversorgung  in der Stadt
gekommen.

 

Am 30. Juli wurde zudem das ranghohe und prominente Mitglied des Kurdischen
Hohen Rats Isa Huso, durch eine Autobombe in der westkurdischen Stadt
Qamişlo (Qamishli) getötet. Zu der Tat hat sich bisher niemand bekannt.
Allerdings werden islamistischen Gruppen hinter der Tat vermutet. 

 

Warum kam es zu den Auseinandersetzungen?

 

Die schweren Auseinandersetzungen zwischen den islamistischen Gruppen und
den KurdInnen entbrannten, nachdem die Mitglieder der Al-Nusra-Front Mitte
Juli eine Streife der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG)
angegriffen hatten. Doch es scheint, dass die islamistischen Gruppen mit
diesem Angriff nur den Start für eine breit angelegte Operation gegen die
kurdischen Gebiete gegeben haben. Während die Freie Syrische Armee (FSA) im
Süden Syrien wichtige Gebiete gegen das Assad Regime verliert, haben die
islamistischen Gruppen nun ihren Fokus auf den Norden Syriens und
Westkurdistan gelegt. Als strategisch wichtig werden diese Gebiete auch
deshalb erachtet, weil die Türkei weiterhin als Rückzugsgebiet und
Versorgerin dieser Gruppen fungiert. So haben sich am 26. Juli rund 70
Kommandanten der FSA zu einer Versammlung unter der Gastgeberschaft der
Türkei in Dîlok (Gaziantep) getroffen und dabei nicht nur das Assad-Regime
sondern auch die Partei der Demokratische Union  (PYD), die einflussreichste
kurdische Partei in Syrien, zum Gegner erklärt. Auch berichteten
Augenzeugen, dass bereits Mitte Juli mehr als 1000 bewaffnete Männer,
vermutlich Kämpfer aus der Reihen der Islamisten, die türkisch-syrische
Grenze in Richtung Serê Kaniyê passierten.

 

Laut unterschiedlichen Meldungen planten islamistische Gruppen, die in die
Kämpfe gegen die KurdInnen involviert ist, nach dem Ende des Ramadans und
nach erfolgter Einnahme der Provinz ar-Raqqah im Norden Syriens ein
islamisches Emirat auszurufen. Die kurdischen Siedlungsgebiete sollten Teil
dieses Emirates sein.  So wird der großangelegte Angriff auf die bisher
vergleichsweise ruhigen kurdischen Siedlungsgebiete in Syrien als Teil
dieses Planes betrachtet. 

 

Für weitere Informationen und Rückfragen stehen wir gerne unter der Nummer
069-84772084 zur Verfügung.

 

 

Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V. 
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Bornheimer Landstraße 48, 60316 Frankfurt 
Tel.: 069/84772084 

 

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