[Pressemitteilung] G8: Sternmarsch-Bündnis nimmt Stellung zur "Gefahrenprognose"
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Do Mai 24 12:46:57 CEST 2007
Pressemitteilung Sternmarsch-Bündnis
24. Mai 2007
* Sternmarsch-Bündnis nimmt Stellung zur "Gefahrenprognose" der Polizei
* Einsatz von "Kavala" als Versammlungsbehörde rechtswidrig
* "Polizeilicher Notstand" Armutszeugnis für den Rechtsstaat
Der Sternmarsch nach Heiligendamm am 7.Juni ist wichtiger Bestandteil der
vielfältigen, bunten Proteste gegen den G8-Gipfel. Die Polizeibehörde
"Kavala" hatte neben dem Sternmarsch mit einer Allgemeinverfügung alle
Versammlungen in einem Abstand von 3 km am Zaun um Heiligendamm und im
Gebiet Rostock-Laage verboten.
Ein Versammlungsverbot von 40 Quadratkilometern ist einmalig in der
Geschichte der Bundesrepublik. Am Dienstag hatte "Kavala" vor Gericht
Stellung zu der Klage der VeranstalterInnen bezogen und dort erneut
lediglich einen "allgemeinen polizeilichen Notstand" betont.
Das Sternmarsch-Bündnis wird vertreten von den Hamburger Anwälten Carsten
Gericke, Ulrike Donat und Cornelia Ganten-Lange.
Heute reichen die Anwälte eine weitere Konkretisierung beim
Verwaltungsgericht Schwerin ein.
Der Wind dreht sich: Aus der verbietenden Polizeibehörde wird nun der
Gegenstand der Untersuchung. Die Anwälte deckten verfassungsrechtliche
Mängel bei der Einrichtung von "Kavala" auf:
"In dem Bestreben, ad hoc die 'Versammlungsverhinderungsbehörde Kavala'
einzurichten hat man verfassungsrechtlichen Grundsätzen offenbar keine
Bedeutung beigemessen. Nach meiner Auffassung ist die eigens für 'Kavala'
bzw. den G8 erlassene Rechtsverordnung unwirksam. Damit ist den Verfügungen
die Grundlage entzogen", kommentiert Carsten Gericke die neue Stellungnahme.
Die Anwälte kritisieren dass die Polizei seit Monaten auf das
Demonstrationsverbot festgelegt war: "Andere deeskalierende und gestufte
Konzepte wurden zu keinem Zeitpunkt erwogen".
Zum Demonstrationsverbot schreiben die Anwälte:
* "Mit der Begründung 'polizeilicher Notstand' werden Rechte und
Grundrechte der Bürger außer Kraft gesetzt. Die Annahme, jedes politische
Großereignis verursache einen 'polizeilichen Notstand', wäre ein
Armutszeugnis für den Rechtsstaat, der dann ohne Not bürgerliche
Freiheiten regelmäßig per Allgemeinverfügung außer Kraft setzen
könnte".
* "Allgemeinverfügungen haben niemals Versammlungen verhindert, sondern oft
erst selbst zur Eskalation beigetragen, weil es keinen ausreichenden Raum
mehr gab, die Proteste legal zu artikulieren".
"Willkürliche Demonstrationsverbote, polizeiliche Sonderbehörden und der
Einsatz von Soldaten im Landesinneren weichen das Grundgesetz auf", meint
Tomte Hansen vom Sternmarsch-Bündnis. "Damit wird versucht, Maßstäbe für
das Versammlungsverbot durchzusetzen, die über den G8-Gipfel
hinausreichen".
Caro Paul ergänzt: "Mit dem Sternmarsch wollen wir gemeinsam unsere
Vorstellung von einer anderen möglichen Welt inhaltlich sichtbar machen.
Von sozialrevolutonär bis globalisierungskritisch, von bäuerlichen
Widerstand über Gewerkschaften und Umweltbewegung bis zu
radikalfeministisch - am 7. Juni erheben wir unsere Stimme gegen die
menschenverachtende Logik, mit der die G8 die Welt beherrschen wollen!".
Kontakt: 0160/ 953 14 023
[Sternmarsch-Bündnis]